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Cuxhaven, 09. März 2021
Verzeichnis der Archäologischen Denkmale für die Stadt Cuxhaven vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege übergeben

Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) hat der Stadt Cuxhaven das Verzeichnis der Archäologischen Baudenkmale übergeben. In den vergangenen anderthalb Jahren wurde die Erfassung, Ausweisung und Qualifizierung im Rahmen des Projektes Denkmalatlas Niedersachsen abgeschlossen. In den kommenden Monaten werden nun die Bürgerinnen und Bürger, auf deren Besitz sich denkmalgeschützte Objekte befinden, offiziell darüber informiert.

Seit 2019 hat das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege die Erfassung, Ausweisung und Qualifizierung der Kulturdenkmale im Rahmen des Projekts "Denkmalatlas Niedersachsen" deutlich intensiviert. Mit der Aufnahme der Archäologischen Baudenkmale im Landkreis Cuxhaven ist Dr. Jan Steffens befasst, der sich zunächst dem Gebiet der Stadt Cuxhaven widmete.

Im Verzeichnis des NLD und in den Akten der Cuxhavener Stadtarchäologie sind Informationen zu mehr als 500 archäologischen Fundstellen auf dem Gebiet der Stadt enthalten. Diese stammen aus einem Zeitraum von annähernd 15.000 Jahren und reichen von den Lagerplätzen altsteinzeitlicher Rentierjäger (Hamburger Kultur, etwa 14.000–12.000 v. Chr.) im Bereich des Pennworthmoors bei Sahlenburg bis hin zu alten Deichverläufen aus der frühen Neuzeit. Den früheren ehrenamtlichen Denkmalpflegern wie besonders Karl Waller sowie dem Ende 2019 aus dem Dienst ausgeschiedenen Stadtarchäologen Andreas Wendowski‐Schünemann ist zu verdanken, dass eine große Anzahl dieser zum Teil herausragenden archäologischen Denkmale erhalten ist. Durch die Auswertung der Akten und die anschließende Überprüfung des Erhaltungszustandes im Gelände wurden im Cuxhavener Stadtgebiet 89 archäologische Baudenkmale festgestellt, wobei es sich überwiegend um Grabhügel (70) handelt, die einzeln oder in größeren Gruppen beieinander liegen.

Die mit Abstand größte Anzahl archäologischer Baudenkmale befindet sich auf der seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelten Cuxhavener Geest, wo insbesondere in den ausgedehnten Wald‐ und Heideflächen gute Bedingungen für ihre Erhaltung vorliegen. Hier befinden sich mehrere Grabhügelgruppen, deren einzelne Hügel oft deutliche Spuren älterer Angrabungen aufweisen, die auf Raubgrabungen und Untersuchungen von Laienforschern zurückgehen, die insbesondere während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts stattgefunden haben. Schätze sind in den Hügeln aufgrund der vielen Zerstörungen heute nicht mehr zu finden, die Archäologie kann aber mittels sorgfältiger Ausgrabung noch wichtige Erkenntnisse, vor allem über den Grabbau und die Bestattungssitten, gewinnen.

Zu den bekanntesten Fundstellen in Cuxhaven zählt der Galgenberg zwischen den Ortsteilen Sahlenburg und Stickenbüttel, der insbesondere durch die Ausgrabungen in den 1930er‐Jahren Bekanntheit erlangte. Dabei wurden im direkten Umfeld mehrere Bestattungsplätze untersucht, die von der älteren Eisenzeit bis in das frühe Mittelalter für Beisetzungen genutzt wurden. Der Galgenberg selber besteht in seinem Kern aus einem bronzezeitlichen Grabhügel, der im Mittelalter zu einem Turmhügel aufgeschüttet wurde. Der Platz diente später als Richtstätte des Hamburgischen Amtes Ritzebüttel.

