Meldungsdatum: 30.11.2021
„Die Wohnungsnot hat hier einen derartigen Umfang angenommen, dass zur Zeit noch 420 wohnungssuchende Familien keine Unterkunft finden können und das trotz der vorgenommenen Rationierungen und Einrichtung von Notwohnungen Familien vorhanden sind, welche seit einem Jahr auf die Zuweisung einer Wohnung warten. Die Wohnungsnot lässt sich hier nur durch den Bau von neuen Wohnungen mildern“, schrieb Beigeordneter Wilhelm Brockhoff im März 1921 an den Regierungspräsidenten in Münster.
In dem Schriftstück ging es aber vor allem um das Gesuch des Bocholter Bauvereins um Gewährung eines Darlehens aus Reichsmitteln zur „Abbürdung der Baukostenüberteuerung“. Das Staatsdarlehen für die besagten 16 Wohneinheiten betrug schließlich 336.000 Mark, die Stadt Bocholt steuerte die Summe von 168.000 Mark zum Bau der Wohnungen bei. Ferner übernahm die Stadt die Bürgschaft für die bei der städtischen Sparkasse aufgenommene erste Hypothek. Weitere Gelder wurden von privater Seite zinslos zur Verfügung gestellt.
Schon im Sommer 1918 hatte der Bocholter Bauverein ein größeres, mit Anschluss an die städtische Kanalisation versehenes Gelände zwischen der Eisenbahn und der Blücherstraße erwerben können. Die Gesamtfläche des für die Bebauung vorgesehenen Grundstücks betrug 6.732 qm, die einzelnen Wohnungen umfassten einschließlich der Stallfläche rund 80 qm. Nach Klärung der Finanzierungsfrage konnten die Bauarbeiten für die ersten sechs Zweifamilienhäuser im Mai 1921 beginnen. Die Rohbauabnahme folgte drei Monate später. Von den insgesamt acht projektierten Häusern wurden sechs bereits im Oktober 1921 in Benutzung genommen. Die letzten zwei konnten erst im Juni 1922 vollendet werden, da in Folge des im Herbst 1921 frühzeitig einsetzenden Frostes die Bauarbeiten stillgelegt werden mussten.
Das Besondere an der Häuserreihe war die überbaute Durchfahrt zu einem damals noch projektierten Verkehrsweg. Diesen bezeichnete man schon 1922 – vermutlich zunächst als Privatstraße - in Erinnerung an den ersten Vorstandsvorsitzenden des Bocholter Bauvereins als „Gustav-Becker-Straße“.
100 Jahre alt sind die Häuser – das Foto zeigt eine Ansicht aus dem Jahre 1987 - an der Blücherstraße nunmehr geworden. Da sie den heutigen Anforderungen im Wohnungsbau nicht mehr entsprechen, lässt die Bocholter Heimbau eG als Rechtsnachfolgerin des Bauvereins die Bauten demnächst abreißen und ihn ähnlicher Weise wieder errichten.
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