Meldungsdatum: 22.08.2019

„Crossing Lines“

Gruppenausstellung in der Kunsthalle Osnabrück mit künstlerischen Positionen von Heba Y. Amin, Jakob Gautel, Olaf Holzapfel, Reuven Israel, Kostis Velonis und Jan Tichy

Anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums präsentiert die Kunsthalle Osnabrück vom 24. August (Eröffnung: 19 Uhr) bis 3. November die von Christian Oxenius und Jan Tichy kuratierte Ausstellung „Crossing Lines“, deren Konzept auf einem Fund in László Moholy-Nagys künstlerischem Nachlass basiert: einem analogen Abdruck seiner Hand von 1926. Dieser Druck wird neben den künstlerischen Positionen von Heba Y. Amin, Jakob Gautel, Olaf Holzapfel, Reuven Israel, Kostis Velonis und Jan Tichy in der Ausstellung zu sehen sein.

Der Handabdruck des ungarischen Bauhaus-Künstlers László Moholy-Nagy ist Teil einer Serie von analogen Drucken der Handinnenflächen von 13 „Bauhäuslern“. Die exakten Datierungen auf den Prints verortet die Aktion zeitlich im Mai und Juni 1926. Die Druckaktion geht wahrscheinlich auf Moholy-Nagys Interesse an Handlinien- und Zukunftsdeutungen sowie spirituellen Praktiken zurück und war im Bauhaus nicht ungewöhnlich. Die Wissenschaft ist sich dennoch nicht sicher, aus welchem Grund diese Gruppe von dreizehn Künstlern, darunter Wassily Kandinsky, Marcel Breuer, Marianne Brandt u.a. diese „Dokumente“ kollektiv erstellt haben. Die Handabdrücke spiegeln die Zukunftsprognose einer Zeit wider, in der die Moderne als Produkt des Positivismus des 19. Jahrhunderts einerseits ihren Höhepunkt erreichte und anderseits bereits die Symptome hervortraten, die zu ihrer Krise führten. In gewisser Weise lässt sich aus den Handlinien des Künstlers eben jene Zukunft ablesen, die in den 1920er Jahren bereits die fundamentalen Fehlentwicklungen zu Tage treten ließ, die bis heute sichtbar sind. Die Aura des Mysteriums und der Mystik sowie das Gemeinschaftsgefühl, das sie widerspiegeln, machen die Kunsthalle Osnabrück als ehemaligem Kloster zu einem prädestinierten Ort, um bisher unergründeten Fragestellungen nachzugehen. Die künstlerischen Forschungen von Heba Y. Amin, Jakob Gautel, Olaf Holzapfel, Reuven Israel, Kostis Velonis und Jan Tichy sollen dazu beitragen, das Bild, das sich die Öffentlichkeit vom Bauhaus macht, abzurunden.

Der Titel „Crossing Lines“ suggeriert dieses Zusammenspiel von Positionen und Narrativen der in Osnabrück präsentierten Werken und eröffnet gleichzeitig kooperative Themenfelder für die Zusammenarbeit mit dem Institute of Design am „Illinois Institute of Chicago. In der renommierten Chicagoer Institution, die 1937 von Moholy-Nagy gegründet wurde, eröffnet im September 2019 eine Parallelausstellung zu „Crossing Lines“, die in der von Ludwig Mies van der Rohe in den USA entworfenen Carr Chapel präsentiert wird. Die Ausstellung versteht sich als Erweiterung und Fortführung des Dialogs der Handabdrücke. Eine Publikation wird das Nachlass-Konvolut erstmals ausführlich im wissenschaftlichen Kontext diskutieren.

Die Gruppenausstellung umfasst bereits gezeigte Arbeiten und eigens für die Kunsthalle Osnabrück geschaffene Neuproduktionen. Die Beiträge von Heba Y. Amin, Jakob Gautel, Olaf Holzapfel, Reuven Israel, Kostis Velonis und Jan Tichy spiegeln eine Form des kollektiven Denkens und Handelns wider, die sich sowohl in den räumlichen Arrangements wie den konzeptuellen Grundlagen der Kunsthalle wiederfinden.

Heba Y. Amin (* 1980, Kairo) konfrontiert die Autorschaft historischer Narrative mit einem nicht-westlichen Standpunkt, sie wirft Fragen nach kolonialen Einflüssen auf und verweist auf die Rolle von Frauen (bzw. deren Abwesenheit). Ihre Arbeit „The Earth is an Imperfect Ellipsoid“ beschäftigt sich Heba Y. Amin mit dieser Thematik, indem sie die historischen Schriften des arabisch-andalusischen Geographen Al-Bakri mit der Diskussion um die aktuellen geopolitischen Grenzsituationen verbindet.

