Meldungsdatum: 05.07.2021

Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Fokus der Tätigkeit des Baudezernates

Der Klimawandel zählt zu den größten globalen Herausforderungen. In allen Bereichen sind daher klimafreundliche Konzepte und Maßnahmen erforderlich. Das spiegelt sich auch in der Tätigkeit des Baudezernates wider. „Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung sind zentraler Bestandteil der Aufgabenbereiche des Baudezernates. Diese Aspekte fließen zu Beginn in die städtebaulichen Planungen ein und werden anschließend bei der Realisation der Maßnahmen umgesetzt“, so Baudezernentin Andrea Deppe. „Um den Fokus zukünftig noch stärker auf die Themen Klimaschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit zu richten, wurde im Baudezernat nun auch eine eigene Stabsstelle für nachhaltige Stadtentwicklung eingerichtet. Das Stellenbesetzungsverfahren läuft bereits.“ Durch die Stabsstelle soll eine zentrale Bündelung und Unterstützung der Fachbereiche in diesen Themenfeldern erfolgen. Dies umfasst unter anderem die Entwicklung entsprechender Strategien und Maßnahmen für das Baudezernat, die Gesamtkoordination und -information zur nachhaltigen Stadtentwicklung und zum nachhaltigem Bauen, die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie einschließlich der Evaluierung der Ergebnisse und die Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Investoren, Bürgerinnen und Bürgern sowie der Politik.

 

Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung

Im Rahmen der Stadtentwicklung spielen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in allen Planungsprozessen eine wichtige Rolle – angefangen beim Flächennutzungsplan, über die Bebauungspläne bis hin zum Landschaftsplan. Der Aufgabenbereich der Klimaanpassung ist seit der Novelle 2011 im Baugesetzbuch verankert. Die Kommunen sind aufgefordert Anpassungsmaßnahmen im Rahmen der Stadtentwicklung zu fördern und umzusetzen. Auch die Integrierten Handlungskonzepte (InHK) verfolgen entsprechende Ziele, die sich in den unterschiedlichen Maßnahmen widerspiegeln.

 

KreativQuartier Niederfeldstraße

Auf den Flächen zwischen der Niederfeldstraße, dem Kreuzhof und der Hauptstraße soll das KreativQuartier Niederfeldstraße entstehen. Ziel für diese derzeit un- bzw. mindergenutzten Flächen ist die Entwicklung eines gewerblich genutzten Quartiers für die Kreativwirtschaft. Dabei verfolgt die Quartiersentwicklung auf mehreren Ebenen Ziele der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes bzw. der Klimaanpassung. Durch die Inwertsetzung einer innerstädtischen Brachfläche wird die Strategie der „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ verfolgt. So kann nicht nur eine Baulandentwicklung im Außenbereich vermieden werden, sondern auch auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. Insbesondere die innerstädtische und zentrale Lage des KreativQuartiers – unter anderem aufgrund der Nähe zum Bahnhof Leverkusen-Mitte – ermöglicht bei der Erschließung des Quartiers die Schwerpunktsetzung auf nachhaltige Verkehrsträger des Umweltverbundes. Zudem wird bei der Entwicklung der Flächen ein hoher ökologischer Anspruch sowohl an den öffentlichen Raum als auch im Bau zugrunde gelegt. Ein hoher Anteil des Freiraums soll erhalten, naturnah gestaltet und inwertgesetzt werden. Im Bau sollen unter anderem Fassaden- und Dachbegrünung, die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien sowie nachhaltiger Energiequellen in Form von Solarpanelen und die Einplanung von Retentionsfläche einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung leisten.

 

Maßnahmen im öffentlichen Raum
Das InHK Wiesdorf enthält eine Vielzahl von Maßnahmen zur Umgestaltung des öffentlichen Raumes. Ziel ist auch dabei eine klimagerechte Planung und Umgestaltung – wie etwa bei der Umgestaltung des Umfeldes der Herz Jesu Kirche und des Marktplatzes. In diesem stark versiegelten Bereich der Innenstadt sind Aspekte wie Entsiegelung und Begrünung von großer Bedeutung. Einerseits trägt das zur Verbesserung des innerstädtischen Mikroklimas bei, gleichzeitig wird dadurch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt gesteigert. Wie verschiedene Maßnahmen der Attraktivitätssteigerung bei den Besuchern der City ankommen und genutzt werden, soll daher im kommenden Jahr im Rahmen eines Reallabors getestet werden. Auch dahinter verbirgt sich eine Form der nachhaltigen und ressourcenbewussten Stadtentwicklung: Es geht darum, Elemente zunächst temporär zu testen, bevor diese baulich und damit auch langfristig umgesetzt werden.


