Meldungsdatum: 11.03.2021

Teilsanierung des Grabmals auf dem Südfriedhof zum Jubiläum abgeschlossen

Zum 200. Geburtstag Hermann Grusons/Gruson-Tagung in den Oktober verschoben

Ein großer Sohn und zugleich Ehrenbürger Magdeburgs feiert in dieser Woche seinen 200. Geburtstag: Am 13. März 1821 wurde Hermann Gruson geboren. Pünktlich zu diesem runden Jubiläum ist in der vergangenen Woche die Teilrestaurierung des Grabmals auf dem Südfriedhof abgeschlossen worden, die der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg (SFM) beauftragt hatte. Nun erstrahlt das Ehrengrabmal der bedeutenden Magdeburger Persönlichkeit wieder in vollem Glanz.

 

Im Rahmen einer restauratorischen Voruntersuchung wurde zunächst der Bestand und der Zustand des historischen Grabmals erfasst sowie ein Abgleich mit der bauzeitlichen Akte vorgenommen. Der Fokus der Restaurierung lag zunächst auf der Sicherung der wertvollen Architekturelemente, um den Schutz vor Witterungseinflüssen künftig wieder gewährleisten zu können. Darüber hinaus wurde das Grabmal gereinigt, die desolaten Fugen wieder verschlossen und der stark in Mitleidenschaft gezogene Putzmörtel auf der Rückseite des Grabmals erneuert.

 

Neben den notwendigen Sicherungsmaßnahmen wurden jedoch auch ästhetische Elemente erneuert. Hierzu gehört unter anderem die für ein Grabmal essenzielle Inschrift. So wurde der Namenszug Hermann Grusons neu vergoldet.

 

Zudem wurde der bronzene Trauerkranz mit Palmwedel, welcher bis auf ein kleines Fragment im Februar 2020 gestohlen worden war, rekonstruiert. Anhand des verbliebenen Fragments konnte auf Basis von Archivfotos des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) durch einen Metallrestaurator ein Modell angefertigt werden, welches einem Bildgießer als genaue Gussvorlage diente, sodass die Replik des Trauerkranzes nun wieder an seinem angestammten Platz weilen kann.

 

Die Restaurierung des Ehrengrabmals Hermann Grusons geht auf einen Stadtratsbeschluss aus dem vergangenen Jahr zurück und kostete rund 18.600 Euro. Die Teilrestaurierung des Grabmals wurde in Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde realisiert. Bei der gärtnerischen Neuanlage der Grabstätte wurde der SFM durch den Förderverein der Gruson-Gewächshäuser e.V. unterstützt.

 

Gruson-Tagung wird verschoben

Die ursprünglich für das Jubiläumswochenende geplante Tagung „200 Jahre Hermann Gruson – Industriekultur und Stadtgesellschaft im 19. Jahrhundert“ wird aufgrund der Pandemielage voraussichtlich auf den 8. und 9. Oktober 2021 verschoben. Ein Festvortrag und weitere wissenschaftliche Vorträge beleuchten das Wirken des Industriellen, Mäzens, Sammlers, genialen Ingenieurs und Naturwissenschaftlers Hermann Gruson. Die Tagung wird von der Landeshauptstadt Magdeburg, Fachbereich Historische Sammlungen und Stadtgeschichte (Technikmuseum und Gruson-Gewächshäuser) in Kooperation mit der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt e.V. veranstaltet.

 

 

Zur Person Hermann Gruson

Am 13. März 1821 wurde Hermann August Jacques Gruson als ältester Sohn von Premierleutnant Louis Abraham und Louise Karoline Wilhelmine Gruson (geborene Bodenstein) in der alten Zitadelle zu Magdeburg geboren. Nach dem Besuch des Domgymnasiums von 1834-39, welches er vorzeitig verließ, um an der Gewerbe- und Handelsschule in Magdeburg eine eher technikorientierte und weniger humanistische Bildung zu genießen, absolvierte er u.a. ein Volontariat in der Borsig’schen Lokomotivfabrik zur praktischen Ausbildung und besuchte für zwei Semester naturwissenschaftliche und mathematische Vorlesungen an der Berliner Universität, der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1845-51 arbeitete er als Maschinenmeister bei der Berlin-Hamburgischen-Eisenbahngesellschaft. Ab 1851 war Gruson Oberingenieur, Konstruktionschef und Technischer Dirigent in der Maschinenfabrik Friedrich Wöhlert in Berlin bis er 1854 als technischer Direktor zur Vereinigten Hamburg-Magdeburgischen-Dampfschiffahrts-Companie (seit 1883 Maschinenfabrik Buckau) wechselte.

