Meldungsdatum: 13.12.2021

Sonderausstellungen 2022 in Osnabrück

Änderungen vorbehalten!
Keine Gewähr auf Vollständigkeit!

Stand: 10.12.21

 

Bis 13.11.2022
Mounira Al Solh
Reihe „Gegenwärtig. Zeitgenössische Künstler:innen begegnen Felix Nussbaum“

Felix-Nussbaum-Haus/Museumsquartier Osnabrück

In der vierten Ausstellung der Reihe „Gegenwärtig“ trifft die Künstlerin Mounira Al Solh auf das Leben und Werk des Malers Felix Nussbaum. 1978 in Beirut geboren, lebt und arbeitet die documenta-Teilnehmerin im Libanon und in den Niederlanden. Mit ihren Installationen, Zeichnungen, Videos, Malereien und textilen Arbeiten erkundet Al Solh Themen wie Sprache, Migration, kulturelle Heterogenität, Exil oder Feminismus.

Für die Ausstellungsreihe im Felix-Nussbaum-Haus konfrontiert sich Al Solh – wie Nussbaum zu seiner Zeit – mit der eigenen Verletzlichkeit, den intimen Wünschen, Hoffnungen, Wunden und Schmerzen in der Gestalt von Selbstporträts. „Das ist intensiv, herausfordernd, nichtsdestotrotz notwendig und wichtig“, resümiert Al Solh. Eine Zeugin der Gegenwart steht so im Dialog mit dem Chronisten der Verfolgung im Nationalsozialismus.

 

Bis 06.03.2022
2. Deutscher Friedenspreis für Fotografie /5. Felix Schoeller Photo Award, Nachwuchsförderpreis

Kulturgeschichtliches Museum/Museumsquartier Osnabrück

Der nigerianische Fotograf Emeke Obanor ist Preisträger des „Deutschen Friedenspreises für Fotografie“ der Stadt Osnabrück und der Felix Schoeller Group. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert Preis. Obanor setzte sich gegen eine international hochkarätige Konkurrenz aus 95 Ländern mit seiner Arbeit „Heroes“ durch.

Über den Titel „Beste Nachwuchsarbeit“ des Felix Schoeller Photo Awards darf sich die in Teheran geborene Shirin Abedi mit ihrer Arbeit „May I Have This Dance?“ freuen. Mit dem Nachwuchspreis zeichnet die Felix Schoeller Group fotografische Nachwuchstalente aus.

Die Siegerserien wie auch die Arbeiten der Nominierten der beiden Preise werden bis 6. März im Museumsquartier Osnabrück präsentiert.

Zum zweiten Mal hat die Stadt Osnabrück gemeinsam mit der Felix Schoeller Group den 2019 in Leben gerufenen „Deutschen Friedenspreis für Fotografie“ vergeben. Die Initiatoren haben den Preis aus der besonderen Geschichte der Stadt Osnabrück ins Leben gerufen. Als Ort des Westfälischen Friedensschlusses von 1648 versteht die Stadt Osnabrück ihre Geschichte als Auftrag für friedenspolitisches Engagement. Das gilt auch für die kulturellen Angebote, die die Stadt entwickelt – über regionale Grenzen hinaus.

In seiner Arbeit „Heroes“ zeigt der Nigerianer Emeke Obanor von der Terrororganisation Boko Haram entführte Mädchen, denen eine Rückkehr in die Freiheit gelungen ist. Obwohl die Mädchen während ihrer Gefangenschaft radikalisiert wurden, haben sie nicht den Glauben und den Mut verloren, für ihre Ausbildung und damit eine bessere Zukunft zu kämpfen. Für Emeke Obanor ist die Kamera ein Mittel, soziale Ungerechtigkeit aufzudecken und so Veränderungen zu bewirken. Seit drei Jahren arbeitet er professionell als Fotograf in seiner Heimat Nigeria, wo er zugleich mit seinem Hilfsprojekt „Greenleaves Heritage“ ein Zentrum für Opfer von Gewaltkonflikten und sexuellem Missbrauch aufbaut. Die Fotografie treibt den 48-jährigen aus Effurun (Nigeria) an, weil sie die Macht hat, Veränderungen herbeizuführen, Emotionen zu wecken und möglicherweise sogar die Weltanschauung der Menschen zu verändern. Emeke Obanor hat an der Universität von Calabar in Nigeria studiert. Er hat bereits eine Reihe von internationalen Auszeichnungen erhalten. Weitere Informationen: http://emekeobanor.com/

