Meldungsdatum: 29.03.2021

We against silencing. Wir müssen über eine rassismuskritische Zukunft sprechen.

Veranstaltungsreihe zu (Post-)Kolonialismus & Rassismus(-kritik) im Forum Migration des Museumsquartiers Osnabrück

Rassismus als gesellschaftliches Konstrukt betrifft uns alle, denn wir alle sind Teil dieses ausschließenden Systems: Rassismus begegnet uns in Gesellschaft und Alltag. Die diesjährige Veranstaltungsreihe des Forums Migration des Museumquartiers Osnabrück beleuchtet aus verschiedenen Blickwinkeln, wie unsere koloniale Vergangenheit bis heute wirkt und warum eine Auseinandersetzung mit Rassismus für unsere Zukunft so wichtig ist.


Donnerstag, 08.04.21, 18:30 Uhr, online

Rassismus(-kritik) – eine Einführung

Vortrag und Gespräch mit Amo – Braunschweig Postkolonial e.V.

Rassismus ist Teil unserer Gesellschaft: Er prägt Macht- und Herrschaftsverhältnisse und strukturiert gesellschaftliches Zusammenleben weltweit. In diesem interaktiven Vortrag werden die Entstehung und die Funktionsweise von Rassismus kritisch betrachtet. Es soll für Stereotype sensibilisiert und dazu angeregt werden, sich mit der (eigenen) Sprache sowie Bildern des Alltags auseinanderzusetzen. Die Zusammenhänge zwischen Rassismus und Kolonialismus sowie die Auseinandersetzung mit (weißen)* Privilegien werden dabei bewusst.

Amo – Braunschweig Postkolonial e.V. ist ein diverses und basisdemokratisches Kollektiv mit dem Anspruch emanzipatorisch, intersektional und fortschrittlich zu agieren. Die Schwerpunktthemen sind rassismuskritische Bildungsarbeit und Empowerment.

Eine Anmeldung ist erforderlich unter E-Mail hartmann.l@osnabrueck.de.
Die Veranstaltung findet online statt. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rechtzeitig vor der Veranstaltung eine E-Mail mit einem Link zum Online-Meeting. Es wird benötigt: PC/Laptop/Tablet oder Smartphone, stabile Internetverbindung, Headset oder alternativ Kopfhörer mit Mikrofon.

 

Donnerstag, 29.04.21, 18:30 Uhr, Akzisehaus

Kritisch Weißsein – Weißsein als Privileg

Vortrag und Gespräch mit Millay Hyatt

„Critical Whiteness“ ist ein Ansatz in der Antirassismus-Bewegung und in der wissenschaftlichen Diskussion über Rassismus und kulturelle Normen. Es geht darum, „Weiße“ darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht einfach „Menschen" sind, sondern „weiße“ Menschen. Die Fokusverschiebung von den Marginalisierten hin zu denen, die dem Bild der Normalität entsprechen, soll Privilegien sichtbar und hinterfragbar machen. Im Gegensatz dazu steht die Haltung der Farbignoranz als vermeintliche Toleranz. Warum will die „Critical Whiteness“ etwas untersuchen, das es doch gar nicht gibt, nämlich „Rassen"? Verfällt man damit zurück auf längst überholte Kategorien? Oder ist es genau die Leugnung der Wirksamkeit dieser Kategorien, welche die alten Hierarchien fortschreibt? Für viele „weiße“ Menschen stellt sich die Frage, wie sie im Alltag mit dem Wissen um ihre Privilegien umgehen sollen? 

Dr. Millay Hyatt ist Philosophin, Journalistin und Übersetzerin. In ihrem Vortrag erörtert sie den umstrittenen Ansatz der „Critical Whiteness“ und lädt danach zur Diskussion über „Weißsein“ heute in Deutschland und Osnabrück ein.

