Presseinformation

Nr. 780 Steinfurt, 16. Dezember 2020


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Erweiterung der offenen Dünenlandschaft im Naturschutzgebiet „Bockholter Berge“ beginnt Mitte Januar
Integriertes LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Kreis Steinfurt. Im Rahmen des Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ beginnen Mitte Januar erste Arbeiten im Naturschutzgebiet Bockholter Berge. Die Maßnahmen erfolgen als Kooperation der Bezirksregierung Münster, des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, dem Kreis Steinfurt, der NABU-Naturschutzstation Münsterland und der Biologischen Station Kreis Steinfurt. Eine Info-Tafel wird mit Beginn der Arbeiten vor Ort über die geplanten Maßnahmen informieren.

 

Das Naturschutzgebiet ist zusammen mit der benachbarten Emsaue als Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen worden und somit Teil des europaweiten Netzes von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten NATURA 2000. In dem heute größtenteils bewaldeten Dünengebiet befindet sich eine der letzten Wacholderheiden entlang der Ems.

 

Offene, also waldfreie Binnendünen mit Sandtrockenrasen und Heidevegetation zählen zu den besonders unter Schutz stehenden Lebensraumtypen (LRT 2310 und 2330) der Europäischen Union. Viele der hier lebenden Tier- und Pflanzenarten sind als „Sandspezialisten“ selten und gefährdet – einige, wie beispielsweise die Zauneidechse, sind über die FFH-Richtlinie ebenfalls geschützt.

 

Die in der atlantischen Region und vor allem auch im Münsterland ehemals großflächig verbreiteten Sandheiden und Sandtrockenrasen sind inzwischen bis auf wenige Reste verschwunden und ihr Erhaltungszustand wird insgesamt als schlecht bewertet. Daher sind Maßnahmen zur Sicherung der letzten Vorkommen und die gezielte Förderung dieser Lebensräume mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna von nationaler Bedeutung.

 

Vor diesem Hintergrund sind in den Bockholter Bergen, angrenzend an die vorhandenen Heideflächen, umfangreiche Maßnahmen zur Wiederherstellung unbewaldeter Dünen mit offenen Sandflächen geplant. Mitte Januar 2021 wird auf einer Gesamtfläche von etwa 1,5 Hektar zunächst der Kiefernforst entnommen. Alte und prägende Bäume bleiben dabei erhalten. Anschließend wird der oberste humose Boden abgetragen, um nährstoffarmen Sandboden zu erhalten, auf dem sich Heide und Sandtrockenrasen entwickeln können. Die Entscheidung zur Waldumwandlung erfolgt wegen der besonderen naturschutzfachlichen Zielsetzung. Der Waldverlust wird in vollem Umfang durch Ersatzaufforstungen naturnaher Laubmischwälder im weiteren Umfeld ausgeglichen.

 

Auch wenn diese Eingriffe zunächst verständlicherweise sehr massiv wirken: Bereits im kommenden Jahr werden sich die frei gestellten Flächen zu artenreichen Sandtrockenrasen und später in blühende Heidelandschaften entwickeln. Gut veranschaulicht wird dies auf den angrenzenden Flächen, die bereits 2010 auf vergleichbare Weise bearbeitet wurden. Heute weisen diese die angestrebte Heidelandschaft mit vielen seltenen Arten auf und tragen so zum besonderen Besuchererlebnis in den Bockholter Bergen bei.

 

 

Informationen zum Projekt:

 

Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

 

Die Maßnahmen in den Bockholter Bergen sind Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachen umgesetzt wird. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region, wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer, sollen dabei nachhaltig aufgewertet werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten, wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse, sollen gestärkt werden.

 

Für die zehnjährige Laufzeit des Projektes steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16,875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV).

 

Weitere Informationen sind im Internet unter www.sandlandschaften.de verfügbar.

 

 

 

 

Für Rückfragen zum Gesamtprojekt steht Ihnen das IP-LIFE-Team der Bezirksregierung Münster gerne zur Verfügung (Corinna Kaiser, Tel.: 0251 / 411-1766, E-Mail: corinna.kaiser@brms.nrw.de). Für konkrete Informationen zur Maßnahme in den Bockholter Bergen wenden Sie sich bitte an Andreas Beulting von der NABU-Naturschutzstation Münsterland (Tel.: 0174 / 2634 306, E-Mail: A.Beulting@NABU-Station.de).

 

 

Foto(s):

Heide im Naturschutzgebiet Bockholter Berge (Foto: Andreas Beulting)

 

Die geplanten Maßnahmen sollen unter anderem gefährdeten „Sandspezialisten“ wie der Zauneidechse zugutekommen. (Foto: Kristian Lilje)

 

 





Bockholter Berge



Zauneidechse