Weitere Nominierte des Deutschen Friedenspreises für Fotografie 2021 waren Reto Klar (Deutschland) mit „Life between home and hell: Refugees in Camp Moria on Lesbos“, Antonio Aragon Renuncio (Spanien) mit “I Wanna Be Messi”, Ako Salemi (Iran) mit “Afghanistan: The Color Awakens” und Hamed Sodachi (Iran) mit “Sunrise”

Die Jury für den Deutschen Friedenspreis für Fotografie besteht aus dem international renommierten Porträtfotografen Michael Dannenmann (Düsseldorf), der unabhängigen und öffentlich bestellten Gutachterin für Fotografie Simone Klein (Köln), der Galeristin und Gründerin des Duesseldorf Photo Weekend Clara Maria Sels (Düsseldorf), dem Direktor des Museumsquartiers Osnabrück Nils-Arne Kässens sowie Ulrich Schneckener, Professor für Internationale Beziehungen und Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Osnabrück sowie Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF).

 

Bis 20.02.
Barrierefreiheit

Kunsthalle Osnabrück

Mit zwei neuen Ausstellungen und einem inklusiven Filmprogramm zeigt die Kunsthalle Osnabrück den zweiten Teil ihres Ausstellungs- und Vermittlungsprogramms „Barrierefreiheit“. Die unterschiedlichen künstlerischen Positionen legen auf poetische Weise noch einmal verstärkt den Fokus auf gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen durch Exotisierung oder herrschende Gesundheitsparadigmen. Gleichzeitig werden in den jeweiligen Positionen Strategien der Selbstermächtigung aufgezeigt.

Die in Los Angeles lebende Künstlerin Candice Lin hat für die Kirche der Kunsthalle eine neue raumgreifende Installation entwickelt, die sich mit den kolonialgeschichtlichen Kontexten von heute beschäftigt. Text, Skulptur, Zeichnung, Keramik und Video werden dabei gleichwertig zu einem Raumbild zusammengeführt. Assoziierte Materialien wie Gold, Silber, Kupfer oder Opium verwandeln die Kunsthalle in einen verwunschenen Ort, der die Ideale von Heilung und Wohlstand als fortwirkende Zeichen von Macht und Ungleichheit in der Geschichte spielerisch demaskiert.

Katrin Mayer thematisiert in ihrem Ausstellungsraum künstlerisch den Wandel vom Kreuzgang als Wandelhalle hin zum Ausstellungskorridor der Kunsthalle. Dabei wird die Institution als historischer, sozialer und infrastruktureller Ort in verschiedenen Ebenen freigelegt. Die Geschichten der Mitarbeiter:innen der Kunsthalle stehen gleichberechtigt neben Abbildungen von Frauen in der Kirchengeschichte, die unter anderem daran erinnern, dass das erste Dominikanerkloster ein Kloster für Frauen war oder dieser oft vergessene Teil der Geschichte gleichermaßen unsere Gegenwart mitgestaltet hat.

Die Künstlerin und Kuratorin Inga Zimprich hat das Filmprogramm der Ausstellung „We Cannot Skip This Part“ übernommen, die gestaltet wurde von dem Künstler:innenduo „Die Blaue Distanz“ im Dialog mit dem Behindertenforum Osnabrück. Die Filme sind in Deutsch, Englisch, einfache Sprache, Gebärdensprache, Audiodeskription sowie in Braille übersetzt. Das Programm beschäftigt sich noch einmal verstärkt mit den Fragen von Teilhabe, Körpernormierung und Fürsorge als solidarische Praxis in unserer Gesellschaft. 

Ausgehend von der eigenen Geschichte beschäftigt sich die Kunsthalle mit den Ein- und Ausschlussmechanismen in der Gesellschaft und in der Kunst. Wir leben in einer Gesellschaft der Vielfalt und gleichzeitigen Ausgrenzung. Nicht alle Menschen haben gleichberechtigt Zugang zu Wohnraum, Bildung oder Sichtbarkeit. Normierungen lassen selten sich unterscheidende Bedürfnisse und Wahrnehmungen zu. Daher stellt die Kunsthalle mit ihrem Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm gemeinsam mit den eingeladenen Künstler:innen die Frage: Kann es eine Gesellschaft ohne Barrieren geben?

