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Presseinformation

21. November 2018
Zum Internationalen Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen!“ am 25. November: 15 Jahre Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt im Kreis Steinfurt
Gewalt im sozialen „Nahraum“ ist von öffentlichem Interesse und keine Privatangelegenheit

Kreis Steinfurt. 15 Jahre Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt im Kreis Steinfurt: Seit 2003 kommen Vertreter und Vertreterinnen von Polizei, Justiz, Politik, Frauenberatungsstelle und Frauenhaus, Jugendamt, verschiedener Wohlfahrtsverbände sowie Gleichstellungsbeauftragte zusammen, um den Schutz von Frauen und Kindern bei häuslicher Gewalt zu verbessern.

 

„Wir haben viel erreicht in diesen 15 Jahren, unsere Bilanz kann sich sehen lassen“, zogen die Verantwortlichen ein positives Fazit aus ihrer Arbeit: „Es ist gelungen, Berührungsängste und Vorbehalte zum Wohle der betroffenen Frauen und Kinder abzubauen und bei Bedarf unbürokratische Hilfestellungen zu gewährleisten. Vieles, was heute selbstverständlich ist, hat sich erst durch den „Runden Tisch Häusliche Gewalt“ entwickelt.“ Durch eine gelungene Vernetzung konnten verlässliche Hilfestrukturen im gesamten Kreis Steinfurt etabliert und Standards für die Zusammenarbeit der Institutionen zum Abbau häuslicher Gewalt entwickelt werden.

 

Regelmäßige öffentlichkeitswirksame Kampagnen wie Ausstellungen („Opfer“, „Rosenstraße 76“, Echt fair“), Medienveröffentlichungen, Stofftaschen-, Plakat- und Taschentücher-Aktionen („Gewalt kann einpacken“, „Weil Veilchen nicht gleich Veilchen sind“) haben das Thema „Häusliche Gewalt“ immer wieder bekannt gemacht und für das Thema sensibilisiert.

 

Darüber hinaus wurde eine Vielzahl von Flyern und Broschüren erarbeitet: Broschüren über „Häusliche Gewalt – Gewalt in Beziehungen“ und „Neuerungen im türkischen Familienrecht – Informationen zum deutschen Gewaltschutzgesetz“, Flyer in deutscher, türkischer und russischer Sprache und Notfallkarten in sieben unterschiedlichen Sprachen.

 

Fortbildungen, Schulungen und vor allem die Vernetzung von Beratungsstellen, Frauenhaus, Polizei und Staatsanwaltschaft sind weitere wichtige Aufgaben des Runden Tisches.

 

Auch konnte durch das Engagement des Runden Tisches nach siebenjährigen intensiven Bemühungen im Jahr 2011 die kreisweit tätige Frauenberatungsstelle eingerichtet werden.

 

Im Laufe der fünfzehn Jahre, die der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt“ interdisziplinär zusammenarbeitet, wurden außerdem zahlreiche Fachtagungen zu besonderen Themenschwerpunkten („Kinder und häusliche Gewalt“, „Warum fällt es Frauen so schwer zu gehen?“, „Frauen – Flucht – Gewalt“) auf die Beine gestellt, die großen Anklang fanden.

 

Als letztes Hauptthema behandelte der „Runden Tisch“ das Hilfeangebot ASS (Anonyme Spurensicherung) für Opfer von sexualisierter Gewalt. In Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin Münster wurde ein Verfahren entwickelt, das eine vertrauliche und anonyme Spurensicherung ermöglicht. Die Betroffenen müssen nicht sofort Anzeige erstatten, sondern haben hierfür zehn Jahre Zeit.

 

Durch das Gewaltschutz- und Polizeigesetz konnte „viel erreicht“ werden. Die Polizei hat seither mehr Möglichkeiten, bei häuslicher Gewalt einzugreifen. „Dem Täter kann ein Rückkehrverbot in die Wohnung für zehn Tage ausgesprochen werden. In dieser Zeit hat das Opfer Zeit, sich Hilfe zu suchen“, erklärt Eva Wilpsbäumer von der Polizei. „Dies ist enorm wichtig für die Frauen“, sagt Agnes Denkler von der Frauenberatungsstelle Rheine. Dort haben 396 Frauen im Jahre 2017 Hilfe gesucht.

Insgesamt verzeichnet die Polizei für das vergangene Jahr 599 Fälle häuslicher Gewalt. „Das Netzwerk zwischen der Polizei und den Beratungsstellen funktioniert gut. Gerade in diesem Bereich ist jedoch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, so Wilpsbäumer.

Der Runde Tisch hat noch einiges an Arbeit vor sich: Weitere Sensibilisierung für das Thema und Öffentlichkeitsarbeit, digitale Gewalt und Hilfe für Kinder sind nur einige der Themen.

Über allem steht die zentrale Botschaft: „Gewalt an Frauen wird ernst genommen“.

 

Zusätzliche Hinweise:

Häusliche Gewalt, deren Opfer in den meisten Fällen Frauen und Kinder sind, ist trotz aller Bemühungen immer noch ein gesellschaftlich weitgehend tabuisiertes Thema. Rund 35 Prozent aller Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen – so das Ergebnis einer Untersuchung der Europäischen Grundrechteagentur von 2014.

In den circa 400 Frauenhäusern der Bundesrepublik Deutschland suchen jährlich rund 40.000 bis 45.000 Frauen Schutz vor gewalttätigen Partnern.

 

Zahlen und Fakten des Hilfetelefons 0800 116 016 „Gewalt gegen Frauen“:

Jede 3. Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen.

25 Prozent aller Frauen erleben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft.

2 von 3 Frauen erleben sexuelle Belästigung.

24 Prozent der Frauen werden Opfer von Stalking.

42 Prozent der Frauen erleben Formen von psychischer Gewalt.

Nur 20 Prozent der Frauen, die Gewalt erfahren, nutzen die bestehenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen.




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Runder Tisch Häusliche Gewalt 15 Jahre



Herausgeber:
Kreis Steinfurt, Stabsstelle Landrat; Pressesprecherin: Kirsten Weßling; Tecklenburger Straße 10, 48565 Steinfurt
Telefon: 02551-692160, Telefax: 02551-692100; www.kreis-steinfurt.de, kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de