Meldungsdatum: 09.09.2021

Erzählkonzert „Motiks Tonband“ mit Sveta Kundish und Patrick Farrel im Felix-Nussbaum-Haus

Reihe „Jiddische Klangperspektiven im Felix-Nussbaum-Haus“ / Gefördert von „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“

Jiddisch. Einige denken da zuerst an altertümliche Begriffe Schlamassel, Tacheles, Maloche und Mischpoke. Anderen fällt dazu die Klarinette mit ihrem unverwechselbaren Klezmer-Klang ein. Die Assoziationen sind zahlreich – und bezeugen ein kollektives Gedächtnis großer Gemeinsamkeiten.

Jiddische Musik! Einer der Orte, an denen sie häufig zu hören ist, ist das Museumsquartier Osnabrück. Seit 2011 richtet dort das Felix-Nussbaum-Haus, einem Museum und Gedenkort für den 1944 im KZ Auschwitz getöteten Maler, Workshops und Konzerte zu ihr aus.

Auch dieses Jahr findet die „Jiddische Musikreihe“ statt, trotz Corona. Sie ist Teil des bundesweiten Programms #2021JLID „Jüdisches Leben in Deutschland“, das in rund 1000 Veranstaltungen bezeugt, wie weit die jüdische Geschichte in Deutschland zurückreicht: mehr als 1700 Jahre, bis in die römische Spätantike.

Jiddische Lieder sind die Ausprägung einer Kultur, die über Jahrhunderte ein bedeutender Teil des europäischen Lebens war - und die durch die Diktatur des Nationalsozialismus nahezu vollständig ausgelöscht wurde. Gegenwärtig erlebt die jiddische Musik, insbesondere die Klezmermusik, einen eindrucksvollen Aufschwung.

Ziel der Konzerte und Werkstattgespräche ist es, jüdisches Leben erlebbar zu machen und für ein tieferes Verständnis zu sorgen. Eine wichtige Aufgabe in einer Zeit, in der rechtsnationales Gedankengut eine beunruhigende Renaissance erlebt, in der es gilt, dem Wiedererstarken des Antisemitismus entgegenzutreten.

Einzelschicksale, Geschichten von Menschen mit außergewöhnlichen Lebenswegen, stehen im Mittelpunkt der Reihe. Die Mitwirkenden zeigen, wie vielfältig jüdisches Leben in Deutschland ist. Ihre Suche nach den eigenen Wurzeln, die Frage der Identität und der Heimat(losigkeit), sind in unserer Gegenwart aktueller denn je.

Kuratorin und Moderatorin der Reihe ist Stella Jürgensen. Als leidenschaftliche Musikerin und Kennerin der jiddischen Musik- und Kulturszene ist einer ihrer sieben Bühnensprachen Jiddisch – als Interpretin von „Stella's Morgenstern“.

Am 25. September, findet um 20 Uhr das Erzählkonzert „Motiks Tonband“ - die Geschichte einer Familie - mit Sveta Kundish und Patrick Farrel statt. Der Eintritt kostet ermäßigt 13 Euro, 15 Euro im Vorverkauf und 17 Euro an der Abendkasse.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wanderten in den 1990er Jahren Hunderttausende jüdischer Familien aus der ehemaligen UdSSR nach Israel, Deutschland und Nordamerika aus. Die Familie der Sängerin Sveta Kundish war Teil dieser großen Auswanderungswelle. Sie verließ die Ukraine und ging 1995 nach Israel. Später entdeckten Svetas Eltern eine Reihe von alten Tonbändern mit Aufnahmen von Svetas Großvater aus den 1970er und 1980er Jahren: Aufnahmen, die mehr als vierzig Jahre überdauert hatten und das Alltagsleben, die Lieder und Geschichten ihrer Familie im Shtetl Owrutsch in der Ukraine wiedergeben – als Teil des jüdischen Lebens dort, das fast vollständig verschwunden ist. Von diesen Aufnahmen inspiriert, erzählen Sveta Kundish und Akkordeonist Patrick Farrell die Geschichte einer ukrainisch-jüdischen Familie: von Svetas Urgroßvater – einem Kantor in der Synagoge von Owrutsch – bis zu Svetas heutigem Leben in Deutschland als Musikerin, die selbst ein Kantorenstudium in Potsdam absolvierte und als Kantorin in Braunschweig tätig ist. Verwoben mit dieser Geschichte sind jiddische, hebräische, russische, ukrainische und deutsche Lieder, die das Duo live vorträgt oder die mit Hilfe der Tonbandaufnahmen aus der Vergangenheit geholt werden. Familienfotos aus den letzten hundert Jahren, auf Leinwand projiziert, vermitteln dem Publikum einen Einblick in das jüdische Leben der Ukraine in den Jahren der Sowjetunion und in die Erfahrungen vieler während der Emigration danach. „Kundish und Farrell - ein kongeniales Duo, das Musik in die Zukunft transportiert.“ M. Fritsch/mittelhessen.de

Aufgrund von jeweils aktuell geltenden Maßnahmen und Verordnungen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus ist derzeit nicht abzusehen, welche Veranstaltungen vor Ort mit Publikum durchgeführt werden können. Informatione vor dem Besuch sind im Internet unter www.museumsquartier-osnabrueck.de oder Telefon 0541 323-2237.

 

Sveta Kundish: Gesang,
Patrick Farrell: Akkordeon,
Moderation: Stella Jürgensen

Pressekontakt: Claudia Drecksträter | Öffentlichkeitsarbeit Museumquartier Osnabrück | Lotter Str. 1 | 49078 Osnabrück | Telefon 0541 323-4581 | E-Mail: dreckstraeter@osnabrueck.de


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©  Manuel Miethe
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