Die klimagerechte Umgestaltung spielt genauso bei Straßenzügen eine Rolle. Hier gilt es, Straßenraumaufteilungen für die verschiedenen Nutzungen und Nutzergruppen zu überdenken. Mobilität, Aufenthaltsqualität und Schaffen neuer Grünstrukturen sind dabei mit Blick auf Klimaschutz bzw. Klimaanpassung und Nachhaltigkeit eng miteinander verbunden. In Wiesdorf betrifft dies im Rahmen des InHK z.B. die Umgestaltung der Hauptstraße als wichtige Achse zwischen der City und dem Rhein sowie auch die Umgestaltung der Breidenbachstraße.


Perspektivisch ist zudem auch die Umgestaltung des Wilhelm-Dopatka-Stadtparks eine Maßnahme des InHK, bei der dem Klimaschutz zentrale Bedeutung zukommt. Mit Hilfe eines Qualifizierungsverfahren wie einem freiraumplanerischen Wettbewerb soll für die Parkumgestaltung eine optimale Lösung für die Umgestaltung gefunden werden. Diese soll eine hohe Aufenthaltsqualität für Besucherinnen und Besucher des Parks sowie den Erhalt und die Weiterentwicklung der vorhandenen Grünflächen miteinander in Einklang bringen.

 

Nachhaltige und klimafreundliche Verkehrsplanung

Einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten klimafreundliche Mobilitätsformen – also Fortbewegungsarten, die einen reduzierten Verbrauch fossiler Brennstoffe nach sich ziehen. Daher liegt der Fokus in diesem Bereich vor allem auf dem Ausbau des ÖPNV und der Stärkung des Radverkehrs.

Busbahnhof Wiesdorf inklusive geplanten „Mobility-Hub“

Mit dem neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und dem geplanten Rhein-Ruhr-Express (RRX) sowie den damit verbundenen Umbaumaßnahmen durch die Deutsche Bahn sind bereits wichtige Weichenstellungen für die Stärkung des ÖPNV ergriffen worden. Seit seiner Eröffnung im Januar 2020 bietet der Busbahnhof 20 Haltepunkte in Sägezahnaufstellung. Er wird täglich von ca. 1.000 Bussen des ÖPNV und ca. 130 Fernbussen frequentiert. Um ÖPNV und Radverkehr noch besser zu vernetzen, werden voraussichtlich im August 2021 an fünf Stellen im Stadtgebiet insgesamt 60 Fahrradboxen aufgestellt. Zwölf davon werden am Busbahnhof Wiesdorf die bereits vorhandenen Fahrradboxen ergänzen.

 

Darauf aufbauend ist es das Ziel, das Bahnhofsquartier Leverkusen-Mitte insgesamt zu einer zukunftsweisenden „Mobilstation“ bzw. „Mobility-Hub“ zu entwickeln – einem Verkehrsknotenpunkt für moderne und nachhaltige Mobilitätsangebote sowie deren Verknüpfung mit- und untereinander. Um das Mobilitätsangebot zu vervollständigen, ist an dem Standort zwischen der neuen Bahntrasse und dem ZOB zukünftig unter anderem die Errichtung eines Fahrradparkhauses mit rd. 600 Fahrradstellplätzen geplant. Wie dieser Mobility-Hub aussehen könnte, ist aktuell Gegenstand eines studentischen Planungswettbewerbes. Dieser wird im Rahmen des Master-Studiengangs Architektur an der Peter Behrens School of Arts, Hochschule Düsseldorf, unter Leitung von Prof. Robert Niess in Kooperation mit der Stadt Leverkusen durchgeführt. Kernpunkte des Wettbewerbs sind der Entwurf eines solchen Fahrradparkhauses, eines neuen multifunktionalen Bahnhofsgebäudes sowie die städtebauliche und funktionale Verknüpfung der verschiedenen Bausteine untereinander. Die Ergebnisse werden im August erwartet.

