Meldungsdatum: 04.11.2019

Stadtgespräche 2019/2020

Geschichte und Geschichten im Museumsquartier Osnabrück

Mit der aktuellen Reihe der „Stadtgespräche“ möchten das Museumsquartier Osnabrück und der Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V. eine Brücke schlagen. Derzeit wird die neue stadtgeschichtliche Dauerausstellung vorbereitet. Mit der Eröffnung ist voraussichtlich Anfang 2021 zu rechnen. Bis dahin werden bei den Stadtgesprächen spannende Aspekte zur Stadtgeschichte durch die Jahrhunderte präsentieren.

Am Mittwoch, 20. November, 16.30 Uhr, referiert Heiko Schulze im Vortragssaal des Kulturgeschichtlichen Museum über „Osnabrücks ‚Verfassungsväter“. Was hat Demokratiegeschichte mit Osnabrück zu tun? 1849 wurde die „Paulskirchenverfassung“ beschlossen. 1919 entstand die „Weimarer Verfassung“. 1949 wurde vom Parlamentarischen Rat das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland angenommen. Immer waren Osnabrücker beteiligt: Carl Theodor Breusing (1789–1867) zählte zu den Vätern der Paulskirchenverfassung, Otto Vesper (1875-1923) und August Josef Hagemann (1875-1950) beschlossen das Weimarer Regelwerk mit, Hans Wunderlich (1899-1977) das Grundgesetz.

Am Donnerstag, 28. November, 19 Uhr, heißt es bei Thorsten Heese in der Villa Schlikker: „NS – Gewalt – Gedächtnis. Zum Bildungspotenzial von NS-Geschichte in stadtgeschichtlichen Kontexten“. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus bietet – gerade in Zeiten von wachsendem Populismus, einer Brutalisierung des öffentlichen Diskurses und steigender autoritärer Tendenzen – ein reiches Potenzial, um aufgrund historischer Erfahrungen in der Gegenwart eine kritische gesellschaftspolitische Debatte zu unterstützen. Regionale Bezüge führen dabei deutlich vor Augen, dass sich historische Entwicklungen nicht abstrakt in der Ferne, sondern ganz konkret „vor der eigenen Haustür“ abspielen.

„Für Menschen von hier und anderswo – 25 Jahre Museum Industriekultur Osnabrück“ ist der Titel des Stadtgesprächs am Donnerstag, 12. Dezember, 2019, 19 Uhr, mit Rolf Spilker im Akzisehaus. Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Osnabrück statt. Eingebettet in eine Industriekulturlandschaft, galt es bei der Gründung des Museums Industriekultur das Drinnen und Draußen gleicher­maßen zu berücksichtigen. Für den Museumskomplex mussten verschiedene Gebäude und Anlagen restauriert werden. Hinzu kam unter Tage der Ausbau des Hasestollens. Mit der Anlage des Rundwanderwegs nahm 1997 auch dieser Teil der Planung Gestalt an. Die Museumspädagogik wuchs. Bürger aus Stadt und Region und hiesige Unternehmen gaben große und kleine Objekte. Zahlreiche Ausstellungen trugen dazu bei, die Veränderungen von Leben und Arbeiten in den letzten hundert Jahren zu veranschaulichen.

Am Donnerstag, 19. März, 19 Uhr, ist der Titel des Stadtgesprächs mit Christian Hoffmann (Hannover) im Akzisehaus: „Pensionen und Baulasten. Der Umgang des Königreichs Hannover mit den Verpflichtungen aus der Zeit der Säkularisation im Bereich der Landdrostei Osnabrück (1813/14-1866)“. Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Osnabrück statt. Das 1814 zum Königreich erhobene Hannover erhielt durch den Wiener Kongress von 1815 u. a. auch das Emsland und die Grafschaft Bentheim und richtete zur Verwaltung des ehemals geistlichen Vermögens mit der Klosterkammer eine besondere Behörde ein. Der Vortrag zeigt, wie Hannover der Verpflichtung zur Versorgung der Kanoniker, Mönche und Nonnen der aufgehobenen Stifte und Klöster in der Landdrostei Osnabrück nachkam, und beleuchtet die Nutzung des beträchtlichen verstaatlichten Immobilienbesitzes.

