Meldungsdatum: 23.07.2021

Waks – yiddish voices

Werkstattgespräch und Konzert im Felix-Nussbaum-Haus im Rahmen der „Jiddischen Musikreihe“

Jiddisch. Einige denken da zuerst an altertümliche Begriffe Schlamassel, Tacheles, Maloche und Mischpoke. Anderen fällt dazu die Klarinette mit ihrem unverwechselbaren Klezmer-Klang ein. Die Assoziationen sind zahlreich – und bezeugen ein kollektives Gedächtnis großer Gemeinsamkeiten.

Jiddische Musik! Einer der Orte, an denen sie häufig zu hören ist, ist das Museumsquartier Osnabrück. Seit 2011 richtet dort das Felix-Nussbaum-Haus, einem Museum und Gedenkort für den 1944 im KZ Auschwitz getöteten Maler, Workshops und Konzerte zu ihr aus.

Auch dieses Jahr findet die „Jiddische Musikreihe“ statt, trotz Corona. Sie ist Teil des bundesweiten Programms #2021JLID „Jüdisches Leben in Deutschland“, das in rund 1000 Veranstaltungen bezeugt, wie weit die jüdische Geschichte in Deutschland zurückreicht: mehr als 1700 Jahre, bis in die römische Spätantike.

Am 7. August, 20 Uhr, findet im Felix-Nussbaum-Haus des Museumsquartiers Osnabrück das Konzert “Waks – yiddish voices” statt. Der Eintritt kostet ermäßigt 13 Euro, im Vorverkauf 15 Euro und an der Abendkasse 17 Euro.

„Waks – yiddish voices“: Stimmen aus der Vergangenheit, auf Wachswalzen festgehalten, besingen den beschwerlichen Alltag, Elend und Not, aber auch Momente des Glücks und der Freude. Die Wachswalzen verstaubten jahrzehntelang in Archiven. Inge Mandos hat diese Schätze mit ihrem Ensemble „Waks“ aufgespürt und den alten Stimmen wieder Gehör verschafft, indem sie mit ihnen gemeinsam singt. Verschollene Stimmen von Menschen, die vor 90 Jahren in Osteuropa lebten, werden zu Solisten des Abends. Es ist Inge Mandos sogar gelungen, den vergessenen Stimmen wieder eine Identität zu geben, indem sie Nachfahren der Sänger:innen aufspüren und treffen konnte und so deren Lebensgeschichten erfuhr. Ihre Nachforschungen haben sie bis nach Israel und Australien geführt. Ein solch außergewöhnliches musikalisches Erinnerungskonzept hat es im jiddischen Genre bisher nicht gegeben. Mit einfühlsamen Arrangements gelingt Waks eine intime Nähe zu den Solisten und lässt die allesamt unbekannten Volkslieder wieder lebendig werden. Lieder, die von einer Welt der osteuropäischen Juden erzählen, geprägt von Verfolgung und Ausgrenzung, und die nahezu ausgelöscht wurde. In einem Werkstattgespräch mit Filmausschnitten, Fotos und Live-Musik berichtet Mandos von ihrer einmaligen, musikalischen Reise in eine vergangene Welt, von vergessenen Lebensgeschichten und berührenden Begegnungen – begleitet vom Ensemble Waks.

Jiddische Lieder sind die Ausprägung einer Kultur, die über Jahrhunderte ein bedeutender Teil des europäischen Lebens war - und die durch die Diktatur des Nationalsozialismus nahezu vollständig ausgelöscht wurde. Gegenwärtig erlebt die jiddische Musik, insbesondere die Klezmermusik, einen eindrucksvollen Aufschwung.

Ziel der Konzerte und Werkstattgespräche ist es, jüdisches Leben erlebbar zu machen und für ein tieferes Verständnis zu sorgen. Eine wichtige Aufgabe in einer Zeit, in der rechtsnationales Gedankengut eine beunruhigende Renaissance erlebt, in der es gilt, dem Wiedererstarken des Antisemitismus entgegenzutreten.

Einzelschicksale, Geschichten von Menschen mit außergewöhnlichen Lebenswegen, stehen im Mittelpunkt der Reihe. Die Mitwirkenden zeigen, wie vielfältig jüdisches Leben in Deutschland ist. Ihre Suche nach den eigenen Wurzeln, die Frage der Identität und der Heimat(-losigkeit), sind in unserer Gegenwart aktueller denn je.

Kuratorin und Moderatorin der Reihe ist Stella Jürgensen. Als leidenschaftliche Musikerin und Kennerin der jiddischen Musik- und Kulturszene ist einer ihrer sieben Bühnensprachen Jiddisch – als Interpretin von „Stella's Morgenstern“.

Aufgrund von jeweils aktuell geltenden Maßnahmen und Verordnungen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus ist derzeit nicht abzusehen, welche Veranstaltungen vor Ort mit Publikum durchgeführt werden können. Informationen vor dem Besuch sind im Internet unter www.museumsquartier-osnabrueck.de oder Telefon 0541 323-2237 erhältlich.

Pressekontakt: Claudia Drecksträter | Öffentlichkeitsarbeit Museumquartier Osnabrück | Lotter Str. 1 | 49078 Osnabrück | Telefon 0541 323-4581 | E-Mail: dreckstraeter@osnabrueck.de


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©  Shendl Copitman
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