 

Donnerstag, 27.05.21, 18:30 Uhr, Akzisehaus

Sprache und Sein

Lesung und Gespräch mit Kübra Gümüşay

Dieses Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf

Kategorien reduziert, nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt, nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Kübra Gümüşay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In ihrem Buch erläutert sie, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie zuerst als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen. Wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle – in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse – anders miteinander kommunizieren?

Kübra Gümüşay ist eine der einflussreichsten Intellektuellen und politischen Aktivistinnen Deutschlands. Sie beschäftigt sich insbesondere mit Rassismus, Feminismus, Netzkultur und Fragen gesellschaftlicher Vielfalt.

 

Donnerstag, 17.06.21, 18:30 Uhr, Akzisehaus

Ein Jahr seit #Blacklivesmatter

Gespräch mit Elisabeth Mokpokpo Sabah (BCF Osnabrück) und Kadijata Bailor Bah (BCF Essen)

Nachdem George Floyd zum Opfer von rassistischer Polizeigewalt wurde, organisierten insbesondere BIPoC*-Aktivist:innen zahlreiche Demonstrationen. Sie fordern eine gesamtgesellschaftliche kritische Auseinandersetzung mit Rassismus, ein Ende rassistischer Polizeigewalt und die Aufarbeitung der deutschen kolonialen Vergangenheit. Die Aktivist:innen vernetzten sich deutschlandweit zur Black Community Foundation (BCF) und gründeten in vielen Städten Ortsgruppen. 

In diesem Gespräch wird auf das vergangene Jahr geschaut: Welche Forderungen stellt die Black Community Foundation bundesweit? Wie definieren Aktivist:innen von BCF eigentlich Rassismus? Und warum braucht es Safe Spaces für BIPoC-Personen? Dies sind einige Fragen, die im gemeinsamen Gespräch diskutiert werden.

Elisabeth Mokpokpo Sabah ist eine schwarze Aktivistin und Mitbegründerin von BCF Deutschland (und Osnabrück). Kadijata Bailor Bah ist eine schwarze Aktivistin Sierra-Leonischer Abstammung und Mitbegründerin von BCF Deutschland (und Essen). 

 

Samstag, 03.07.21, 18 - 24 Uhr, Museumsgarten

We against silencing represents:

Spoken Word, Musik und Ausstellung verschiedener BIPoC-Künstler:innen –

ein Ort, der ein solidarisches und gleichberechtigtes Miteinander der Zukunft für einige Stunden erlebbar macht.

Nele Müller steht für eine neue Generation von Slam Poetinnen, die sich in gesellschaftliche Prozesse einmischen.

Kaleo Sansaa ist eine Künstlerin, die mit einzigartigem Sound in ihren Bann zieht. Ein Sound, der aus dem Herzen der Sonne zu kommen scheint; echt, ehrlich und experimentell.

Pachakuti ist ein Multiinstrumentalist aus Deutschland und Kolumbien.

Seine Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von instrumentalem Hip-Hop, Jazz, Neo-Soul, Latin und Funk.

Douniah ist eine Musikerin mit deutsch-marokkanischen Wurzeln. Ihr Sound ist inspiriert von Afro-amerikanischen Jazz, Soul, HipHop und indigener Musik aus Nordafrika.

Saman, geboren und aufgewachsen im Iran, lädt mit seinem DJ-Set zu einer bunten Reise durch das Leben und gemeinsamen Träumen ein. Eine Zeit des Zusammenkommens und des Miteinanders.

Ausstellung „Estehale-Transformation“

 

Donnerstag, 14.10., 18:30 Uhr, Akzisehaus

Antirassistische Solidarität für eine rassismuskritische Zukunft

Vortrag und Gespräch mit Sebastian Garbe

Im Anschluss an de- und postkoloniale Kritiken schlägt dieser Vortrag eine Reihe von Thesen vor, ob, und wie Solidarität von „weißen“ Personen einen Beitrag für eine rassismuskritische Zukunft leisten kann. Der Vortrag untersucht im Rahmen von Ergebnissen einer empirischen Feldstudie die Möglichkeiten und Grenzen von Solidarität. Was geschieht, wenn die Gruppe, die sich solidarisiert, nicht von den gleichen Unterdrückungs-, Ausschluss-, oder Diskriminierungsmechanismen betroffen ist, wie diejenigen, mit der sich solidarisiert wird? Welchen Beitrag für eine rassismuskritische Zukunft können weiße Personen dabei (nicht) leisten?