 

Bis 23.01.2022
Einsatz für die Menschenrechte – Plakatausstellung von Amnesty International

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum

Seit der Gründung von Amnesty International 1961 engagieren sich deren Mitglieder weltweit für die Einhaltung der Menschenrechte. Eine wesentliche Grundlage ihrer Arbeit bildet die am 10. Dezember 1948 von der UN-Vollversammlung verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Trotz jahrzehntelanger Aufklärungstätigkeit gibt es nach wie vor international in zahlreichen Ländern Menschenrechtsverletzungen verschiedenster Art. Die Plakatausstellung thematisiert u.a. den Schutz von Flüchtlingen, Frauenrechte, Kindersoldaten, Rassismus und „moderne“ Sklaverei.

Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Osnabrücker Regionalgruppe von Amnesty International im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum gezeigt.

 

Januar

 

27.01. - 18.04.2022
Kinder im KZ Theresienstadt – Zeichnungen, Gedichte, Texte

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum

Die Ausstellung des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933–1945 erinnert auf 15 Tafeln an das Schicksal der etwa 11.000 nach Theresienstadt deportierten Kinder. Sie kamen aus den jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren, aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Polen und Dänemark – die meisten wurden in Auschwitz ermordet.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen in Theresienstadt angefertigte Kinderzeichnungen, Gedichte und Aussagen von Kindern über ihr Leben im KZ. Dokumentiert werden auch Texte von Überlebenden, unter ihnen Gerhard L. Durlacher, Ruth Klüger, Paul Aron Sandfort, Jehuda Bacon und Hella Wertheim. Abschließend ist die letzte Tafel dem Gedenken an alle Kinder, die Theresienstadt erleiden mussten, gewidmet: „Sie kamen auch aus unserer Nachbarschaft“. Zumindest die aus Deutschland deportierten und ermordeten Kinder werden hier mit ihren Namen, Lebensdaten und den Orten genannt, aus denen sie abtransportiert wurden.

 

März

18. - 20.03.
YUP-Festival 2022

Kunsthalle Osnabrück

Das YUP Festival wird in der Kunsthalle Osnabrück, im Haus der Jugend Osnabrück und im öffentlichen Raum stattfinden. In diesem Jahr verhandeln die Performances die Themen Pleasure, Intimität, Nähe und Sexyness. Die künstlerischen Arbeiten lehnen sich gegen sexistische, heteronormative und rassifizierende Zuschreibungen auf. Erotik wird hier zum Ausdrucksmittel und Politikum gegen verinnerlichte und gelebte, etablierte Strukturen in intimen Beziehungen verstanden.

 

April

 

Mit “I’ll walk with you these streets, one last time” präsentiert Larisa Crunțeanu eine ortspezifische Soundarbeit für den öffentlichen Raum in Osnabrück, kuratiert von Anja Lückenkemper. Die Arbeit führt das Format einer künstlerisch-auditiven Stadtführung ein und verwendet als Methodik die fiktive Rückschau aus einer spekulativen Zukunft zurück auf unsere Gegenwart und Vergangenheit.  Crunțeanu folgt der Wasserlinie des Flusses Hase, der die Stadt durchquert und für viele der im 16. und 17. Jahrhundert in Osnabrück verurteilten angeblichen Hexen sowohl Zeuge als auch Todesursache war.

 

10.04.-10.07.
Blue Jeans: Kult. Kommerz. Kunst.

Kulturgeschichtliches Museum/Museumsquartier Osnabrück

Blue Jeans sind mehr als eine bloße Klamotte. In Subkulturen sind sie Ausdrucksmittel, im Mainstream Massenartikel.

Blue Jeans sind allgegenwärtig. Wie ist dieses Phänomen zu deuten? Als globale ‚Uniform’, die Zugehörigkeit signalisiert? Als Symbol für Freiheit und Unangepasstheit? Als Produkt geschickter Werbung? Oder einfach nur als ein praktischer Allzweck-Gebrauchsartikel?

Mit Fotografien, Film und Musik, durch Jeans-Originale und Designstücke, anhand von Zeitungsartikeln und Zeitschriften und Kunstwerken von dem „Master der Blue Jeans“, Joseph Beuys, Ulrike Rosenbach, Elmgreen und Dragset usw. wird in der Ausstellung die Vielschichtigkeit dieses kulturhistorischen Phänomens und die identitätsstiftende Rolle von Kleidung aufgedeckt. Die Schattenseite der Jeans – Massenproduktion und ihre Folgen für Mensch und Umwelt – sowie Ansätze ökologischerer Alternativen regen zum Nachdenken über eigenes Konsumverhalten und Nachhaltigkeit an.

