Beratung für die Opfer von sexueller Gewalt
Besuch bei Lawine e.V.
Im Rahmen ihrer Besuchsreihe „Wie kommen unsere sozialen Einrichtungen durch die Pandemie?“ statteten Bürgermeister Axel Weiss-Thiel und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck jüngst dem Verein Lawine e.V. im Stadtteil Lamboy einen Besuch ab und sprachen eingehend mit den langjährigen Mitarbeiterinnen Roberta Bandel und Christa Klose von der Fachberatungsstelle für Betroffene von sexueller Gewalt.
Die Beratungsstelle Lawine gibt es seit nunmehr 30 Jahren. Ihre Aufgaben sind die Hilfe, Beratung und Therapie für Betroffene sexueller Übergriffe sowie Beratung für ihre Bezugs- und Vertrauenspersonen innerhalb eines sicheren und geschützten Raumes für Ratsuchende. In Fallbesprechungen und Hilfekonferenzen stehen die Mitarbeiterinnen pädagogischen/psychosozialen Fachkräften beratend und unterstützend zur Seite. Im Rahmen von Fortbildungen unterstützen die Lawine-Mitarbeiterinnen Fachkräfte im Umgang mit sexueller Gewalt und deren besonderer Dynamik. Psychosoziale und pädagogische Einrichtungen werden darin unterstützt, institutionelle Strukturen und Konzepte zum verbesserten Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor sexueller Gewalt zu etablieren.
„Zu Beginn der Pandemie im ersten Lockdown herrschte auch hier bei uns eine große Verunsicherung, ob wir persönliche Beratungen fortführen sollten oder nicht. Anfangs hatten wir auch gar nicht die technischen Möglichkeiten für Videokonferenzen“, berichtet Bandel. Aber die Beratungsstelle hätte inzwischen technisch aufgerüstet, verfüge nun über eine gute Internetverbindung, Laptops mit Kameras und Mikrophon sowie die notwendigen Kenntnisse um Videokonferenzen abzuhalten. „Inzwischen bieten wir sogar Fortbildungen Online an“, sagt Klose. Was den digitalen Fortschritt betreffe habe sich die Corona-Pandemie somit durchaus positiv ausgewirkt. Nichtdestotrotz sei der persönliche Kontakt mit traumatisierten Menschen sehr wichtig und auf Dauer unverzichtbar, sind sich die Beraterinnen einig. „Aus diesem Grund sind wir in unserer Arbeit mit Betroffenen auch schnell wieder zu persönlichen Kontakten zurückgekehrt.“ Im Büro habe man die Beratungssituation räumlich entzerrt und auf verschiedene Räume und Uhrzeiten verteilt, berichten sie.
Rund 250 Fälle im Jahr aus Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis werden von vier Beraterinnen in Teilzeit betreut. „Dabei geht es zumeist nicht nur um die Betroffenen, sondern auch um die ganze Familie. Manchmal sind auch Geschwisterkinder betroffen“, sagt Bandel. „Gewalt und sexueller Missbrauch in der Familie haben unter Corona und dem Lockdown leider zugenommen. Insbesondere Kinder, die nicht in die Kita oder Schule gehen, fehlen vertrauenswürdige erwachsene Ansprechpartner*innen, an die sie sich mit ihren Problemen wenden können und die sie vielleicht auch direkt ansprechen, wenn ihnen etwas auffällt“, berichtet Bandel. Hinzukomme, dass viele von sexueller Gewalt Betroffene in der derzeitigen Situation Konflikte vermeiden wollen, da sie auf den Familienverband angewiesen sind, und daher gar nicht erst Hilfe suchen. „Ich fürchte, dass nach dem Ende der Pandemie die Zahl der Hilfesuchenden sprunghaft ansteigen wird und da einiges auf uns zukommt!“, sagt die Heilpädagogin. Auch im Rahmen der Therapie stellt Corona und der daraus resultierende Lockdown ein Problem dar: „Insbesondere bei instabilen Klient*innen, wirkt sich die Pandemie sehr negativ aus. „Die Klient*innen fühlen sich sehr einsam und haben fast keine sozialen Kontakte, keine Sportangebote oder andere Freizeitmöglichkeiten“, erläutert Klose. „Das nimmt Ressourcen und macht es auch für uns schwer, den Menschen beizustehen. Aber wir tun was wir können, um unseren Klient*innen weiterzuhelfen.“
Für die Zahlung von 5.788 Euro aus dem Corona-Hilfspaket Stadt bedankten sich die Frauen: „Wir finanzieren uns zu 50 Prozent mit Fort- und Weiterbildungsangeboten. Diese Einkommensquelle ist 2020 fast komplett weggebrochen und wir sind für jede Unterstützung dankbar!“
Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck und Bürgermeister Axel Weiss-Thiel dankten den Lawine-Mitarbeiterinnen für ihren fortwährenden Einsatz in Krisenzeiten: „Durch die Pandemie hat sich die Situation in vielen Familien verschlechtert und alle Zeichen deuten darauf hin, dass auch sexuelle Gewalt angestiegen ist. Für Kinder und Erwachsene in verzweifelten Situationen ist es sehr wichtig, dass sie jederzeit Hilfe finden können, wenn sie sich dazu entschließen.“ Die Arbeit von Lawine sei daher unverzichtbar. „Auf unsere Unterstützung können sie daher stets zählen!“, so Weiss-Thiel und Funck.
Telefonische Sprechzeiten
Montag 14:00 bis 16:00 Uhr Dienstag 10:00 bis 12:00 Uhr Donnerstag 10:00 bis 12:00 Uhr
Beratungstermine nach Vereinbarung
kostenlos* und anonym unter Telefon 06181 25 66 02
mail@lawine-ev.de
vor Ort (bitte vorher anrufen oder schreiben!) Chemnitzer Straße 20 in 63452 Hanau
*Für Ratsuchende aus Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis ist unser Angebot aufgrund unserer öffentlichen Förderung kostenlos. Ratsuchende aus anderen Landkreisen beraten wir hinsichtlich ihrer Möglichkeiten.
Spendenkonto: Lawine e.V. Sparkasse Hanau IBAN: DE77 5065 0023 0108 0289 29 BIC/ SWIFT: HELADEF1HAN
Pressekontakt: Stadt Hanau, Ute Wolf, Telefon 06181/295-664
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Besuch bei Lawine e.V.
Im Rahmen ihrer Besuchsreihe „Wie kommen unsere sozialen Einrichtungen durch die Pandemie?“ statteten Bürgermeister Axel Weiss-Thiel und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck jüngst dem Verein Lawine e.V. im Stadtteil Lamboy einen Besuch ab und sprachen eingehend mit den langjährigen Mitarbeiterinnen Roberta Bandel (2.v.l.) und Christa Klose (4.v.l.) von der Fachberatungsstelle für Betroffene von sexueller Gewalt.
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