Dr. Sebastian Garbe arbeitet als Soziologe an der Justus-Liebig-Universität. Er ist in der Solidaritätsarbeit mit Lateinamerika sowie in antirassistischen und postkolonialen Initiativen in Frankfurt und Gießen aktiv. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören post- und dekoloniale Theorie sowie Praktiken und Konzepte von Solidarität.

 

Samstag, 11.09.21, 11-14 Uhr | Sonntag, 12.09.21, 14-18 Uhr, Akzisehaus

Samstag, 06.11.21, 11-14 Uhr | Sonntag, 07.11.21, 14-18 Uhr, Akzisehaus

Wie kann ich Rassismus im Alltag kritischer begegnen?

Workshop mit Elisabeth Sabah und Laura Hartmann

Der zweitägige Workshop stellt eine kompakte Einführung in die Auseinandersetzung mit Rassismus, dessen Entstehung und seinen Folgen dar. Wir sprechen über unser Miteinander und darüber, welche Rollen wir täglich einnehmen. Das Ziel ist, zukünftig eigene Rassismen zu erkennen und mit ihnen kritischer umzugehen. Dazu gehört, „weiße“ Privilegien und rassistische Denk- und Verhaltensmuster im eigenen Alltag wahrzunehmen und Prozesse der Veränderung anzustoßen.

Am ersten Tag beschäftigen sich die Teilnehmenden kritisch mit kolonialisierten Kulturgütern der ethnografischen Sammlung des Hauses. Eine Befragung der eigenen Rolle wird stattfinden. Am zweiten Tag wird das zuvor Bearbeitete in unseren Alltag reflektiert, und dabei die Frage gestellt, wie Rassismus in Zukunft kritischer begegnet werden kann.

Elisabeth Mokpokpo Sabah ist eine schwarze Hebamme, Aktivistin und Mitbegründerin von BCF Deutschland (und Osnabrück). Laura Hartmann ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet als Museumslotsin für diversitätsorientierte Vermittlung im Museumsquartier Osnabrück.

Der Workshop ist ein Einstiegsworkshop und richtet sich in erster Linie an nicht-betroffene Personen. Eine Teilnahme ist kostenlos. Das Besuchen der anderen Veranstaltungen dieser Reihe ist keine Voraussetzung, jedoch empfehlenswert. 

 

Warum weiter über die Kolonialzeit reden?

Maria Consuelo Flores Rojas (IMIS) im Interview

528 Jahre sind vergangen, seit die Segelschiffe Niña, Pinta und Santa María in Guanahani anlegten. Ein Ereignis, das den Grundstein für wirtschaftliche, soziale und epistemische Machtstrukturen legte, die sich später weltweit verbreiteten. Strukturen, die unsere Art die Welt und sogar uns selbst wahrzunehmen und zu konstruieren, direkt beeinflussen. Mit den Folgen/der Kontinuität der Kolonialzeit beschäftigt sich das Forschungsgebiet der post- und dekolonialen Theorien.

Die Ähnlichkeiten und Unterschiede dieser beiden theoretischen Perspektiven, ihre Geburt als Reaktion auf bestimmte gesellschaftspolitische Momente, der Blick auf den theoretischen Rahmen und aktuelle Prozesse sind Thema dieses Interviews.

Maria Consuelo Flores Rojas ist Sozialwissenschaftlerin an der Universität Osnabrück. Ihre theoretischen Schwerpunkte sind: Gender- und Migrationsstudien, sowie rassismuskritische, Post- und Dekoloniale Theorien.

