Kreis Steinfurt/Steinfurt. „Mit WIRkung nach außen – stark in der Kindertagespflege“ – dieses Motto des ersten kreisweiten Fachtags Kindertagespflege zeigte wortwörtlich Wirkung: 180 Kindertagespflegepersonen, Fachberatungen und Vertreterinnen und Vertreter der Jugendämter waren auf Einladung des Kreisjugendamtes ins Bürgerhaus MLH nach Steinfurt gekommen.
Neben Referaten zu Neuerungen, Zielen und Perspektiven, stand auch der Erfahrungsaustausch auf dem Programm. „Dass gleich beim ersten Mal so viele Interessierte teilgenommen haben, ist ein echter Erfolg. Ich freue mich sehr, dass sie sich für den fachlichen Input und Austausch Zeit genommen haben – und das an einem Adventssamstag“, sagte Mike Hüsing, Leiter des Kreisjugendamtes, zur Resonanz.
Erfreut kam auch Bettina Konrath, die Vorsitzende des Landesverbandes Kindertagespflege NRW, nach Steinfurt. Nachdem das Land die Novelle des Kinderbildungsgesetzes Ende November verabschiedet hatte, konnte sie die Anwesenden über positive Perspektiven informieren: „Ab dem 1. August 2020 gibt es mehr Geld für Kindertagespflegepersonen. Laut einer Information des Landes werden die Finanzierungen für bessere Qualifizierung und Fortbildungen erhöht. Auch Vor- und Nachbereitungszeit und nicht nur reine Betreuungszeit sowie Fachberatung sollen finanziert werden.“ Die Neuerungen hätten zum Ziel, die Kindertagespflege flächendeckend zu professionalisieren und qualitativ weiterzuentwickeln und somit das Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern, erläuterte Konrath.
Finanzierungen und Zuschüsse waren auch Thema im Vortrag „Anschauliche Befunde aus der Praxisforschung – Stärken der Kindertagespflege und Perspektiven der Weiterentwicklung“ des Verhaltensbiologen Dr. Joachim Bensel: „Neben Schwerpunktlegungen in der Qualifizierung und Fortbildung zum Thema Inklusion muss es ein bildungspolitisches Anliegen sein, Tagespflegpersonen generell und ausreichend Verfügungszeiten zu finanzieren, um wichtige Bereiche des Bildungsauftrags zu ermöglichen.“ Als Beispiel dafür nannte Bensel den fachlichen Austausch mit anderen Tagespflegepersonen, Zusammenarbeit mit Eltern und Beratung von Familien. Außerdem hob der Verhaltensbiologe die Alleinstellungsmerkmale und den sich dadurch ergebenden Qualitätsgewinn in der Kindertagespflege hervor. So könnten beispielsweise die Sprache und Interessen der Kinder in kleinen Gruppen individueller gefördert werden und sie böte einen Bezug zum lebenspraktischen Alltag und seinen Gebrauchsgegenständen.
Das Kreisjugendamt als einer von 48 Modellstandorten hatte im Rahmen des durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Programmes „ProKindertagespflege: Wo Bildung für die Kleinsten beginnt.“ zum Fachtag eingeladen. In diesem Zusammenhang erläuterte Kathleen Hagen von der Servicestelle Kindertagespflege Berlin Wirkung und Reaktionen auf das „Kompetenzorientierte Qualifizierungshandbuch Kindertagespflege“. Das Handbuch ist Grundlage für die Qualifizierung von Tagespflegepersonen.
Im Anschluss daran erarbeiteten die Teilnehmenden mit Dipl. Pädagogin Hedda Aistermann eigene Ziele in der Kindertagespflege. Die Ergebnisse reichten von pädagogischem Verhalten über Vernetzung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem präsentierten Kevin Simon und Sylvia Greshake vom Kreisjugendamt das Onlineportal STEP, in dem sich Kindertagespflegepersonen für das neue Betreuungsjahr 2021/22 vorstellen können.