Meldungsdatum: 15.10.2019

Osnabrücker Steckenpferdreiten wird zum 68. Mal gefeiert

Umzug mit 1400 Viertklässlern erinnert an den Westfälischen Frieden von 1648

Am 25. Oktober 1648 wurde von der Treppe des Osnabrücker Rathauses der Westfälische Frieden verkündet. In Erinnerung daran wird alljährlich in Osnabrück am 25. Oktober der Friedenstag gefeiert. Aus diesem Anlass ziehen auch in diesem Jahr am Freitag, 25. Oktober, die Viertklässler der Grund- und Förderschulen Osnabrücks mit selbstgebastelten Steckenpferden und geschmückt mit farbigen Hüten durch die Innenstadt. Bereits zum 68. Mal findet das Steckenpferdreiten in der Friedensstadt Osnabrück statt.

Aufgrund der Bauarbeiten in der Innenstadt treffen sich 1400 Schülerinnen und Schüler aus den vierten Klassen der Osnabrücker Schulen in diesem Jahr um 17 Uhr auf dem Schulhof der Domschule Osnabrück, wo sie von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert begrüßt werden. Gemeinsam singen sie das „Lied der Steckenpferdreiter“, das eigens für das Osnabrücker Kinderfest komponiert wurde: „Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück und singen für den Frieden...“, bevor der Umzug mit der traditionellen Fanfare beginnt.

Gegen 17.15 Uhr setzt sich der lebhafte Umzug in Gang. Aufgrund der Bauarbeiten im Bereich Johannisstraße/Neumarkt gibt es in diesem Jahr eine veränderte Streckenführung. Startpunkt ist der Schulhof Domschule. Der Umzug startet über den Herrenteichswall, am Haarmannsbrunnen vorbei, auf die Möserstraße über die Georgstraße durch die Große Straße, weiter wie in jedem Jahr über den Nikolaiort, die Krahnstraße, die Marienstraße und die Heger Straße in Bewegung. Dem Zug voran gehen neben der Historischen Stadtwache auch die neuen Städtebotschafterinnen und Städtebotschafter Nolwenn Ricou (Angers), Neşe Yıldız Kendibaşına (Çanakkale), Emily Staton (Derby), Janna Kamphof (Haarlem) und Sergey Loginov (Twer).

Die Ein- und Ausfahrt der L & T Parkgarage ist ab circa 17.20 Uhr durch den Umzug eingeschränkt nutzbar.

Der Umzug wird gegen 18 Uhr auf dem Markt eintreffen. Alle Kinder „reiten“ über die Rathaustreppe, um aus der Hand des Oberbürgermeisters die traditionellen, süßen Brezeln zu erhalten. Unterstützt wird er hierbei von der französischen Schriftstellerin und Philosophin Hélène Cixous, die zu Gast in Osnabrück ist.

Danach empfangen Stephan Rodefeld & The Rock´n´Royals die Kinder auf dem Marktplatz. In einer multimedialen Farbperformance wird „Der Streit der Farben“ in den Fenstern des Rathauses aufgeführt. Mit einer Feuerjonglage und anschließendem Feuerwerk wird die Veranstaltung gegen 19 Uhr beendet.

Das Steckenpferdreiten ist ein Friedensfest für Kinder, das ihnen den Gedanken der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens auf spielerische Weise vermitteln soll.

Als Gäste werden in diesem Jahr wieder Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse der Ismail-Kaymak-Schule aus der türkischen Partnerstadt Çanakkale teilnehmen, die anlässlich eines Schüleraustausches mit der Hauptschule Innenstadt zu Gast in Osnabrück sind und sich intensiv auf das Steckenpferdreiten vorbereitet haben.

Die Tradition des Steckenpferdreitens geht auf das Jahr 1650 zurück. In dem Jahr des Friedensexekutionshauptrezesses sollten in Nürnberg die praktischen Folgen aus dem zwei Jahre zuvor geschlossenen Westfälischen Friedensvertrag geregelt werden. Damals ritten Nürnberger Jungen mit Steckenpferden zu Fürst Piccolomini, dem Beauftragten des deutschen Kaisers Ferdinand III., um ein „Friedensgedächtnis“, ein Andenken an den Frieden, zu erbitten. Piccolomini ließ nach Abschluss des Exekutionsrezesses eine große Anzahl von silbernen, viereckigen Gedächtnispfennigen prägen, die auf der einen Seite einen Jungen als Steckenpferdreiter zeigen. Auch die Jugend erhielt die Münze, „um die Friedensfreude in die nächste Generation weiterzuvermitteln“. 

Die emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage bearbeiteten 1875 in ihrem Buch „Geschichten für die Jugend" das Nürnberger Ereignis. In ihrer Sage ist der Schauplatz der Handlung die Friedensstadt Osnabrück. Die von Oberbürgermeister Griesert ausgeteilten Brezeln sollen die Erinnerung an den Frieden von 1648 symbolisieren.

Die Geschichte der Schwestern von Dincklage war letztlich die Quelle für das Osnabrücker Steckenpferdreiten, das 1948 der damalige Stadtarchivar Ludwig Bäte (1892-1977) anlässlich des 300. Jubiläums des Westfälischen Friedens im Rahmen der Friedensgedächtniswoche der Stadt Osnabrück ins Leben rief. Damals ritten rund 100 Jungen zu Ehren des Friedens durch die vom Krieg zerstörte Altstadt und umrundeten den Marktplatz zweimal.

Seit 1953 wird das Osnabrücker Steckenpferdreiten jährlich und in erweiterter Form veranstaltet. Seitdem hat es sich zu einem überregional bekannten Kinderfest etabliert.

Viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker haben bisher an dem Steckenpferdreiten teilgenommen und berichten teils noch Jahre später von ihren Erlebnissen. Das Projektbüro ruft in diesem Jahr zum Einsenden von kleinen, persönlichen Geschichten, Anekdoten und Fotos zum Steckenpferdreiten auf, um diese zu sammeln und für eine kleine Publikation aufzubereiten.

Veranstalter des Steckenpferdreitens ist das Projektbüro im städtischen Fachbereich Kultur. Ansprechpartnerin ist Anke Bramlage, Leiterin des Projektbüros, Telefon 0541 323-4211 oder E-Mail bramlage@osnabrueck.de.

 

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