 

Nachdem er 1847 Henriette Adolphine Wilhelmine Emma Lemelson geheiratet hatte, kamen 1848 und 1851 die Töchter Marie Luise und Luise Marie zur Welt, 1855 folgte Sohn Hermann August. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1889 Helene Hildebrandt, eine Tochter des Superintendenten Friedrich Wilhelm Hildebrandt in Magdeburg.

 

Nach einem schaffensreichen Leben, das am 30. Januar 1895 sein Ende fand, wurde Hermann Gruson unter großer Anteilnahme der Magdeburger*innen am 3. Februar 1895 auf dem Magdeburger Südfriedhof beigesetzt. Hermann Gruson wurde von Zeitgenoss*innen stets als barmherziger Mensch, dem das Wohlergehen nicht nur seiner Mitarbeitenden am Herz lag, beschrieben.

 

Im Dienste des Hartgusses

Hermann Gruson machte sich in seiner Heimatstadt Magdeburg als Ingenieur, Erfinder und Firmengründer vor allem um die Verbesserung der Festigkeit von Gusseisen verdient. So ist der Name Hermann Gruson bis heute untrennbar mit dem damaligen Novum des Hartgusses verbunden. Im Zuge der Gründung seiner „Maschinen-Fabrik und Schiffsbauwerkstatt H. Gruson Buckau-Magdeburg“ am 1. Juni 1855 ließ er Hartgussprodukte aus den Grusonwerken zu einem Markenprodukt mit Bekanntheitswert weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus werden.

 

Ein leidenschaftliches Engagement für Exoten

Neben seinen Verdiensten in der Ingenieurskunst hegte Herman Gruson eine ausgeprägte Leidenschaft für tropische und subtropische Botanik. Für seine exotische Pflanzensammlung ließ er neben seiner Villa in der Freien Straße Gewächshäuser errichten. Seine Kakteensammlung war zur damaligen Zeit wohl die größte in ganz Europa.

 

Seinem Wunsch entsprechend ging die Pflanzensammlung nach seinem Tode zusammen mit einem Geldbetrag zur Errichtung der Gruson-Gewächshäuser am heutigen Standort in das Eigentum der Stadt Magdeburg über. Seitdem wurde die Anlage mehrfach erweitert, umgebaut und renoviert. Noch heute enthält die Sammlung unzählige seltene und inzwischen vom Aussterben bedrohte Kakteen und andere exotische Pflanzen. Zwei dieser Kakteenarten und die Kakteengattung Grusonia sind nach dem berühmten Sohn Magdeburgs benannt, wobei der Echinocactus grusonii, der s.g. Schwiegermutterstuhl, wohl nicht nur durch seinen bekannten Namensgeber Weltberühmtheit erlangte.

 

Die Gruson-Ehrenplakette des Magdeburger Bezirksvereins VDI

Seit Vereinsgründung 1856 gehörte Hermann Gruson dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) an. Bereits ein Jahr später wurde der Magdeburger VDI-Bezirksverein gegründet. Für seine Verdienste erhielt Gruson als einer der ersten 1894 die Grashof-Denkmünze, die höchste Auszeichnung des VDI. Der Magdeburger Bezirksverein des VDI verleiht seit 1995 in Würdigung der hervorragenden und beispielhaften Persönlichkeit des Namensgebers die Gruson-Ehrenplakette als Auszeichnung für verdiente ehrenamtliche Mitarbeitende und für Persönlichkeiten aus dem Magdeburger Raum, die sich um die Technik und/ oder die Arbeit des Magdeburger Bezirksvereins besondere Verdienste erworben haben.

 

Darüber hinaus engagierte sich Hermann Gruson im „Naturwissenschaftlichen Verein zu Magdeburg von 1869“, zu dessen 1. Vorsitzenden er im Dezember des Vereinsgründungsjahres gewählt wurde.