Meldungsdatum: 29.04.2019
Eigentliche Bedeutung des Feiertags wurde entstellt
Letzteres traf für die Maifeiern zu, deren eigentliche Bedeutung man entstellte bzw. den Feiertag in die damalige Weltanschauung hüllte. Der seinerzeit amtierende Kreisleiter Hermann Upmann selbst brachte es am 30. April 1939 in einer Vorrede auf den Punkt, indem er schlichtweg verkündete, dieser Tag sei einfach nicht mehr der Feiertag, wie ihn einstmals die Arbeiter vor der Mach-übernahme begangen haben, sondern durch die Beseitigung des Klassenkampfes durch den Führer sei dieser Tag zum Feiertag des deutschen Volkes geworden.
Die Feier zum 1. Mai 1939 begann tags zuvor mit einem Einsingen auf dem Horst-Wessel-Platz (heute Markt), wo um 17:30 Uhr der Maibaum errichtet wurde. Eine Werkscharkapelle und Abordnungen von Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel führten mit Märschen und nationalen Liedern durch das Programm. Der eigentliche Festtag, ein Montag, bestand aus zwei Teilen, und zwar zunächst aus einer Jugendkundgebung. Morgens fanden sich die Jungen und Mädchen der NS-Jugendbewegung und der Betriebe auf dem Horst-Wessel-Platz ein, wo u. a. die Sieger des diesjährigen Reichsberufswettkampfes bekannt gegeben und durch Hoheitsträger der Partei geehrt wurden.
Im Mittelpunkt standen das herkömmliche das Treuebekenntnis zu Volk und Führer und die Übertragung der Jugendkundgebung aus der Hauptstadt Berlin. In der Mittagsstunde folgte dann die Großkundgebung „aller Schaffenden“ der Bocholter Betriebe, die sich nach einem Sternmarsch aus allen Himmelsrichtungen kommend auf dem Platz vor dem Rathaus eingefunden hatten. Dort hörten sie die Ansprache eines Gauhauptstellenleiters namens Kollmeier, der die Bedeutung des Maifeiertages im Sinne der NS-Ideologie herausstellte.
Offizieller Staatsakt wegen Dauerregen vorzeitig abgesagt
Anschließend sollte auch der offizielle Staatsakt zum 1. Mai aus Berlin über den Rundfunk übertragen werden. Aber der Dauerregen, der schon am Vormittag eingesetzt hatte, veranlasste die Verantwortlichen, die Kundgebung vorzeitig abzusagen. Stattdessen wurde den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, die Rede Hitlers zu Hause, an Gemeinschaftsempfängern oder in den Lokalen der Stadt anzuhören. Das Foto zeigt die Maifeier im Stadtzentrum. Der Maibaum ist am östlichen Ende des Platzes in Höhe des „Kaisers Kaffeegeschäftes“ errichtet. Dicht gedrängt stehen die Teilnehmer zum Teil unter Regenschirmen verdeckt und verfolgen das dortige Geschehen. Es war die siebente Maifeier unter der NS-Regierung und die erste, die buchstäblich ins Wasser fiel.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink
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