20. Bürgerpreisverleihung mit spontanen Zugaben

08.10.2021 | Herten

Hertener Bürger für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet

Sehr bewegt zeigte sich Bürgermeister Matthias Müller bei der Verleihung des Bürgerpreises vom Engagement und Herzblut der Preisträgerinnen und Preisträger. „Sie alle machen unsere Stadt schöner und lebenswerter. Ihre Arbeit ist so unglaublich wertvoll, ja, buchstäblich unbezahlbar für unsere Gesellschaft“, begrüßte der Bürgermeister die anwesenden Gäste. Dabei betonte er die Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit für die Stadt Herten und bemerkte wie enorm wichtig und unverzichtbar sie sei.

Bereits zum 20. Mal wurde der Hertener Bürgerpreis in diesem Jahr vergeben. Neben der jeweiligen Laudatio und den berührenden bis lustigen Preisübergaben, gab es in diesem Jahr das ein oder andere spontane Interview durch den Bürgermeister sowie eine bravöse Zugabe der talentierten Querflöter.

Die Preisträgerinnen und Preisträger

„Als Antifaschist wirst du schon geboren“, davon ist Dennis Hölker überzeugt. Für den Preisträger in der Kategorie Zivilcourage/Eintreten für Toleranz und Integration sowie gegen Rechtsextremismus war die öffentlichkeitswirksame Reinigungsaktion der 18 Gedenkplatten für die NS-Opfer in der Stadt erst der Anfang vieler Aktionen gegen Rechtsextremismus in Herten. Mit der Aktion brachte er einen Stein ins Rollen, den viele Menschen mit ihm zusammen weiter in Bewegung halten. „Ich will darauf aufmerksam machen, was damals passiert ist und wie schnell sowas gehen kann“, erklärt Dennis Hölker seinen Antrieb. Seit vielen Jahren ist er bereits in diesem Bereich aktiv. Er nutzt vor allem Plattformen der sozialen Medien, um das Gedenken an den Nationalsozialismus öffentlich zu machen sowie rechtsgerichtete Aktionen aufzuspüren und zu entlarven. Im Januar 2020 gründete er mit Gleichgesinnten das Bündnis „Herten ist bunt“, das sich mit immer neuen Aktionen und Projekten gegen Rechtsextremismus und für Toleranz einsetzt – alles immer mit friedlichen, demokratischen und humanistischen Mitteln.

Großen Einsatz zeigt auch Preisträgerin Mirjam Gördes, die in der Kategorie Umwelt/Umweltschutz geehrt wurde. Mirjam ist in Herten aufgewachsen und nach einigen beruflichen Stationen in Deutschland und der Schweiz wieder zurückgekehrt. „Irgendwann wollte ich wieder zurück in meine Heimat und zu meiner Familie“, sagt die 45-Jährige. Damit verbunden war auch der Wunsch, sich zu engagieren „für die Natur und Umwelt in meiner Stadt.“ Nachdem sie zum ersten Mal bei der Krötenwanderung mit anpackte, trat sie vor fünf Jahren in den Naturschutzbund (NABU) ein. Dort übernahm sie in kürzester Zeit federführend verschiedene Projekte wie die Fledermausführung durch den Schlosspark und die Pflege der Streuobstwiesen. Seit 2017 engagiert sie sich auch im Vorstand. Auch die Kleinsten weiß sie für das Thema Umweltschutz zu begeistern. Und weil ihr Engagement aber „nur mit anderen zusammen funktioniert“, möchte sie in den nächsten Jahren verstärkt Nachwuchsförderung betreiben und viele Menschen für die Arbeit im NABU gewinnen. „Natur- und Umweltschutz ist zwar anstrengend und viel Arbeit, aber es ist eine der lohnenswertesten Aufgaben überhaupt“, ist Mirjam Gördes überzeugt.

Mit Überzeugung engagiert sich auch Christine Dickel, Preisträgerin der Kategorie Soziales, seit langer Zeit vielerorts im Stadtgebiet. Über 20 Jahre lang hat sie mit Kindern und deren Eltern geturnt und die ersten sportlichen Schritte begleitet. Nachdem sie 1991 in den TuS Westerholt-Bertlich eintrat, übernahm sie zwei Jahre später erstmals die Leitung des Eltern-Kind-Turnens. Später übernahm sie auch die Kursleitung bei der DJK Spielvereinigung Herten und beim TuS Herten. Jedes Kind, das turnen wollte, bekam bei ihr einen Platz. „Ich hätte nie jemanden wegschicken können“, verrät sie. „Es ist einfach schön, die Freude an der Bewegtung schon den Kleinsten vermitteln zu können.“ Auch Senioren leitet sie in Gymnastikgruppen zur Bewegung an. Aber nicht nur im Sport, sondern auch an vielen anderen Stellen engagiert sich Christine Dickel. Als Vorsitzende im Pfarrgemeinderat von St. Joseph Süd begleitete sie 2007 die gelungene Fusion zur Großgemeinde, ist im Krankenhausbesuchsdienst des St. Elisabeth Hospitals aktiv sowie beim „Süder Advent“.