 

21.04 - 03.07.
Feindbilder – Ein Kunstprojekt von Harald Reusmann und Frank Wolf

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum

Das Kunstprojekt „Feindbilder“ besteht aus zwei einander wechselseitig ergänzenden Modulen: „Inimicus – Der Feind“ von Harald Reusmann und „Feindkonzept“ von Frank Wolf und Petra Anders.

„Das Projekt mit dem Titel ‚Inimicus – Der Feind‘ befasst sich mit der Darstellung des Feindbildes. Durch das Ausarbeiten von Stereotypen, die sich in der Historie der feindseligen Auseinandersetzung mit dem Fremden wiederfinden, versuche ich darin Gemeinsamkeiten zu finden. Vorbilder für meine Arbeit finde ich in historischen Darstellungen des Feindes oder des Fremden. Hier interessiere ich mich für überspitzte Darstellungen der Satire, Propaganda oder auch für subtilere Darstellungen aus der Märchenwelt. Ich bediene mich hier alt hergebrachter Denkmuster und Bilder, die sich tief in uns eingebrannt haben, ohne dass wir es unbedingt wahrnehmen. Dies kann sich in Vorurteilen gegenüber anderen äußern oder subtile Ängste hervorrufen. Das Projekt stellt sich gegen neue, populistische rechte Strömungen, die sich dieser Zerrbilder bedienen.“ (Harald Reusmann, 2021)

Der Konzeptkünstler Frank Wolf hat die Rauminstallation „Feindkonzept“ in Kooperation mit der Malerin Petra Anders entwickelt. Diese gemeinsame Arbeit befasst sich mit Feindbildern, die entlang der aktuellen Konfliktlinien zwischen Generationen, Geschlechtern und Weltanschauungen entstehen. Es sind die unbarmherzigen, oft anonym, meist kalkuliert geführten Kampagnen des Zorns und Hasses in den Sozialen Medien, als Teil des globalen Informationskrieges, die die Künstler faszinieren. Es ist ein mit Bildern geführter Propagandakrieg, der nicht selten und ungewollt eine bizarre und groteske Komik entwickelt, die ihre satirische Rauminstallation „Feindkonzept“ inspiriert.

 

04. - 29.05.
Ausstellung des European Media Art Festivals (EMAF)

Kunsthalle Osnabrück

Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der internationalen Medienkunst. Als Treffpunkt für Künstler:innen, Kurator:innen, Verleiher:innen, Galerist:innen und Fachpublikum prägt es entscheidend die Thematik, Ästhetik und Zukunft der medialen Kunst. Neben Arbeiten der „klassischen“ Gattungen der Medienkunst wie (mehrkanaligen) Videoinstallationen oder raumgreifenden skulpturalen Arbeiten werden auch Klangarbeiten, Fotografien und Performances präsentiert. Besonderes Gewicht wird dabei auf Arbeiten liegen, die Medien nutzen, um in dreidimensional erfahrbarer Form Position zu gesellschaftlichen und politischen Themen in einer zunehmend digital bestimmten Welt zu beziehen.

 

Juni

 

25.06. – 19.02.
Jahresthema 2022: Romantik – mit den Künstlerinnen Anna Haifisch, Rosie Hasting/Hannah Quinlan, Gabriella Hirst, Irène Mélix, Henrike Naumann, Cemile Sahin und dem Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst

Die Kunsthalle Osnabrück widmet sich in sechs Einzelausstellungen sowie einem künstlerischen Forschungs- und Vermittlungsprojekt dem Thema „Romantik“.

In Zeiten einer globalen Pandemie möchte die Kunsthalle Osnabrück mit ihrem Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm im Jahr 2022 fragen: Wie steht es mit unserer Sehnsucht nach Liebe, Identität und Zugehörigkeit? Das Jahres-thema „Romantik“ der Kunsthalle nimmt dazu die gleichnamige Kunst- und Literatur-Epoche als Zerrspiegel zur gegenwärtigen Verfasstheit der Gesellschaft zur Hand. Kaum eine andere Epoche hat in Deutschland und Europa mit ästhetischen Mitteln so sehr ein kollektives Gefühl geprägt — ein Gefühl zwischen Aufbruch, Nostalgie und Nationalismus. Im Kontext der mittelalterlichen Architektur der Kunsthalle soll zusammen mit den eingeladenen Künstler:innen, Kooperationspartner:innen und dem Publikum analysiert werden, ob das aktuelle Gefühl einer globalen Zerrissenheit mit einem Comeback der Bild- und Sprachwelten der Romantik einhergeht. Und was für Bestrebungen gibt es für ein neues Verständnis von Romantik als Gegenentwurf dazu?

