Meldungsdatum: 13.05.2020
Sollten die Pläne aufgehen, könnten am „GesundheitsCampus Westmünsterland“ beginnend im Studiensemester 2021/22 erste Fachkräfte und Lehrpersonal aus dem Gesundheits- und Rettungsdienstwesen nach – das ist entscheidend – akademischen Standards ausgebildet werden. Vor dem Hintergrund von Pflegenotstand sowie Personal- und Ärztemangel wäre dies ein Kooperationsmodell, das landesweit in einem solchen Rahmen neuartig sei, so die Verantwortlichen.
Der Rat sendete ein positives Signal, gemeinsam mit den Initiatoren die weiteren Schritte zu gehen, um, wie Schröder es formulierte, aus dem "Träumchen einen Traum werden zu lassen." Der Rat stimmte ferner dem Vorschlag der Verwaltung geschlossen zu, die laufenden Planungen für eine Erweiterung der Feuerwehr- und Rettungsakademie am Standort Kaiser-Wilhelm-Straße ab sofort zu stoppen.
Zuvor hatten Carsten Schröder, Vizepräsident für Transfer, Kooperation und Innovation der FH Münster, Herbert Mäteling (Geschäftsführer Klinikum Westmünsterland), Dr. Olaf Baumhove (stellvertretender ärztlicher Direktor des St. Agnes-Hospitals) und Klaus Ehling, Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikum Westmünsterland und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der St. Agnes-Stiftung, für die Pläne zu kooperativen akademischen Bildungsangeboten für Gesundheitsfachberufe in Bocholt geworben.
Die Voraussetzungen scheinen ideal: Das Bocholter Krankenhaus als Lehrkrankenhaus verfügt bereits über eine breite und moderne Infrastruktur, zudem ist dort u.a. eine Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und die Zentralschule für Gesundheitsberufe angegliedert. Ein weiterer Pluspunkt: Bocholt verfügt über eine Feuer- und Rettungsdienstakademie (FRB), eine Berufsfachschule für Rettungsdienst und Brandschutz. „Die FRB sucht seit geraumer Zeit nach alternativen Erweiterungsmöglichkeiten. Eine direkte Verbindung mit dem GesundheitsCampus wäre wie ein Sechser im Lotto“, kommentiert Bocholts Erster Stadtrat und Feuerwehrdezernent Thomas Waschki.
Die Idee ist nun, die Bildungsangebote der FH Münster mit den bereits vorhandenen und etablierten Einrichtungen zu verknüpfen und so einen neuen Campus zu entwickeln. Beispielsweise soll ein Simulationslabor (sog. SkillsLab) eingerichtet werden, in dem Studierende erlernte Fähigkeiten vorab erproben können.
Standort
Als Standort ist die Grundstücksfläche östlich des „Barloer Weg“ vorgesehen, die sich im Besitz der Krankenhaus-Stiftung befindet. Auf den stadteigenen Freiflächen plant die Stadt gerade das „Neue Zentrum Stenern“. Wohnungen, Dienstleister, Nahversorger - darunter ein Supermarkt - werden dort entstehen. Die Bildungsakademie würde zusammen mit der Feuer- und Rettungsakademie Bocholt und einer schon länger geplanten Kindertagesstätte nördlich der neuen Erschließungsstraße entstehen. Hier wird die Stadtplanung ein städtebauliches Konzept für einen Gesundheitscampus erarbeiten. „Die beiden Zielausrichtungen „GesundheitsCampus“, kombiniert mit dem neuen Zentrum-Stenern, würden hervorragend harmonieren und wären eine tolle Entwicklung für den Stadtteil Stenern“, so Bocholts Stadtbaurat Daniel Zöhler.
Drei Studiengänge
Drei Studienangebote sind am „GesundheitsCampus Westmünsterland“ angestrebt: Zum einen sog. Primärqualifizierende Pflege, dazu Berufspädagogik im Bereich Rettungsdienst (beides mit Abschluss Bachelor) sowie zwei Varianten aus dem Bereich „Medical and Health Care Education“ (Weiterbildungszertifikate und Master). Dieser Begriff bezeichnet Weiterbildungen für Lehrende in der Medizinerausbildung und in Studiengängen der Gesundheitsberufe.
Hintergrund: Pflegenotstand und Fachkräftemangel
Eine stetig steigende Lebenserwartung und die damit verbundene erhöhte Anzahl an Pflegebedürftigen, parallel dazu der Pflegenotstand sowie Ärzte- und Fachkräftemangel landauf, landab – dieses Szenario bildet die Leinwand der jüngsten Überlegungen. Die Anforderungen an die Arbeitskräfte in den Pflegefachberufen und im Rettungsdienst steigen. Für ihre Tätigkeiten müssen diese Berufsgruppen besser qualifiziert werden.
Ein Beispiel: Allein im Bereich der Primärqualifizierenden Pflege forderte der Wissenschaftsrat schon 2012, dass in der Pflege 10 bis 20 % aller Auszubildenden hochschulisch ausgebildet werden sollen. Die Zahlen sind heute noch eher ernüchternd: In Nordrhein-Westfalen beginnen ca. 10.000 Personen pro Jahr eine pflegerische Ausbildung. Somit müssten rein rechnerisch pro Jahr rund 1.000 bis 2.000 Studienplätze in NRW für Anfänger zur Verfügung stehen. Tatsächlich sind es aber nur 250. In Bocholt könnten weitere 40-50 Studienplätze entstehen, wenn es die notwendige Unterstützung von allen Seiten gibt.