 

Busspur Rathenaustraße

Um den ÖPNV zu stärken, werden darüber hinaus aktuell Busspuren an der Rathenaustraße realisiert. Sie dienen der Beschleunigung des Busverkehrs und damit der Takteinhaltung auf der hochbelasteten Rathenaustraße. Die Busspur in Fahrtrichtung Osten wird sich zukünftig von der Eisenbahnunterführung bis zur Straße am Stadtpark erstrecken. In umgekehrter Richtung – also in Fahrtrichtung Westen – wird die Busspur von der Feuerwehrzufahrt von der Realschule Am Stadtpark bis zum Kreisverkehr Rathenaustraße / Heinrich-von-Stephan-Straße eingerichtet.

 

Radwegeplanungen

Neben dem ÖPNV ist insbesondere der Radverkehr eine klimafreundliche Fortbewegungsart. Voraussetzung dafür, dass immer mehr Menschen auf das Fahrrad als Fortbewegungsmittel setzen, ist eine gut ausgebaute Radinfrastruktur, wozu auch gut ausgebaute Radwege zählen. Auch hier sind aktuell einige Maßnahmen in Planung. So wurde für die Radpendlerroute Opladen – Wiesdorf – Köln der Planungsauftrag für den Bereich, der das Stadtgebiet Leverkusen umfasst, kürzlich vergeben. Für den Radschnellweg Monheim – Wiesdorf werden aktuell Angebote für einen Planungsauftrag eingeholt. Eine mit dem Fachbereich Umwelt, dem Wupperverband und der Bezirksregierung abgestimmte Planung für den Wupperradweg wird zurzeit erstellt. Für den Radweg Kandinskystraße läuft aktuell eine Bürgerbeteiligung. Und für diverse Maßnahmen zur Sanierung der Radwege wie z.B. den Dhünnradweg oder die Radwege an der Bensberger Straße oder Borsigstraße wurden beim Zuschussgeber bereits Einplanungs- bzw. Finanzierungsanträge gestellt.

 

Nachhaltigkeit bei der Sanierung und dem Neubau von Gebäuden

Nachhaltiges Bauen ist im Fachbereich Gebäudewirtschaft seit vielen Jahren ein selbstverständlicher Teil der Planungs- und Bauprozesse – und das gleich aus mehreren Gründen. Zum einen hat es sich die Stadt Leverkusen zum Ziel gesetzt, eigene Maßnahmen nachhaltig zu realisieren, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Zum anderen ist damit auch eine Vorbildfunktion verbunden, die der Stadt als größtem öffentlichem Bauherrn vor Ort zukommt. Und nicht zuletzt werden damit aktuelle politische Zielsetzungen erfüllt, die etwa das umwelt- und klimagerechten Bauen, Energie-, Ressourcen- und Kosteneffizienz oder auch Anforderungen aus dem sozialen oder kulturellen Bereich betreffen.

 

Quartierstreffpunkt Dönhoffstraße

Eine große Rolle spielt Nachhaltigkeit daher auch beim Quartierstreffpunkt Dönhoffstraße, einer Maßnahme des InHK Wiesdorf, in deren Rahmen die Alte Feuerwache saniert und OGS-Räumlichkeiten sowie eine Sporthalle neu errichtet werden. Klimaschutzaspekte finden dabei vom Planungsprozess, über die Bauphase bis hin zum späteren Betrieb Berücksichtigung.

 

Zu Beginn der Planungen wurde eine Ökobilanzierung zum Vergleich zwischen Neubau und Sanierung erstellt. Darauf basierend wurde entschieden, die erhaltenswerten Bestandsbauten der Feuergebäude zu sanieren und für die Neubauten der Schule und der Sporthalle eine kompakte, energieeffiziente Bauweise zu realisieren. Es kommen erneuerbare Energien zum Einsatz, da auf der Sporthalle eine Photovoltaikanlage installiert wird. Gleichzeitig wird für die Wärmeerzeugung auf Fernwärme gesetzt, um eine günstige CO²-Bilanz zu erzielen. Es wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verbaut, bei der Beleuchtung kommt LED-Technik zum Tragen. Des Weiteren wird das Dach auf dem OGS-Gebäude begrünt, und dort, wo es möglich ist, werden umfangreiche Wandbegrünungen vorgenommen.

