Kreis Kassel. Die Integration von Geflüchteten birgt viele Herausforderungen für die haupt- und ehrenamtlichen Helfer, wie auch für die Mitarbeiter in den Verwaltungen und Beratungsstellen. Besonders dann, wenn der Hilfebedürftige durch Erlebnisse in seinem Heimatland oder auf der Flucht traumatisiert wurde. Um Interessierten eine Orientierung für den Umgang mit Traumatisierten zu geben, veranstaltete die VHS Region Kassel, gemeinsam mit dem Verdi-Bildungswerk und dem Hessencampus, eine Fachtagung im Hermann-Schafft-Haus. Als Referenten waren eingeladen, der Psychotherapeut Professor Dr. Ulrich Müller von der Hochschule Hannover sowie Martina Beaumont, Koordinatorin beim Psychosozialen Zentrum für Geflüchtete in Nordhessen.    

„Eindeutige Verhaltensregeln zum Umgang mit traumatisierten Menschen lassen sich nur schlecht formulieren“, musste Professor Müller die Erwartungen der Zuhörer dämpfen. Es sei jeweils eine fallbezogene Betrachtung notwendig. Wichtig sei jedoch „die Schaffung von positiven Erfahrungsräumen“ mit Sicherheit und vertrauensvoller Atmosphäre für Geflüchtete. In diesem Zusammenhang beklagte Müller die mangelnde Unterstützung für Helfer und Berater in ihrer praktischen Arbeit. So fehlten oft entlastende Angebote, wie etwa Supervision. „Das gilt genauso für Mitarbeiter in den fachspezifischen Beratungsstellen“, beklagte Maria Jaschic. Zwar unterstütze und berate das Psychosoziale Zentrum Kassel Haupt- und Ehrenamtliche bei Fragen zum Umgang mit Traumatisierten. Die Einrichtung sei aber mit der aktuellen Nachfrage völlig überfordert.

Für die rund 50 Teilnehmer der Fachtagung wurde jedoch auch deutlich, dass Nordhessen bereits über ein differenziertes Angebot zur Integration von Geflüchteten verfügt. Dieses soll in Zukunft weiter vernetzt und professionalisiert werden. Dabei erwies sich der Erfahrungsaustausch der Fachdienste auf der Tagung bereits als sehr nützlich. So konnten unter anderem einige neue Kooperationen auf den Weg gebracht werden.

Die Veranstaltung wurde vom Hessischen Kultusministerium gefördert. Für das kommende Jahr sind zwei weitere Fachtagungen geplant.