Link zum Interview unter „Podcasts“: www.museumsquartier-osnabrueck.de/digital-quartier/

 

Museumsnarrative post-kolonial denken

Vortrag von Thorsten Heese

Um die „imperialen Szenografien“ der Kolonialzeit zu überwinden, bedarf es eines bewussten Perspektivwechsels. Zur Entschlüsselung ihrer bis in die Gegenwart nachwirkenden visuellen Prägungen können Museen als „Schulen des Sehens“ einen wichtigen Beitrag leisten. Es geht um die post-koloniale Überwindung eines bis heute kaum bewussten „visuellen Analphabetismus“, der – gerade auch mit Blick auf sich immer weiter diversifizierende Migrationsgesellschaften im Zeitalter der Globalisierung – Kommunikation erschwert und ein gemeinschaftliches soziales Handeln behindert.

Dr. Thorsten Heese ist Kurator für Stadt- und Kulturgeschichte am Museumsquartier Osnabrück – Kulturgeschichtliches Museum sowie Gastdozent der Universität Osnabrück für Museumsdidaktik/ Museumspädagogik.

Link zum Vortrag unter „Podcasts“: www.museumsquartier-osnabrueck.de/digital-quartier/

 

Osnabrück post-kolonial – eine Spurensuche

Stadtrundgang mit Thorsten Heese

Es ist heute kaum noch bewusst, dass Deutschland 1884 bis 1918 eine Kolonialmacht gewesen ist. Aufgrund der späten Nationalstaatsbildung von 1871 vollzog sich die deutsche Inbesitznahme überseeischer Kolonien besonders aggressiv. Osnabrück hatte an dieser Epoche ebenfalls einen beträchtlichen Anteil. An der deutschen Kolonialgeschichte waren auch Osnabrücker Kaufleute und Soldaten, Fabrikanten und Konsumenten, Missionare und Seefahrer beteiligt. Der postkoloniale Stadtrundgang begibt sich auf eine Spurensuche nach diesem kolonialen Erbe im Stadtbild.

Dr. Thorsten Heese ist Kurator für Stadt- und Kulturgeschichte am Museumsquartier Osnabrück – Kulturgeschichtliches Museum sowie Gastdozent der Universität Osnabrück für Museumsdidaktik/ Museumspädagogik.

Der zweistündige Stadtrundgang ist auf Anfrage für Gruppen buchbar. Eine Anmeldung ist erforderlich unter felix-nussbaum-haus@osnabrueck.de. Treffpunkt: Museumskasse

 

Alle Veranstaltungen sind barrierefrei erreichbar. Auf Anfrage können Veranstaltungen möglicherweise auf Englisch oder in Gebärden übersetzt werden. Aufgrund der aktuellen Verordnungen über Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus des Landes Niedersachsen ist derzeit nicht abzusehen, welche Veranstaltungen vor Ort mit Publikum durchgeführt werden können. Dazu informiert kurzfristig die Webseite des Museumsquartiers Osnabrück unter www.museumsquartier-osnabrueck.de Dort sind auch Informationen zur Anmeldung aufgeführt.

*BIPeople of Color (BIPoC) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus erfahren. Weiß und Weißsein bezeichnen ebenso wie Schwarzsein keine biologischen Eigenschaften und keine reellen Hautfarben, sondern politische und soziale Konstruktionen. Mehr dazu im Wörterbuch der Diversity Arts Culture Berlin: www.diversity-arts-culture.berlin/diversity-arts-culture/woerterbuch

Das Forum Migration wird organisiert von der Museumslotsin Laura Hartmann. Ihr Programm wird gefördert von der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte und der Stiftung Niedersachsen.

Pressekontakt: Claudia Drecksträter | Öffentlichkeitsarbeit Museumquartier Osnabrück | Lotter Str. 1 | 49078 Osnabrück | Telefon 0541 323-4581 | E-Mail: dreckstraeter@osnabrueck.de


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©  Illustration: Jannik Bussmann
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