Meldungsdatum: 04.11.2021

Familiengeschichte mit doppeltem Boden

Am Donnerstag, 11. November, um 19.30 Uhr liest Barbara Stellbrink-Kesy in der Marienkirche aus ihrem Buch „Unerhörte Geschichte“. In der Doppelbiografie erzählt sie die Geschichte ihrer Großtante Irmgard Heiss, die Opfer der NS-Krankenmorde wurde und Schwester des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink war. Dieser wurde als einer der vier Lübecker Märtyrer 1943 von den Nationalsozialisten ermordet. Im Anschluss an die Lesung besteht die Möglichkeit für ein Gespräch mit der Autorin unter der Moderation von Dr. Hermann Queckenstedt. Der Eintritt ist frei.

Ein Haus in Westfalen, ein Päckchen Briefe versteckt unter dem doppelten den eines Schrankes, eine Krankenakte in einem Archiv. Wie kann ein Mensch in einer Familie verloren gehen? Die Geschichte von Irmgard Heiss wurde in der Familie über 70 Jahre lang totgeschwiegen. Die Autorin Barbara Stellbrink-Kesy begann jedoch zu recherchieren und wurde fündig.

Irmgard Heiss ging mit 18 Jahren nach Berlin, wo sich ihr Bruder Karl Friedrich Stellbrink zu dieser Zeit ebenfalls aufhielt. Bis 1940 war der Pastor Aktivist eines völkisch gesonnenen deutschen Christentums, dann ging der zunehmend auf Distanz zur Politik der Nationalsozialisten. Bis zu seiner Hinrichtung 1943 hielt er zu seiner als „psychopathisch minderwertig“ geschmähten Schwester.

Irmgard Heiss war eine außergewöhnliche und widerständige Frau, die ab 1933 endgültig ins Fadenkreuz der Mordaktionen an vermeintlich „überflüssigen“ Menschen geriet. Sie wurde Opfer der zweiten Phase der NS-Euthanasie“. 1944 starb sie in der Lippischen Heil- und Pflegeanstalt Lindenhaus in Brake an Lungentuberkulose, eine Folge der jahrelangen Unterernährung und der unzureichenden bzw. unterlassenen medizinischen Versorgung. 

Ergänzend zur Lesung ist im Chorumgang des Osnabrücker Doms von Freitag, 29. Oktober, bis Sonntag, 21. November, eine Ausstellung über das Leben und Schicksal der Lübecker Märtyrer zu sehen. Der Eintritt ist frei und die Ausstellung kann außerhalb der Gottesdienste während der Öffnungszeiten der Domkirche St. Petrus besucht werden.

Bei der Veranstaltung gilt die 3 G-Regel. Weitere Informationen sind erhältlich im Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück, Telefon 0541 323-2462, E-Mail friedenskultur@osnabrueck.de.

Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Fachbereich Kultur | Tel. 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de


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©  Barbara Stellbrink-Kesy
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