Am Donnerstag, 26. März, 17 Uhr, geht es bei einem Stadtrundgang (Treffpunkt: Museumsshop) mit Thorsten Heese um „Jüdisches Leben im spätmittelalterlichen Osnabrück“ (Teil 1). Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem städtischen Büro für Friedenskultur im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ statt. Seit dem 13. Jahrhundert etablierte sich in Osnabrück eine erste jüdische Gemeinde. Die jüdischen Familien standen unter dem Schutz des Bischofs als Landesherrn. Den Hinzugezogenen begegnete die Bevölkerung der Stadt von Beginn an mit großem Misstrauen – nicht zuletzt geschürt durch die christliche antijüdische Bezichtigung der Juden als „Christusmörder“. Der etwa zweistündige Stadtrundgang führt an unterschiedliche Orte der Geschichte des jüdischen Lebens in Osnabrück zwischen 1260 und 1430.

Am Mittwoch, 13. Mai, 16.30 Uhr, geht es beim Stadtgespräch mit Thorsten Heese im Vortragssaal des Kulturgeschichtlichen Museums ebenfalls um „Jüdisches Leben im spätmittelalterlichen Osnabrück“ (Teil 2). Nach dem vorangegangenen Stadtrundgang zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Osnabrück zwischen 1260 und 1430 (26. März) stellt der Vortrag die wichtigsten Ereignisse dieser Geschichte näher vor. Negativer Höhepunkt dieser knapp zwei Jahrhunderte währenden Siedlungsgeschichte war der Pogrom gegen die Juden im Sommer 1350 – vor 670 Jahren.

Am Mittwoch, 24. Juni, 16.30 Uhr, ist das Stadtgespräch mit Thorsten Heese im Vortragssaal des Kulturgeschichtlichen Museums mit „Wulfs Erbe – Von Leibeigenschaft und ‚Bauernbefreiung‘“ betitelt. Am 23. Februar 1837 unterschrieb Kolon Franz Wulf seinen Ablösungsvertrag. Damit endete die Jahrhunderte währende Leibeigenschaft des Vollerben Wulf. „Wulfs Erbe“ war ein Bauernhof in der Bauerschaft Lechtingen. Lehnsherr war das Leprosenhaus Süntelbecke der Stadt Osnabrück. Anhand der Geschichte des Bauernhofes vom 14. Jahrhundert bis zu seiner Ablösung im Jahre 1837 werden die Strukturen und Auswirkungen der Leibeigenschaft in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ständegesellschaft exemplarisch vorgestellt.

Museumsquartier Osnabrück
Lotter Str. 2, 49078 Osnabrück
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museum@osnabrueck.de 

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ÖFFNUNGSZEITEN
Di-Fr       11-18 Uhr
Sa/So      10-18 Uhr
Jeder 1. Donnerstag im Monat 11-20 Uhr

STADTGESPRÄCHE
Einzelveranstaltung 2 €
Alle 7 Termine 10 €
Mitglieder Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V. kostenfreie Teilnahme

Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Fachbereich Kultur | Tel. 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de


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©  Thorsten Heese, 2019
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Der Bauernhof „Wulfs Erbe“ heute


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©  Museumsquartier Osnabrück: 2084 b
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„Synagoga“ und „Törichte Jungfrauen“ am Brautportal der Marienkirche (vor 1873)


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©  Museumsquartier Osnabrück
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Blick in die Marienstraße – bis 1350 Wohnquartier der Osnabrücker Juden


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©  Museumsquartier Osnabrück
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Sitz der Landdrostei in der Hakenstraße


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©  Museums Industriekultur Osnabrück
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Dampfmaschine der Firma Gosling von 1849 im Museum Industriekultur


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©  Museumsquartier Osnabrück, E 3641
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„Ehrenhalle im Hitlerhaus“. Fotografie von Rudolf Lichtenberg (1937)


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©  Museumsquartier Osnabrück, A 5400/1 (Ausschnitt)
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Otto Vesper (oben 2. v.r.) im Arbeiter- und Soldatenrat (1918)