Mit neuen Sauberkeitspaten auf Tour: Ohne Müll am Wegesrand lässt es sich leichter wohlfühlen
„Frage nicht, was deine Stadt für dich tun kann – frage, was du für deine Stadt tun kannst“. Diesen Antrieb – in Abwandlung des John F. Kennedy zugeschriebenen berühmten Zitats – sieht Stadtrat Thomas Morlock bei den mehr als zwei Dutzend Sauberkeitspaten, die den Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) beim Sammeln illegalen Mülls freiwillig unterstützen. Wie geübt der Blick der Ehrenamtlichen selbst für im Herbstlaub versteckte Papiertaschentücher, Zigarettenschachteln oder Einweg-Kaffeebecher ist, lässt sich bei mehreren Begleittouren schnell erkennen.
Jürgen Klotz kann Kritik daran, dass Sauberkeitspaten städtische Aufgaben übernehmen, „nicht akzeptieren“. Er findet, dass eine solche Haltung dem Gemeinwohl schade. „Wenn jeder nur noch sein eigenes Ding macht, dann geht es schief“, mahnt der Rentner. Ihn habe immer schon geärgert, wenn HIS öffentliche Fußwege in seiner Umgebung gesäubert hätten – und wenig später habe dort schon wieder Müll rumgelegen.
Dann erfuhr er vom HIS-Aufruf sich als Sauberkeitspate zu engagieren. Ihm gefiel, dass es darum geht ein bestimmtes abgegrenztes Gebiet ehrenamtlich sauber zu halten und sich die Zeit dabei frei einteilen zu können. Klotz wählte das Terrain um den Westbahnhof aus. In der Nähe seiner Wohnung bis zur Vereinten Martin Luther + Althanauer Hospital Stiftung Hanau, wo er ehrenamtlich wirkt, kennt er quasi jeden Quadratmeter. Wenn Klotz dorthin mit dem Rad fährt, erspäht er selbst in den Hecken neben dem Bahnhofszugang schon den Müll, den er später zu Fuß und mit Zange und Müllsack in der Hand entfernt. „Hier fehlt ein Abfallkorb, damit wenigstens der eine oder die andere Zugreisende ihren Müll nicht einfach wegwerfen“, rät er dem städtischen Eigenbetrieb.
Am Fußweg nahe der Kinzig hinüber zur Stiftung pflückt er viele Flaschen auf, die im Uferbereich bei Trinkgelagen einfach weggeschmissen wurden. Ein altes Fahrrad und Autoreifen hat er hier schon gefunden und HIS gebeten diesen Abfall mit dem Kleinlaster abzuholen. Denn dafür ist der Sammelbeutel ungeeignet, den die Müllabfuhr mitnimmt, wenn sie bei Klotz den Restmüll abfährt.
Während des Müllsammelns ermuntert ihn eine Passantin, sie finde es gut, dass es Sauberkeitspaten gebe. Motivierend wirkt sich auch aus, dass Jürgen Klotz den Eindruck hat, es sei an der Kinzig sauberer geworden. Was wiederum daran liegen kann, dass sich Menschen im Herbst nicht so häufig draußen aufhalten wie im Frühjahr oder Sommer.
In der Weststadt ist Monika Wiedemann Sauberkeitspatin und kümmert sich um den Humboldtweg, der auch einen kleinen Park hin zur Dresdener Straße streift. „In dem Umfeld, in dem ich lebe, wünsche ich mir Sauberkeit. Nur dann fühle ich mich wohl“, sagt die Rentnerin, die hier schon seit 1972 „gerne lebt“. Leider habe über die Jahre der Schmutz an den Wegen und im kleinen Park zugenommen. Was sie binnen weniger Minuten in ihren Sammeleimer wirft, bestätigt das: Papiertaschentücher und nicht verrottende Feuchttücher en masse und unachtsam weggeworfene Verpackungen.
Wiedemann gibt unumwunden zu: „Es ist kein schönes Ehrenamt, manchmal brauche ich dafür Überwindung.“ Aber ihr erscheine es sinnvoller selbst aktiv zu werden, statt sich immer wieder über den Unrat am Wegesrand zu ärgern, wenn sie mit dem Rad zum Einkaufen oder zu anderen Zielen fährt. Wiedemann scheut sich auch nicht, Menschen anzusprechen, wenn die ihren Abfall einfach auf die Straße oder in die Grünanlage werfen.