Jakob Gautel (* 1965, Karlsruhe) untersucht mit einer Reihe von Fotografien, Zeichnungen und Archivdokumenten seine ganz persönliche Beziehung zum Bauhaus, da seine beiden Großeltern dort studiert haben. Dies bringt ihn dazu, die Beziehung zwischen Erinnerung, Geschichte, Übertragung, Verfall und Transformation in einer Mixed Media-Installation zu reflektieren.

 Olaf Holzapfel (* 1967, Dresden) präsentiert drei seiner Heubilder in einer eigens dafür entworfenen Holztragstruktur (2018-19) zusammen mit einem Digitaldruck von 2008. Er hinterfragt damit das mechanische Element der Architektur, indem er sie mit den natürlich gegebenen Codes des Materials konfrontiert. Diese künstlerische Position rückt seine Arbeit nur auf den ersten Blick in einen Widerspruch zu den rationalen Prinzipien der Bauhausarchitektur. Tatsächlich verbinden sich seine experimentellen Elemente mit den Bauhausforschungen.

Reuven Israel (* 1978, Jerusalem) zeigt drei Skulpturen aus der Serie „As Above, So Below" (2016-17), in der das spirituelle Element durch das sensible Gleichgewicht in der Komposition von Objekten greifbar wird. Israel führt den Betrachter zu einem Verständnis der Verbundenheit von Himmel und Erde, indem er eine Einführung in die symbolischen Lesarten der Formen gibt. Die vierte Arbeit, „Untitled Folding Object 27A“, ist ein formveränderndes Objekt, das sich direkt mit dem Thema der Linie, dem Titel der Ausstellung, beschäftigt.

Kostis Velonis (* 1968, lebt und arbeitet in Athen) entwickelt aus der Arbeit der Bauhauskünstlerin Alma Buscher eine neue Arbeit eine ortsspezifische Arbeit für die räumliche Situation der Kunsthalle. Sie modifiziert die ikonischen geometrischen Formen und Farben des Bauhauses, um die damit verbundenen Möglichkeiten in seinen Formen zu reflektieren.

 Jan Tichy (* 1974 in Prag, lebt und arbeitet in Chicago) zeigt drei Sets historischer Bauhaus-Handabdrücke, eines davon ist in Workshops in Chicago, Modena und Hradec Kralove mit Kunststudenten und Dozenten entstanden. Die ortsspezifische Installation enthält eine Sandzeichnung, die aus einer Horoskop-Karte entwickelt wurde. Zusammen mit den Drucken aus den Archiven von Moholy-Nagy reagiert sie auf die Architektur der Kunsthalle.

 Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Moholy-Nagy Foundation, Inc., mit besonderem Dank an Hattula Moholy-Nagy, sowie mit dem Illinois Institute of Technology | Institute of Design. Sie wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und unterstützt vom Verein der Freunde der Kunsthalle e. V.

Kunsthalle Osnabrück
Hasemauer 1
49074 Osnabrück
Tel. 0541/323-2190
www.kunsthalle.osnabrueck.de

Öffnungszeiten:
Dienstag: 13 bis 18 Uhr
Mittwoch bis Freitag: 11 bis 18 Uhr
am zweiten Donnerstag im Monat: 11 bis 20 Uhr
Samstag/Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Presse & Öffentlichkeitsarbeit:
Verena Voigt PR | kontakt@verena-voigt-pr.de | +49 (0)163 191 16 69

Pressekontakt: Verena Voigt PR | E-Mail: kontakt@verena-voigt-pr.de | Telefon +49 (0)163 191 16 69


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Heba Y. Amin, A Rectilinear Propagation of Thought, 2018.jpg

©  Heba Y. Amin
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Heba Y. Amin, A Refraction of Histories, 2018.jpg

©  Heba Y. Amin
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Laszlo Moholy-Nagy, Right Hand in Green, May 20th 1926, Courtesy of Hattula Moholy-Nagy .jpg

©  Laszlo Moholy-Nagy
Laszlo Moholy-Nagy, Right Hand in Green, May 20th 1926, Courtesy of Hattula Moholy-Nagy .jpg


Reuven Israel, Another Sunset #1, 2017.jpg

©  Reuven Israel
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Reuven Israel, Out Of The Blue, 2016.jpg

©  Reuven Israel
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