Von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung ist auch die Ringwallanlage in der Duhner Heide. Eine erste Ausgrabung fand hier bereits im Jahr 1905 statt, dabei wurde die Anlage als sächsische Befestigung des frühen Mittelalters interpretiert. Erst 100 Jahre später gelang der Nachweis, dass sie deutlich älter ist und aus der Bronzezeit stammt. Die in Anbetracht des hohen Alters außergewöhnlich gute Erhaltung ist für den norddeutschen Raum einzigartig. Fragen zur Funktion der Wallanlage lassen sich bislang noch nicht sicher beantwortet und werden erst durch weitere Untersuchungen zu klären sein. Auch andere Cuxhavener Fundstellen geben bis heute Rätsel auf, so z. B. ein schnurgerader Wall, der westlich von Altenwalde quer über den dortigen Geestrücken verläuft und noch auf 1700 m Länge erhalten ist. Bereits auf den ältesten Karten der Region ist er unter dem Namen "Burgwall" verzeichnet, über seine tatsächliche Funktion liegen jedoch bislang keine Informationen vor. Ob ein Zusammenhang mit der nicht weit entfernten Altenwalder Burg besteht, die im Frühmittelalter erbaut wurde, ist unsicher.

Weitaus ärmer an Fundstellen sind die Marschgebiete im Osten des Stadtgebietes um Altenbruch und Lüdingworth, die erst vergleichsweise spät besiedelt wurden. Zeugnisse einer dauerhaften menschlichen Besiedlung sind hier, neben alten Deichverläufen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, insbesondere mehrere Wurten. Im Bereich dieser zum Schutz vor Hochwasser künstlich aufgeschütteten Erhebungen wurden in der Vergangenheit Funde geborgen, die belegen, dass erst in der Zeit um Christi Geburt eine Siedlungstätigkeit in der Marsch einsetzte.

Das jetzt neu aufgestellte Verzeichnis der Kulturdenkmale löst ältere Verzeichnisse ab und bildet die aktuelle Grundlage für die Betreuung der Objekte durch die Untere Denkmalschutzbehörde in Zuständigkeit von Dr. Christina Wawrzinek. Da den betroffenen Grundstückseigentümerinnen und ‐eigentümer häufig nicht bekannt ist, dass kulturgeschichtlich bedeutsame Objekte auf ihrem Grund und Boden vorhanden sind, werden sie in den kommenden Wochen vom NLD schriftlich darüber informiert. Die Denkmale dürfen aufgrund der Bestimmungen des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes nicht zerstört oder in ihrem Bestand gefährdet werden. Die bisherige Nutzung des Grundstücks wird in der Regel davon nicht berührt, aber verändernde Maßnahmen wie z. B. Tiefpflügen oder Umwandlung von Wald in Ackerland bedürfen der Genehmigung durch die Denkmalschutzbehörden. Wenn die Benachrichtigung abgeschlossen ist, werden die Denkmale für den Denkmalatlas Niedersachsen freigeschaltet. Ein wachsender Teil der etwas über 100.000 Bau‐ und Kunstdenkmale sowie rund 25.000 archäologische Denkmale in Niedersachsen ist dort bereits seit 2020 online recherchierbar. Interessierte sind eingeladen, die Beschreibung zu den Objekten zu lesen, die Fotos anzuschauen und die jeweilige Denkmalbegründung nachzuvollziehen. Die Plattform bietet darüber hinaus ein breites Spektrum unterschiedlicher Perspektiven und Recherchemöglichkeiten. Neben kompakten Übersichten lassen sich auch differenzierte Suchen durchzuführen. Ein thematischer Zugang zur Vielfalt der Kulturlandschaften in Niedersachsen wird unter dem Punkt denkmal.themen angeboten, wo spezifische Fragen der niedersächsischen Denkmallandschaft beleuchtet werden und über diese zu den entsprechenden Denkmalen im ganzen Land führen. Weiterführende Informationen, online zugängliche Sammlungsbestände und Fachpublikationen ergänzen das Angebot. Der Denkmalatlas Niedersachsen eröffnet so neue Perspektiven für die wissenschaftliche Erforschung der niedersächsischen Denkmallandschaft und für alle Ebenen der kulturellen Bildungsarbeit bis hin zum Kulturtourismus. Die Überprüfung der archäologischen Baudenkmale in den übrigen Gemeinden und Samtgemeinden des Landkreises Cuxhaven läuft z. Zt. und soll bis Sommer 2022 abgeschlossen werden.  

(Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege)



Pressekontakt: Stadt Cuxhaven, Pressekontakt: Stadt Cuxhaven, Marcel Kolbenstetter (marcel.kolbenstetter@cuxhaven.de)




Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:


Übergabe des Verzeichnisses am Galgenberg: (v.l.) Dr. Jan Steffens, Oberbürgermeister Uwe Santjer, Stadtarchäologin Dr. Christina Wawrzinek, Dezernatsleiterin Petra Wüst und Dr. Hildegard Nelson. Foto: Stadt Cuxhaven



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