Meldungsdatum: 05.10.2020
Grüne Felder, Wälder, Wiesen? So lauten zumeist die Assoziationen, die mit dem Begriff „Landschaft“ verbunden werden. Dass es aber auch noch andere Bedeutungen geben kann, ist den Wenigsten bewusst. Um die durchaus spannenden Zusammenhänge von Landschaften und Landschaftsverbänden neu zu beleuchten, hat das Residenzmuseum Celle eine Wanderausstellung konzipiert, die jetzt – nicht zufällig zum 300. Geburtstag Mösers – in Osnabrück Station macht.
Dass diese Ausstellung im Foyer des Rathauses gezeigt wird, hat aber auch noch einen weiteren Grund: Der Landtag ist in Osnabrück zusammengekommen. In diesem Fall ist es aber nicht das Parlament in Hannover, sondern der Begriff für eine Zusammenkunft der Landschaft des ehemaligen Fürstentums Osnabrück. Dieses Gremium setzt sich aus drei Kurien zusammen: erstens der Ritterschaftskurie, zweitens der Städtekurie aus sieben Vertretern der Stadt Osnabrück sowie je zwei Vertretern aus Quakenbrück, Fürstenau, Melle und Bramsche. Und zum dritten aus vier Vertretern der nicht zur Ritterschaft gehörenden Grundbesitzer. Dieses Gremium trifft sich einmal im Jahr an immer wechselnden Orten; in diesem Jahr in Osnabrück.
Wenn Justus Möser (1720-1794) im Alter feststellt, dass er „in sehr besonderen Verhältnissen“ stand, da er „Herrn und Ständen zugleich“ diente und u. a. deren wechselseitige Beschwerden zu kommunizieren und auszugleichen hatte, trifft er bereits den Kern der Konstruktion von „Landschaft“: Die von ihm genannten Stände - oder besser - Landstände hatten in kleinen Territorien wie dem Fürstentum Osnabrück bereits vorparlamentarische Funktionen. Denn sie mussten vom Landesherrn in Steuer-, Gesetzgebungs-, Friedens- oder auch Konfessionsfragen gehört werden.
Der Göttinger Landeshistoriker Ernst Schubert fasst die Rolle der Landstände alias Landschaften sogar in die Formel, Niedersachsen sei ein „Raum, in dem die Stände das Verdienst haben, nie einen Absolutismus zugelassen zu haben“. In ihnen waren die „tragenden sozialen Kräfte eines Landes“ (Schubert) vertreten: Adel, Kirche und Städte. In Niedersachsen haben Landschaften bis ins 19. Jahrhundert hinein politische Aufgaben wahrgenommen. Bundesweit besonders ist, dass sie sich in den Gebieten des ehemaligen Königreichs Hannover bis heute erhalten haben – so auch in Osnabrück. Sie nehmen unter anderem fördernd kulturelle und soziale Belange wahr. Von diesen Landschaften ging seit den 1960er Jahren, gemeinsam mit Landkreisen und Städten, die Initiative zur Gründung von „Landschaftsverbänden“ aus.
Die Landschaft des ehemaligen Fürstentums Osnabrück ist eine bis heute bestehende Landschaft in Niedersachsen, die aus den historischen Landständen hervorgegangen ist. „Den Vorsitz hat bis heute ein Familienmitglied der Familie von Bar und deshalb freue ich mich umso mehr, dass heute mit Henning von Bar ein Familienvertreter die Ausstellungseröffnung vorgenommen hat“, sagte Oberbürgermeister und Landschaftsrat Wolfgang Griesert.
Insbesondere mit Blick auf Fragen von Machtverteilung und -kontrolle, Mitspracherecht und politischer Teilhabe bietet die Ausstellung aufschlussreiche Ansätze für aktuelle Einsichten.
Pressekontakt: Silke Brickwedde | Telefonnummer 0541/ 323-2328 | E-Mail brickwedde@osnabrueck.de
Der Landtag ist in Osnabrück zusammengekommen. In diesem Fall ist es die Zusammenkunft der Landschaft des ehemaligen Fürstentums Osnabrück. Zurzeit ist auch eine Ausstellung im Empfangsraum des Rathauses zu sehen mit dem Titel „„Den niedersächsischen Regionen verbunden. Historische Landschaften und moderne Landschaftsverbände“.
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