Kreis Steinfurt/Ibbenbüren. Der Fachkräftemangel in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sogenannten MINT-Berufen, wächst bundesweit von Jahr zu Jahr. Um dieser Entwicklung in der Region entgegenzuwirken, bringt das zdi-Zentrum Kreis Steinfurt (Zukunft durch Innovation) seit 2014 hiesige Unternehmen aus diesen Bereichen mit Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen im Kreis zusammen. Hier erfahren die Jugendlichen nicht nur, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt – sie können auch erste Praxisluft schnuppern.
„Wir sind vor fünf Jahren mit 16 Unternehmen an drei Schulen im Kreis gestartet. Inzwischen stellen rund 40 Firmen an acht weiterführenden Schulen ihre Berufsbilder bei der diesjährigen MINT-Rallye vor“, berichtet Gabi Wenke vom zdi-Zentrum Kreis Steinfurt von dem wachsenden Interesse auf beiden Seiten. In naturwissenschaftlich-technischen Berufen gibt es deutschlandweit etwa eine halbe Million unbesetzte Stellen. Das frühzeitige Werben um Nachwuchs wird für die Betriebe folglich immer wichtiger.
Den Auftakt der Rallye machte in diesem Jahr das Johannes-Keppler-Gymnasium in Ibbenbüren. Insgesamt zwölf Unternehmen aus dem Industriebereich, aber auch die Fachhochschule Münster, ein Berufskolleg, die Kreissparkasse Steinfurt sowie eine Krankenkasse kamen an die Schule, um sich den 96 Neuntklässlern zu präsentieren. Außerdem hatten die Fachkräfte von morgen Gelegenheit, sich bei den Experten vom Ausbildungsportal „azubi me“ über Bewerbungs- und Informationsmöglichkeiten bei der Ausbildungsplatzsuche zu informieren.
Auszubildende und duale Studenten der Firmen stellten sich vor, sie erklärten, welche Ausbildungsmöglichkeiten – vom Industriekaufmann, Chemielaborant, Pharmakant, Industrie- oder Verfahrensmechaniker bis hin zu dualen Studiengängen wie Wirtschaftsingenieurwesen – sie anbieten.
Im Anschluss konnten sich die Schülerinnen und Schüler selbst ausprobieren: Sie halfen bei der Herstellung von Medikamenten, zerlegten Computer in ihre Einzelteile, montierten Schraubstöcke, programmierten Lernroboter und schnitten Gewinde in ein Stück Metall.
„Die MINT-Rallye ist eine gute Möglichkeit, in den direkten Kontakt mit jungen Leuten zu kommen. Hier haben wir durchaus schon Praktikumsplätze vergeben und spätere Azubis für uns gewonnen – das Format macht sich bezahlt“, erklärt Patrick Ruwe von der Firma Wiewelhove, die seit der ersten Rallye mit dabei ist. Wiewelhove beschäftigt Auszubildende im Chemielabor, angehende Mechatroniker und Industriekaufleute.
Auch die Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, in den praktischen Berufsalltag der Betriebe hineinzuschauen. „Mein Betriebspraktikum werde ich bei einer Lokalredaktion absolvieren“, berichtet die 14jährige Jule. An der Praxisstation der Firma B+K aus Lengerich montierte sie einen Schraubstock anhand von Montagebildern. „Das hat Spaß gemacht. Vielleicht sind auch andere Bereiche etwas für mich“, zeigte sich die Schülerin offen für die vorgestellten Berufe. Ihr Schulkamerad, der 15jährige Tom, weiß bereits heute, welches Ziel er verfolgt: „Ich will auf jeden Fall in den naturwissenschaftlich-technischen Bereich gehen. Mein Ziel ist ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens“, erzählt er, während er am Schraubstock herumwerkelt.
Am Ende des ereignisreichen Vormittags konnten die Schülerinnen und Schüler die Rallye bewerten. Das Feedback wertet das zdi-Zentrum aus und stellt es den teilnehmenden Firmen zur Verfügung – damit auch bei der nächsten MINT-Rallye die Betriebe die jungen Leute begeistern können.
Zunächst aber steht die zweite Station der MINT-Rallye auf dem Programm. Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule am Hassenbrock in Rheine-Mesum haben am 9. April die Möglichkeit, die verschiedenen MINT-Berufe praktisch kennenzulernen.