Anna Haifisch – Comiczeichnerin und Illustratorin – wurde bekannt mit ihrem Comic „The Artist“: einem gebeutelten, dünnen Vogel, der als Spiegel zeitgenössischer Kämpfe einer Künstler:in im Neoliberalismus gelesen werden kann, aber auch als Abrechnung mit der immer noch präsenten Vorstellung eines Künstler-Genius. Für den Eingangsbereich und den Kreuzgang der Kunsthalle Osnabrück wird Anna Haifisch eine neue Arbeit entwickeln, die mehrere neue Geschichten des „Artist“ installativ in den Raum übersetzt und von Ende Juni 2022 bis Februar 2023 gezeigt wird. ­­

Seit 2014 arbeitet Gabriella Hirst an einem stetig wachsenden Archiv von Pflanzen, die nach Konflikten oder Siegen, Schlachten oder Waffen sowie politischen und militärischen Persönlichkeiten benannt sind. Als Fortführung ihres Archivs konzipiert sie für die Kunsthalle Osnabrück unter dem Arbeitstitel „Battlefield“ ein dreiteiliges Ausstellungsprojekt, das sich mit Pflanzensorten als Erbe und Erinnerungskultur beschäftigt. Über die Zusammenstellung der Züchtungen entsteht eine alternative Erzählung der Geschichte, die im Gewand romantischer, phantastischer Pflanzenformen umso gewaltvoller erscheint (25. Juni 2022 bis 19. Februar 2023).

Im Zentrum der Filminstallation von Cemile Sahin (ab 5. November 2022) stehen die Verträge von Sèrves (1920) und Lausanne (1923), die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges unterzeichnet wurden und das Territorium des Osmanischen Reiches aufteilten. Der Film, den die kurdisch-alevitische Künstlerin für die Kirche der Kunsthalle Osnabrück entwickeln wird, führt eine fiktive, zeitgenössische Figur in die historischen Fakten ein und zeichnet die Auswirkungen der Verträge auf die Region und die Familie der Protagonistin ein Jahrhundert nach deren Unterzeichnung nach.

Henrike Naumann ist eine der wichtigsten Künstler:innen, der sogenannten dritten Generation Ostdeutschlands, die die deutsch-deutsche Geschichte als Ausgangspunkt nimmt, um über grundsätzliche Fragen rechtsextremer Kontinuitäten in unserer Gesellschaft nachzudenken. In den 1990er Jahren selbst mit rechter Jugendkultur konfrontiert, interessiert sie sich in ihrer Arbeit für Mechanismen der Radikalisierung und der schweigenden Akzeptanz sowie Beiläufigkeit rechter Tendenzen und Ereignissen in unserem Alltag. Anlässlich von „Romantik“ wird Henrike Naumann ab 5. November 2022 im Neubau der Kunsthalle mehrere ihrer Arbeiten zum Thema Verschwörung erstmalig in einer raumgreifenden Installation miteinander in Beziehung setzen. Unter dem Titel „The Cathedral“ untersucht sie Strukturen der patriarchalen Dominanzgesellschaft und die Träume vom Systemumsturz.

Mit ihren Arbeiten mit den Medien Film, Zeichnung, Installation, Performance und Fresko setzen sich Rosie Hastings und Hannah Quinlan mit den soziokulturellen und politischen Strukturen auseinander, die Konservatismus und diskriminierende Praktiken innerhalb und im Umfeld der LGBTQ+-Gemeinschaft verstärken. Für das Kirchenschiff der Kunsthalle (25.6.–2.10.2022) wird das Künstler:innen-Duo eine ortsspezifische Installation aus neuen und bestehenden Arbeiten schaffen, mit der es die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Feminismus und der politischen Rechten in Großbritannien von der Edwardianischen Zeit bis heute fortsetzt.

Aufbauend auf der Auseinandersetzung mit antimodernen Bewegungen und Denkweisen wird das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst (Forum DCCA) ab 25. Juni 2022 im Neubau der Kunsthalle eine neue Ausstellung entwickeln, die sich mit den heutigen politischen und kulturellen Auswirkungen sowie den Wechselwirkungen von Romantik, Idealismus und Kulturpessimismus beschäftigt. Die Neuproduktion, bestehend aus einer Gesamtinstallation aus Objekten, Text und Videos legt dabei ihren Fokus auf den Antisemitismus als eine Jahrhunderte alte globale Kulturtechnik. Dabei wird untersucht, wie unterschiedliche Bewegungen, beispielsweise in Deutschland, der Türkei oder den USA einen stark ausgeprägten Antisemitismus verfolgen, der sich vor allem aus einer Ablehnung der Moderne und einer gleichzeitigen Hinwendung zu einer identitären, völkischen und essentialistischen Gesellschaftsordnung ergibt.

