Meldungsdatum: 08.03.2021

Corona und die Psyche: Wer sich gut informiert fühlt, hat weniger Angst

Nichts hält uns so in Atem wie das Corona-Virus. Die Welt ist seit einem Jahr im Ausnahmezustand und die Pandemie sorgt für Meldungen im Minutentakt. Auch das Klinikpersonal der Märkischen Kliniken geht seit Monaten an seine absoluten Belastungsgrenzen. Jeder Tag stellt eine neue Herausforderung dar. Was macht in einer derart schwierigen Zeit eigentlich die Psyche mit uns?


"Menschen in beunruhigenden Situationen", sagte Dr. Gerhard Hildenbrand, Direktor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an den Märkischen Kliniken, "benötigen Informationen, die ihnen Sicherheit und Selbstwirksamkeit vermitteln. Wer sich gut informiert fühlt, hat weniger Angst." Daher haben die Märkischen Kliniken schon in einem sehr frühen Stadium auf der Homepage der Klinik wie auch in den regelmäßig erscheinenden Pandemie-Updates des Klinikums über Belastungsquellen und Stressfolgen, über wichtige psychische und psychosomatische Symptome und Erkrankungen - wie etwa Bluthochdruck, Burnout, Angst oder Depressionen - und über Selbsthilfemöglichkeiten - wie etwa Umgang mit Stress, Quarantäne und Konflikte im häuslichen Umfeld - informiert.

Dr. Hildenbrand und sein geschultes Team bieten einzelnen Betroffenen, aber auch Teams vielschichtige Interventions-Möglichkeiten der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an: "Wir beraten. Und dort, wo es erforderlich scheint, behandeln wir auch psychotherapeutisch. Das machen wir persönlich, aber auch telefonisch."

Wie bekommen Pflegende und Ärzte der Märkischen Kliniken die hohen Belastungen des Corona-Alltags halbwegs in den Griff? "Wir müssen uns im Alltag immer wieder gegenseitig Kraft geben, sachorientiert und achtsam mit Kollegen, aber auch mit uns selbst umgehen - und am Ende sich selbst und den Kollegen ein menschliches Maß zugestehen", rät der Klinikdirektor.

Doch das ist bei Weitem nicht alles an vorbeugenden Maßnahmen. Dr. Hildenbrand: "Wir müssen uns bewegen, uns auf unsere eigenen Stärken besinnen, Kontakte pflegen, auch wenn dies nur über Telefon oder Video möglich ist, über unsere Gefühle sprechen, nicht ins Grübeln versinken, Entspannungsübungen in den Tagesablauf einbauen, falls wir in Quarantäne kommen sollten eine gewisse Tagesstruktur einhalten, uns einen genauen Tagesplan zurechtlegen und - am Ende ganz wichtig - daran denken, dass die Zeit voller Entbehrungen und Einschränkungen auch vorübergehen wird."

Im Übrigen sind Frauen häufiger belastet als Männer. Dr. Hildenbrand kennt auch den Grund: "Das erklärt sich aus der Mehrfach-Belastung durch Homeoffice oder Homeschooling, manchmal noch verbunden mit der Pflege von Angehörigen." Eine besondere Risikogruppe seien dabei Alleinerziehende, bei denen dann oftmals noch existenzielle Ängste hinzukämen.

Junge Erwachsene sind in Corona-Zeiten seelisch besonders betroffen. "Sie machen sich einerseits große Sorgen um ihre Bildung, ihre berufliche und persönliche Entwicklung. Andererseits müssen sie die für die Persönlichkeitsentwicklung so wichtige Peer-Group entbehren", weiß Dr. Hildenbrand.

Wie man Kindern die Pandemie erklären kann, ohne ihnen Angst zu machen, dazu hat der Klinikdirektor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ebenfalls einen Rat. "Es ist wichtig, Kinder in einer kindgerechten Sprache sachlich und entängstigend über die Pandemie und ihre Folgen, aber auch über den Sinn der Schutzmaßnahmen aufzuklären. Dabei ist auch wichtig danach zu fragen, was die Kinder über Corona bereits wissen, gehört haben und welche Fragen sie beschäftigen."