Meldungsdatum: 17.07.2019
Bürger, denen die Steuern zu hoch erscheinen und die es nicht auf Anhieb gut finden, wie das Geld von der Regierung verwendet wird: Auch für den Stadtrat der Kinderstadt kam es nicht nur darauf an, richtige Entscheidungen zu fällen – ebenso wie die Politiker in Berlin mussten sich auch Oberbürgermeisterin Helena (14), Bürgermeister George (12) sowie die Stadträte Tim (11), Jakob (14) und Daniel (??) um Zustimmung für ihre Beschlüsse bemühen. Zum Thema Steuern ließen Oberbürgermeisterin Helena und ihre „Kinderosnabrückpartei“ (KSOP) dann sogar eigens Plakate drucken und aushängen, auf denen die Höhe der Abgaben und die Verwendung des Geldes erklärt wurden. Und weil die Argumente darauf treffend und einleuchtend waren, herrschte danach gleich eine deutlich bessere Steuerzufriedenheit.
In der Kinderstadt war wieder alles ein bisschen anders: In dem sechstägigen Planspiel, das jetzt erneut als Bestandteil des Osnabrücker Sommerferienprogramms im Haus der Jugend angeboten wurde, haben 108 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 14 Jahren eine eigene Stadt gebildet, die sie nach eigenen Regeln organisiert und verwaltet haben. Den Kindern standen zwar Ferienpass-Helfer und Mitarbeiter der Jugendzentren als Ratgeber zur Seite – aber sämtliche Entscheidungen wurden nur von den Einwohnern der Kinderstadt, also den Teilnehmern, gefällt.
Die Kinderstadt steht seit 2008 jährlich auf dem Veranstaltungskalender beim Osnabrücker Ferienpass. In dem Planspiel, das gemeinsam von allen Jugend- und Gemeinschaftszentren der Stadt organisiert wird, bilden die Teilnehmer ein eigenes Gemeinwesen und legen selber die Regeln, Gesetze und die Wirtschaftsordnung fest, nach denen es funktioniert. Dabei werden Unternehmen gegründet, die Teilnehmer ergreifen wechselnde Berufe und verdienen Geld (in einer eigenen Währung), das sie bei Freizeitbeschäftigungen auch gleich wieder ausgeben können, so dass ein eigener Wirtschaftskreislauf entsteht. Als weitere Bestandteile stehen jeweils die Wahl einer Regierung und der vorher erforderliche Wahlkampf auf dem Programm.
In dem Planspiel sind nur der Rahmen und der Ablauf vorgeben, also etwa die Betriebe und Verwaltungseinrichtungen der Stadt und die Organisation mit der Wahl eines Stadtrats und einer Bürgerversammlung als höchstem beschlussfassenden Gremium – aber nach welchen Kriterien das Leben in der Stadt gestaltet wird und welchen Verlauf alles nimmt, entwickelt sich immer neu. Zu den großen Ereignissen gehörte dieses Jahr beispielsweise ein Glückspielskandal, der fast die Pleite der Kinderstadt-Bank nach sich gezogen hätte. Außerdem gab es diesmal einen Überfall auf das Jugendzentrum und ein weiterer Verbrecher lieferte sich eine Verfolgungsjagd mit der Kinderstadt-Polizei, bei der er aber am Ende auf dem Innenhof des Hauses der Jugend geschnappt wurde.
Zu den Betrieben in der Kinderstadt gehörte eine Gärtnerei, in der an einem Tag Xuan (14) zur Belegschaft gehörte. Er und drei weiteren Teilnehmer verkauften dort u.a. Blumen und Tomatenpflanzen. Daneben gab es eine Modellierwerkstatt, in der von Marlene (11), Rika (11) und Karla (11) etwa Schmuck aus Fimo hergestellt wurde. Weiter konnte in einer Näherei und in einer Holzwerkstatt gearbeitet werden, ebenso waren aber auch ein Schönheitssalon, ein Imbiss, ein Kino und sogar ein Jugendzentrum vorhanden. Weitere Einsatzmöglichkeiten boten sich bei der Post und bei der Bank. Außerdem gab es ein Medienzentrum, in dem Radio-, Film-, Foto- und Text-Beiträge für Nachrichten oder im Auftrag von Kunden als Werbung produziert werden konnten.
Zu den Verwaltungseinrichtungen gehörte die Stadtverwaltung, die diesmal ein Arbeitsamt, ein Bürgeramt und einen Servicebetrieb umfasste. Das Arbeitsamt war für die tägliche Stellenvermittlung zuständig und im Bürgeramt wurden beispielsweise Pässe für Besucher ausgegeben. Und natürlich gab es auch eine Polizei. Beim Wechsel der Berufe konnte jeder seinen Vorlieben nachgehen. So hatte der 12-jährige Daniel sich beispielsweise erst für die Tischlerei und dann für die Nähwerkstatt entschieden. Zu den wichtigen politischen Ereignissen gehörte diesmal eine Forderung nach Neuwahlen, bei der Oskar (11), Felix (12) und Kaya (13) die Bürgermeisterin Helena mit einer Unterschriftenliste konfrontierten, auf der sich mehr als die Hälfte der Kinderstadt-Einwohner eingetragen hatten. Also gab es reichlich Gesprächsbedarf bei der Bürgerversammlung an diesem Tag.
Als besonderes Ereignis stand wieder ein Empfang im Rathaus der Stadt Osnabrück für die Oberbürgermeisterin der Kinderstadt und eine Delegation des Stadtrats auf dem Programm. Wie im Vorjahr wurden die Mädchen und Jungen von Bürgermeister Uwe Görtemöller im Friedenssaal empfangen und dann durch das Rathaus geführt. Görtemöller und seine 14-jährige Kinderstadt-Kollegin Helena verglichen bei dem Besuch im Rathaus ihre Amtsketten – und beim Gruppenbild wurden die Ketten dann sogar getauscht.
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