Presseinformation

Nr. 212 Steinfurt, 25. März 2021


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Beratungs- und Unterstützungskonzept für ältere Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer entwickelt
Kooperationsprojekt des Kreises Steinfurt mit mehreren Partnern abgeschlossen

Kreis Steinfurt. Wohnen auf kleiner Fläche schont die Umwelt und das Klima. Mit einer speziell konzipierten Orientierungsberatung können Kommunen die Bürgerinnen und Bürger für das Thema Wohnraumnutzung sensibilisieren und Impulse für eine Wohnraummobilisierung setzen. Indem Menschen beispielsweise ihre zu groß gewordenen Häuser in der Nachfamilienphase in mehrere Wohnungen umbauen oder in eine kleinere, auf ihre Lebensphase individuell angepasste Wohnung ziehen, können vorhandene Wohnflächen nachhaltiger und klimafreundlicher genutzt werden.

Das ist ein Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „LebensRäume“. Forschende vom Öko-Institut, dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) haben gemeinsam mit dem Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Kreises Steinfurt sowie dem energieland2050 e.V. ein Beratungs- und Unterstützungskonzept für ältere Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer entwickelt.

Eine Umfrage im Projekt zeigte: Viele Menschen sind nicht abgeneigt, ihre Wohnsituation zu verändern. „Etwa drei Viertel der Befragten mit Eigenheim können sich grundsätzlich einen Umzug in eine altersgerechte barrierefreie Wohnung oder in ein kleineres Haus vorstellen“, sagt Dr. Immanuel Stieß vom ISOE. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten im Alter ab 55 Jahren gab an, über ungenutzte Räume im eigenen Haus zu verfügen. Etwa ein Drittel der Befragten wohnt in einem Haus, welches über eine abgeteilte weitere Wohnung verfügt – 60 Prozent dieser Wohnungen sind nicht vermietet, „Hier besteht erhebliches Potenzial für den Klima- und Ressourcenschutz“, sagt die Projektverbundleiterin Dr. Corinna Fischer vom Öko-Institut. „Damit kann ein Neubau eingespart werden und somit Energie und Ressourcen“.

Im Jahr 2018 besaß mehr als ein Drittel der deutschen Haushalte ein Ein- oder Zweifamilienhaus. 60 Prozent dieser Eigenheime werden von einer oder zwei Personen bewohnt, fast immer von Menschen in der Nachfamilienphase. Ihre Wohnflächen sind überdurchschnittlich groß und der energetische Standard verbesserungswürdig. Gleichzeitig entstehen an den Ortsrändern Neubaugebiete. Diese Gebiete benötigen neue Infrastruktur, verbrauchen neue Flächen und bringen Erschließungskosten mit sich.

Der Projektverbund hat ein Konzept zur Wohnraummobilisierung in Kommunen entwickelt. „Das Herzstück ist eine Orientierungsberatung, die wir im Projekt erprobt haben“, sagt Dr. Lars-Arvid Brischke vom ifeu. Eine Beraterin oder ein Berater kommt nach Hause, schätzt den Zustand des Gebäudes ein und ermittelt mit den Ratsuchenden Wohnwünsche und Wohnkriterien für die zukünftige Lebensphase. Darauf aufbauend werden verschiedene Wohnoptionen vorgestellt, priorisiert und erste Schritte zur Umsetzung festgelegt.

Eine wichtige Voraussetzung, um Bewegung in die Nutzung von vorhandenen Wohnflächen zu bringen, ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um für das Thema zu sensibilisieren: „Damit die Mobilisierung des Wohnraums angegangen wird, müssen die Beratungsangebote vor Ort beworben werden. Gleichzeitig braucht es weiterführende Angebote wie Finanzierungs- oder Umbauberatung sowie geeignete Angebote für die umzugswilligen Menschen,“ sagt Till Burkhardt vom Verein energieland2050. Vor allem aber muss geeigneter Wohnraum für Menschen in der Nachfamilienphase geschaffen werden.

Das gesamte Konzept ist in der Handreichung „Wohnraummobilisierung – gut für Menschen, Kommune und Klima“ dargestellt. Sie zeigt in sechs Schritten, wie geeignete Zielgruppen auf ihr vorhandenes Wohnraumpotenzial angesprochen werden können und richtet sich an alle, die einen kommunalen Beratungsprozess initiieren und institutionalisieren können: an die Kommunalpolitik, an die Verwaltung, an Beratungsinstitutionen und beispielsweise Verbände. Auch ein Erklärfilm, der die Zusammenhänge hinter einer bedürfnisorientierten Wohnraumnutzung veranschaulicht und weitere Materialien stehen Interessierten zur Verfügung. Zu finden sind die Materialien alle unter www.kreis-steinfurt.de/lebensraeume.