Meldungsdatum: 01.09.2019
Nachdem in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts im Bocholter Nordosten die neue Wohnsiedlung in der Giethorst entstanden war, stellte sich die Frage nach der Errichtung einer eigenen Kirche mit Pfarrhaus, Schule und Kindergarten, um die mittlerweile rund 10.000 Seelen zählende Liebfrauenpfarre zu entlasten. So begann man im April 1959 mit den Bauarbeiten der Kirche, die Grundsteinlegung erfolgte am 31. Mai 1959. Nach 18-monatiger Bauzeit war das nach den Plänen von Prof. Heinrich Bartmann von der Technischen Hochschule Darmstadt konzipierte Gotteshaus fertiggestellt, so dass es schließlich am 30. Oktober 1960 von Weihbischof Heinrich Baaken eingesegnet und seiner Bestimmung übergeben werden konnte.
24 Meter hoher Turm als "mächtiger Wächter"
Es handelte sich um einen hohen und weiten Kirchenraum mit schlank gegliederten Säulen, einem großen Chorraum und einer Taufkapelle im untersten Turmgeschoss. Den rund 24 Meter hohen Turm selbst bezeichnete Stadtbaurat Josef Halbfas seinerzeit als „mächtigen Wächter“, der die gesamte Neubausiedlung beherrschte. Nach seiner Ansicht war ein Kirchenbau geschaffen worden, der nicht nur räumlich-architektonisch als geistlich-kultureller Mittelpunkt in Erscheinung trat, sondern sich auch aus der Alltäglichkeit profaner Umgebung heraushob. Die Kosten beliefen sich auf rund 600.000 D-Mark, wobei die Hälfte der Summe vom Bistum Münster getragen und die übrigen Gelder durch Spenden aufgebracht wurden.
In der ersten Jahreshälfte 1965 wurde zur Verschönerung und Vergrößerung der Kirche eine Apsis mit farbigen Fenstern angebaut. Im Zuge einer weiteren Umbaumaßnahme setzte man 1993 eine Dachlaterne über der Altarinsel ein, die mehr Licht in den Innenraum brachte. Gleichzeitig wurde die Apsis durch eine – vielfach umstrittene - weiße Wand vom übrigen Kirchenraum getrennt, die man 2001 jedoch wieder beseitigte.
Wasser im Kirchenraum
Im Laufe der Zeit machten oftmals Witterungseinflüsse der Bausubstanz zu schaffen. Schon am 2. Adventssonntag 1960 hielt die mit rund 1.200 Fensternischen ausgestattete Südwand dem Dauerregen nicht stand, und das Wasser trat in den Kirchenraum ein. Ähnliches geschah nach dem Einbau der Dachlaterne.
Fusion mit Liebfrauen in 2008
Während ihres 60-jährigen Bestehens wirkten an der Herz-Jesu-Kirche insgesamt sieben Pfarrer und Pfarrverwalter sowie sechs Kapläne. Am 30. März 2008, in einer Zeit der Veränderung kirchlicher Strukturen, fusionierte die Gemeinde mit der Pfarrei Liebfrauen. Durch die nunmehrige Profanierung ist die Herz-Jesu-Kirche Geschichte geworden.
Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
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