Der Gesundheitscampus Westmünsterland in Bocholt als Bildungseinrichtung mit idealer Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis soll Antworten auf diese Entwicklung geben und in der Region das Zentrum für qualifizierte Aus- und Fortbildung für Berufe im Gesundheitswesen werden.
Finanzierung
Voraussetzung für die Umsetzung des Vorhabens ist eine finanzielle Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Das Grundstück würde über die Stiftung des St. Agnes-Hospitals beigesteuert. „Ebenso würde die Stiftung eine Ankerprofessur übernehmen“, erläutert der stv. Vorsitzende Klaus Ehling.
Reaktionen / Zitate
Carsten Schröder, Vizepräsident für Transfer, Kooperation und Innovation der FH Münster: „Wir verstehen uns als die Hochschule des Münsterlandes und nehmen die Aufgabe als Bildungs- und Innovationspartner unserer Region sehr ernst. Daher haben wir den Impuls aus Bocholt sehr konsequent aufgegriffen. Mit Bocholt wäre die FH Münster dann in allen vier Kreisen des Münsterlandes und der Stadt Münster mit lokalisierten Angeboten aktiv. Wir benötigen aber ausdrücklich fachliche Unterstützung und politischen Rückenwind aus dem Westmünsterland, um unsere gemeinsame Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.“
Ludger Hellmann, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikum Westmünsterland: „Das Klinikum Westmünsterland begrüßt diese wegweisende Initiative der Stiftung. Sie verdeutlicht, welche Perspektiven sich eröffnen, wenn Kompetenzen und Möglichkeiten verschiedener Institutionen gebündelt werden. Gerade der ländliche Raum braucht diesen Spirit, um am Puls der Zeit zu bleiben und der jungen Generation attraktive Bildungs- und Berufschancen in Ihrer Heimat zu eröffnen. Auch dies ist eine Form von Generationenvertrag von Jung und Älter. Bekanntlich ist kaum etwas so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Die Krankenhäuser des Klinikums Westmünsterland werden das Projekt nach Kräften unterstützen und mit dem Gesundheitscampus dauerhaft eng zusammenarbeiten.“
Herbert Mäteling, Geschäftsführer Klinikum Westmünsterland: „Die Initiative zur Gründung eines akademischen Bildungscampus für die Berufe des Gesundheitswesens in Bocholt wird vom St. Agnes-Hospital ausdrücklich begrüßt und unterstützt. Aus-, Fort- und Weiterbildungen sind Kernaufgaben der Personalentwicklung und Unternehmensstrategie des St-Agnes-Hospital Bocholt-Rhede. Der zunehmende Bedarf an Mitarbeitenden mit akademischer Qualifikation ist in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen zu erkennen. Bisher gab es noch keine entsprechenden Bildungsangebote in der Region. Es ist zu wünschen und zu hoffen, dass dieses Projekt auf allen Ebenen die noch erforderliche Unterstützung erhält.“
Klaus Ehling, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der St. Agnes-Stiftung: „Das westliche Münsterland ist bisher ein weißer Fleck, wenn es um das Studium und Weiterbildungsangebote im Bereich der Pflegeberufe geht. Wir wollen als Stiftung helfen diese Lücke zu schließen, Damit wird das Klinikum Westmünsterland stärker und attraktiver für Pflegeberufe. Der größte Klinikums-Standort St. Agnes in Bocholt bietet dafür ideale Voraussetzungen. Wir freuen uns sehr, dass die FH Münster hier einen Studienort errichten und auch die Stadt Bocholt uns dabei mit der Feuer- und Rettungsdienstakademie unterstützen will.“
Peter Nebelo, Bürgermeister der Stadt Bocholt: „Die Chance zu haben, in Kooperation mit der FH Münster und dem St. Agnes-Hospital einen GesundheitsCampus Westmünsterland hier bei uns in Bocholt errichten zu können, löst bei uns große Freude aus. Damit würde in Bocholt eine weitere akademische Ausbildung ermöglicht, dazu noch unter Beteiligung der Feuerwehr- und Rettungsakademie. Das würde den Bildungs- und Medizinstandort Bocholt enorm stärken.“
Thomas Deckers, Leiter der Feuerwehr Bocholt: „Für die FRB ist eine Kooperation zukunftsweisend und bietet interessante Synergien. So kann überlegt werden, Einrichtungen wie das SkillsLab oder eine Kantine gemeinsam zu nutzen. Der Bedarf an Berufspädagogen im Rettungswesen ist Landes- und bundesweit sehr groß, es wäre meines Wissens nach eine der ersten öffentlichen Hochschulen, die diesen Studiengang anbieten. Die FRB hat im Bereich der Rettungsdienstschule derzeit alleine sieben pädagogische Kräfte – zum Teil noch im Studium - beschäftigt.“
Kontakte für Rückfragen der Medien
FH Münster: Katharina Kipp, Pressesprecherin, Tel. 0251 83-64090, katharina.kipp@fh-muenster.de
St. Agnes Hospital Bocholt: Tobias Rodig, Leiter Unternehmenskommunikation, Tel. 2561 99-1220, tobias.rodig@kwml.de
Stadt Bocholt: Karsten Tersteegen, Pressesprecher Stadt Bocholt, 02871 953-327, karsten.tersteegen@bocholt.de
FRB: Thomas Deckers, Feuerwehr Bocholt, Tel. 02871 2103-100, thomas.deckers@mail.bocholt.de
Pressekontakt: Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
Sämtliche Texte und Fotos können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
Die Pressestelle " Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands" ist Mitglied bei presse-service.de [ www.presse-service.de]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und als RSS-Feed oder E-Mail abonnieren.