 

Für den Bauprozess wird ein Abfall- und Recyclingkonzept erstellt, von den eingesetzten Bauprodukten gehen keine Umwelt- und Gesundheitsrisiken aus, und nicht zuletzt werden (soweit möglich) wiederverwendbare Materialien verwendet („Cradle to Cradle“- Prinzip).

 

Auch wenn die Gebäude fertiggestellt und in Betrieb sind, muss die Nachhaltigkeit und die Energieeffizienz weiter im Blick behalten werden: durch die Feinregulierung der Anlagentechnik, durch ein Monitoring der technischen Gebäudeausrüstung und – besonders wichtig – durch die Sensibilisierung der Nutzer dafür, den Verbrauch von Strom, Wasser und Wärme niedrig zu halten.

 

Mehr Grün in der Stadt

Große Bedeutung kommt beim Quartierstreffpunkt Dönhoffstraße auch der Gestaltung der Außenanlagen zu. Die Außenflächen sollen neben der Schule genauso dem Quartier und den Menschen, die dort leben, dienen. Der Außenbereich ist durch hohe Bäume geprägt, die weitgehend erhalten werden. Ergänzende Baumpflanzungen werden die wenigen wegfallenden Bäume ersetzen und für zusätzlichen Schatten sorgen. Ein halbschattiger, grüner Bereich wird für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. Gleichzeitig bietet das Grün in der Stadt Schutz gegen Aufheizung und trägt zur nächtlichen Auskühlung bei. Außerdem werden möglichst wenig Flächen versiegelt. Wasserdurchlässige und dennoch feste Bodenbeläge werden in Teilen der Außenanlagen das anfallende Regenwasser aufnehmen und umweltverträglich abführen. Auf dem Schulhof ist ein schattenspendender Baumhain vorgesehen. Neben schattigen Sitzplätzen werden selbstverständlich auch Spielmöglichkeiten für Kinder errichtet. Der Quartiersplatz wird Pflanzinseln mit Felsenbirnen als Gehölze umfassen. Die Möblierung des Platzes wird dazu einladen, dort zu verweilen, um beispielsweise die Mittagspause dort zu verbringen.

 

Begrünung von städtischen Gebäuden

Nicht nur am Quartierstreffpunkt Dönhoffstraße, sondern auch an den Außenwänden der Gebäude des Baudezernates sind umfangreiche Wandbegrünungen vorgesehen. Bevorzugt werden dabei Wände ohne Fenster, Lüftungsöffnungen oder sonstige Einbauten begrünt. Der „Grüne Pelz“ wird isolierende Wirkung haben und einer Vielzahl von Lebewesen Lebensraum bieten. Dazu sind bereits vorhandene, aber nicht mit Pflanzen besetzte Rank-Gerüste aktuell neu begrünt worden, darüber hinaus sind Standorte für umfangreiche neue Berankungskonstruktion geplant. Zum Einsatz kommen dabei vorgehängte Stab- oder Seilkonstruktionen als Kletterhilfen. Schäden an der Gebäudesubstanz werden vermieden, indem ausschließlich Rankpflanzen ohne Haftscheiben verwendet werden. Die anschließend notwendige Bewässerung der Pflanzen wird durch den Hausmeisterservice sichergestellt.

Pressekontakt: Julia Trick


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Wandbegrünungen

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Wandbegrünungen

Lothar Schmitz, Leiter des Fachbereichs Stadtgrün, Baudezernentin Andrea Deppe, Andrea Pesch, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Gebäudewirtschaft, Stefan Karl, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Reinhard Schmitz, Leiter des Fachbereichs Tiefbau, (v.r.n.l.) erläuterten am Beispiel der Quartiersentwicklung in Wiesdorf, dass Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung zentraler Bestandteil der Aufgabenbereiche des Baudezernates sind. Ein Beispiel dafür ist die Begrünung von städtischen Gebäuden.