Ebenfalls in der Weststadt sorgen vier Gruppen der Kita Dresdener Straße abwechselnd für Sauberkeit in ihrem Bezirk. Marie, Belma, Romeo, Malika und Erzieherin Monika Przywara finden an diesem Morgen den meisten Müll in einem hölzernen Kletterhaus inmitten einer größeren Sandfläche – der nächste Abfalleimer nur zwei Meter entfernt. Hier hatten es sich offensichtlich Jugendliche gemütlich gemacht und außer jeder Menge Verpackungen auch Erdnussflips liegen gelassen. Die mit einer Zange greifen zu können, ist so anstrengend wie mit den Zigarettenkippen, die an den Wegesrändern liegen.
Die Kita hat sich früher schon an diversen Müllsammelaktionen beteiligt. Jetzt sorgt sie zusätzlich dafür, dass ein eigens von HIS neu aufgestellter Hundekotspender samt Abfallkorb stets mit Tüten gefüllt ist. „Damit kein Hundedreck mehr direkt vor unserem Eingang liegt und mit ins Haus getragen wird“, beschreibt Kita-Leiterin Ulrike Schwarzer. Ein Mädchen seufzt nach einer Weile Müllsammeln: „Ich hasse diesen Müll.“
„Wenn Müll liegen bleibt, wird welcher dazu geschmissen“, weiß auch Waldtraut Hoppe. Daher sei sie als Sauberkeitspatin bemüht, in Steinheim insbesondere um entsprechende gastronomische Betriebe herum Essensverpackungen gar nicht erst lange liegen zu lassen. Wenn sie durch die Stadt laufe, habe sie immer schon Unrat aufgehoben und in den nächsten Abfallbehälter geworfen, erzählt die Magistrats-Ehrenamtliche.
Andreas Schneider sieht in Steinheim auf dem Spielplatz Uferstraße nach dem Rechten. Er fand zunächst die üblichen Überbleibsel vermutlich von Jugendlichen-Treffen: kleine Schnapsfläschchen, Kippen und Pizzaschachteln. Mittlerweile habe sich die Situation gebessert, sagt er. Im Gedächtnis haften geblieben sind ihm zwei Begegnungen: Eine Frau aus der benachbarten Altenwohnanlage gewann ihn einmal, auch den Müll um ihre Lieblingsbank auf dem Maindamm wegzuräumen. Und es kam ein Radfahrer vorbei, der die Idee der Sauberkeitspaten lobte und sich als örtlicher Künstler herausstellte. Schneider nutzte die Chance ihn für ein Kunstprojekt für eine saubere Landschaft zu gewinnen; Einzelheiten sind noch zu klären. Schneider kommt das zupass, weil er beruflich im Rathaus in der Stabsstelle Prävention, Sicherheit und Sauberkeit arbeitet.
Frank Leonhardi, der bei HIS die Arbeit der Sauberkeitspaten koordiniert, schätzt die Hilfe der Freiwilligen. „Sie sind rege, es läuft bisher alles glatt.“ Insgesamt 22 Patinnen und Paten hat er derzeit auf seiner Liste, darunter zwei Kitas.
Dass dieser Ehrenamtlichen-Dienst auch in der Bevölkerung gut ankommt, davon zeugt folgende Begebenheit: Eine Anwohnerin der Francois-Gärten im Lamboy legte einem Sauberkeitspaten eine Packung „Merci“-Schokolade vor die Haustür. Als Dank dafür, dass er regelmäßig den Müll aus der Wasserachse dort wegschaffe.
„Wir können weitere Sauberkeitspaten brauchen, die regelmäßig mithelfen Hinterlassenschaften der Wegwerfgesellschaft wegräumen“, appelliert Stadtrat Morlock. Wer Interesse an einer Patenschaft hat, kann sich telefonisch unter Angabe des gewünschten Patengebietes bei der Abfallberatung von HIS registrieren lassen unter der Nummer 06181-295566 oder eine E-Mail schreiben an sauberkeitspaten@hanau.de.
Pressekontakt: Stadt Hanau, Joachim Haas-Feldmann, Telefon 06181/295-266
Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:
Sauberkeitspaten 1
Selbst vor dichtem Gebüsch schreckt Jürgen Klotz nicht zurück, wenn er darin weggeworfenen Müll entdeckt.
Sauberkeitspaten 2
Haupteinsatzpunkt von Jürgen Klotz: am Zugang zu den Westbahnhof-Bahnsteigen
Sauberkeitspaten 3
Der Sammeleimer ist rasch voll auf der Säuberungstour von Monika Wiedemann.
Sauberkeitspaten 4
Die Kita Dresdener Straße sammelt sogar getrennt: Verpackungsmüll in den gelben Sack und Restmüll in den roten.
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