Meldungsdatum: 30.04.2020

Stadtgeschichte: Von der Restauration „Maienthal“ (1868-1920)

Stadtarchiv Bocholt präsentiert historische Lithographie

Wer heute die Stadt Bocholt in Richtung Westen verlässt, erreicht auf der Werther Straße das vor einigen Jahren im Stil alter Baukunst neu entstandene Wohn- und Geschäftsviertel mit Residenz-Stadthäusern, Nostalgie-Wohnbauten und Turmhäusern. Dort, auf dem Eckgrundstück zur Hammersenstraße (früher Kettenstraße) befand sich in alter Zeit noch inmitten ländlicher Idylle die Restauration „Maienthal“.

Eine Fotografie ist bislang nicht überliefert, jedoch wird der Betrachter durch eine klassische Lithographie in Form einer Ansichtskarte entschädigt, wie sie in den letzten Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts üblich waren. Erfahrungsgemäß werden die baulichen Verhältnisse darauf recht gut wiedergegeben.

Chausseegeld an der Wegschranke

Offenkundig handelte es sich bei der Restauration „Maienthal“ um eine sogenannte Barrierewirtschaft, wo an der Wegschranke das Chausseegeld erhoben wurde. Unmittelbar an der Werther Chaussee lag das Wohnhaus des Inhabers mit einem Anbau, welcher einem kleinen Festungsturm ähnelte. Dort schloss sich sogleich die Gartenwirtschaft an, während auf der anderen Seite des Hauses in der jeweiligen Frühjahrszeit Spargel angebaut und verkauft wurde.

Gründer Oehmen aus Winnekendonk

Gründer der Restauration „Maienthal“ war der Gastwirt Franz Oehmen aus Winnekendonk (1811-1887). Er hatte am 25. August 1868 die Erlaubnis erhalten, den Kleinhandel mit Likören zu betreiben, allerdings unter Ausschluss des gewöhnlichen Branntweines. Den Bau einer Anlage zur Herstellung von Getreidestärke wurde ihm 1879 allerdings verwehrt. Nach seinem Tod ging die Gaststätte an seinen Sohn Franz Oehmen (1854-1934) über, der noch 1887 den burgartigen Anbau errichtete und die Gesellschaftsräume dorthin verlegte. Dieser eröffnete Ende 1898 die schräg gegenüber liegende Wirtschaft „Kaisergarten“, und im Januar 1899 übernahm sein Nachfolger, der Wirt Ignatz Hötger (1851-1934) aus Harth (Kreis Büren), die Schenkwirtschaft.

Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Stadtbild an dieser Stelle, vor allem durch die Ansiedlung von Fabriken wie beispielsweise die Baumwollspinnerei Rothe Erde (später Hammersen). Möglicherweise verlor das Ausflugslokal im Laufe der Jahre an Attraktivität, so dass Ignatz Hötger sein Geschäft Mitte April 1920 aufgab und in die Bocholter Innenstadt zog. Anschließend wurde die Restauration „Maienthal“ offenbar aufgegeben.

Text: W. Tembrink/Stadtarchiv Bocholt

Pressekontakt: Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de


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Stadtarchiv Restauration Maienthal

Stadtarchiv Bocholt
Stadtarchiv Restauration Maienthal

Lithografie der ehemaligen Restauration Maienthal