Nicht nur seine Ausstellungen haben Strahlkraft, auch sein Name ist inzwischen wohl bundesweit bekannt. Michael Holtschulte ist Preisträger der Kategorie Kultur. Er hat mit „Cartoons im Pott“ ehrenamtlich eine eigene Reihe etabliert, mit der er renommierte Künstlerinnen und Künstler aus der Szene nach Herten lockt. Die Idee dazu entwickelte er gemeinsam mit Ehepaar Vivian und Stefan Promnik, als diese 2015 die Gastronomie auf dem Hof Wessels übernahmen. „Bei den Planungen wurde uns schnell klar, dass die Künstler auch die Ausstellungseröffnungen gestalten können“, erzählt der 41-Jährige. Insgesamt 22 Ausstellungen fanden bis zur Pandemie auf dem Hof Wessels statt. Michael Holtschulte ist in der Szene gut vernetzt, seit seinem 15. Lebensjahr verdient er sein Geld mit dem Zeichnen. So nahmen auch die Cartoonistinnen und Cartonisten zum Teil weite Wege aus dem In- und Ausland auf sich, um für sein Format in Herten auszustellen. Seine Heimatstadt Herten profitiert noch an anderen Stellen von seiner Profession: Er spendet regelmäßig Zeichnungen für soziale Zwecke und unterstützt Veranstaltungen wie das „NachtLokal“ oder „Sisters of Comedy“. Mit den „Cartoons im Pott“ wird es nach der Corona-Pause im „ScherleBeck´s“ weitergehen.

Günter Wienforth erhielt den Bürgerpreis in der Kategorie Sport. Seit über 40 Jahren ist er ständig in Bewegung und leitet innerhalb der TG Scherlebeck andere Menschen dabei an, selbst aktiv zu bleiben. Der Beginn seiner sportlichen Laufbahn entstand aus einer „Bierlaune“ heraus – er wollte seinem turnbegeisterten Vater zeigen, dass er sich längst so gut auf dem Barren und am Reck halten könne wie die ältere Generation. „Die erste Turnstunde zeigte deutlich, wer zur schlappen Truppe gehört“, erinnert sich Günter Wienforth amüsiert. Seitdem hat er trainiert, trainiert, trainiert. In klassischen Turndisziplinen, Leichtathletik, Gymnastik und Radfahren. 1989 übernimmt er dann die Leitung der heutigen Männergruppe. Inzwischen ist der 71-Jährige Übungsleiter beim Lauf- und Walkingtreff sowie bei der Wassergymnastikgruppe in der Christy-Brown-Schule. Außerdem organisiert er Feste, Ausflüge und Reisen. Alle Hertener Partnerstädte hat der ehemalige Polizist mit den „City-Bikern“ inzwischen besucht – mittels Rennrad. Der Corona-Lockdown machte gemeinschaftlichen Sport dann lange Zeit unmöglich. Aber auch in dieser Situation ließ sich der begeisterte Sportfan nicht unterkriegen und turnte kurzerhand per WhatsApp: Vier Wochen lang versorgte er seine Gymnastikgruppe per Video jeden Morgen mit Übungen für Zuhause. Inzwischen konnte er sein 40. Sportabzeichen absolvieren und selbst den Prozess wieder ehrenamtlich begleiten.

Den Sonderpreis für sein Lebenswerk erhielt in diesem Jahr Hans-Jürgen Mrotz. Seit mehr als 50 Jahren engagiert er sich in der Ersten-Hilfe und später insbesondere für das Deutsche Rote Kreuz. Als Ersthelfer hat er den Großbrand im Hertha-Werk und das Eisenbahnunglück in Marl-Sinsen miterlebt. Er schult in Erste-Hilfe-Lehrgängen und baut den regionalen Katastrophen-Sanitäter-Einsatzzug mit auf. Hans-Jürgen Mrotz durchläuft neben seinem Beruf als KFZ- und Geräteverwalter bei der Polizei, eine ehrenamtliche Karriere vom Ersthelfer bis zum stellvertretenden Bereitschaftsleiter. Außerdem hilft er bei Altkleidersammlungen, engagiert sich bei der Betreuung von Besucherinnen und Besuchern der Hertener Schlosswochen für Hochbetagte und ist Mitglied des Redaktionsteams von der Stadtteilinfo Herten-Süd. Zahllose Sammlerstücke zeugen inzwischen von seinem langjährigen Einsatz, darunter einige mit echtem Seltenheitswert. Seine Sammlung füllt inzwischen ein Zimmer in der Wohnung, den Keller und die Garage. „Ich habe einen Rotkreuz-Fimmel“, gibt der 78-Jährige zu. Mit den Exponaten hält er die Geschichte des DRK mittels zahlreicher Ausstellungen lebendig. Während der Pandemie unterstützen er und seine Frau eine alte Dame bei Einkäufen und Freizeitgestaltung. Das Helfen liegt beiden eben im Blut.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von den Musikschülern Jan Reinprecht, Elnur Misirli und Tobias Iwanczik. Die erfolgreichen Teilnehmer des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ begeisterten die Gäste mit ihrem melodischen Spiel auf der Querflöte, das zeitweise von Kristina Hoxhaj mit Klaviermusik untermalt wurde. Nach einigen spontanen Interviews durch den Bürgermeister, gab das Trio auf dessen Wunsch kurzerhand noch eine Zugabe. Landrat Bodo Klimpel, der kurzerhand der Einladung gefolgt war, zeigte sich dabei imponiert von der hohen musikalischen Qualität der jungen Musiker aus Herten.

Hintergrund:

Der Bürgerpreis ist eine Anerkennung für das besondere Engagement der Menschen in dieser Stadt. Die Vergabe des Preises erfolgt in den Kategorien Kultur, Soziales, Sport, Umwelt/Umweltschutz und Zivilcourage/Eintreten für Toleranz und Integration sowie gegen Rechtsextremismus. Eine Jury aus Bürgermeister und stellvertretenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie zwei Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Presse wählen jährlich gemeinsam die Preisträgerinnen und Preisträger aus.



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