Angelehnt an ihr langjähriges, transnationales Forschungsprojekt zu historischen Kontaktanzeigen, die in komplexer Weise als Stellvertreter: innen über die kollektiven Erfahrungen queeren Lebens erzählen, wird die Künstlerin Irène Mélix in Osnabrück vor Ort während der gesamten Laufzeit von „Romantik“ zu historischen und gegenwärtigen, queeren Erzählungen forschen. Das Projekt ist ergebnisoffen, Ort und Forschungsprozess zugleich. Es entsteht aus vielfältigen Gesprächen der Künstlerin mit den Menschen vor Ort und wird begleitet und erweitert durch das Team der Kunstvermittlung der Kunsthalle Osnabrück.

Das Jahresprogramm Romantik wird maßgeblich gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes mit 135.000 Euro.

 

26.06. – 16.10.
Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum

Felix-Nussbaum-Haus/Museumsquartier Osnabrück

Mit Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum werden zwei bedeutende künstlerische Positionen der Moderne einander gegenübergestellt. Ihr Leben und Schaffen waren durch die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus entscheidend geprägt. Beide wurden in den 1940er Jahren Opfer der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie. Die Ausstellung fragt nach Gemeinsamkeiten, zeigt aber auch, wie unterschiedlich Künstler:innen auf extreme Bedingungen reagiert haben. Sowohl Lohse-Wächtler als auch Nussbaum nutzten in Zeiten eingeschränkten Handelns Kunst als Feld der Handlung und Reflexion. Dabei sind ihre Themen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Not, Flucht, Verlust des Zuhauses, Exil, Unterdrückung und Gewalt, keineswegs Geschichte. Sie umgeben uns nach wie vor, was uns die ausgestellten Porträts, Selbstbildnisse und Figurenbilder der beiden Künstler eindrücklich ins Bewusstsein rufen.

 

Oktober

 

16.10.– 26.3.
Kunstpreis Osnabrück

Museumsquartier Osnabrück

Zum vierten Mal schreibt der Museums- und Kunstverein den mit 10.000,- Euro dotierten „Kunstpreis Osnabrück” aus, der sich an Künstler:innen aus der Region Osnabrück wendet. Es sind alle Gattungen zugelassen.

Mit dem Kunstpreis möchte der Museums- und Kunstverein zur Weiterentwicklung der Kunstszene im Raum Osnabrück und zur Stärkung der kulturellen

Identität dieser Region beitragen.

Der Preis wird großzügig von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur unterstützt.

 

Mitte Oktober 2022 bis Mitte Januar 2023
Amsterdam, Zufluchtsort – Friedrich Vordemberge-Gildewart und Ilse Leda, ihr Leben im Exil 1938–1950

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum

Der in Osnabrück geborene Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899–1962) und seine Ehefrau Ilse Leda (1906–1981) lebten seit 1938 im Exil in Amsterdam und erhielten 1950 die niederländische Staatsbürgerschaft. Seit 1954 lehrte er an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, wo beide bis zu seinem Tod lebten.

Nach einer Tischlerlehre in Osnabrück studierte Vordemberge-Gildewart in Hannover an der Kunstgewerbeschule und entwickelte ein eigenes künstlerisches Profil. Als Maler widmete er sich der Stilrichtung des Konstruktivismus und war in verschiedenen Künstlergruppen aktiv („Gruppe K“, „die abstrakten hannover“). Auf Anregung von Theo von Doesburg (1883–1931) wurde Vordemberge-Gildewart außerdem Mitglied der niederländischen Künstlergruppe „De Stijl“ – eine ehrenhafte Auszeichnung für den jungen Künstler. In Hannover hatte er Ilse Leda kennengelernt, die als professionelle Tänzerin künstlerisch tätig war. Sie heirateten am 29. Juni 1932. Als im Jahr darauf Hitler und die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen, war das Ehepaar von dieser Entwicklung direkt betroffen. Ilse Leda sah sich als Jüdin mit der rassistischen Gesetzgebung im Dritten Reich konfrontiert. Ihr Mann wurde von der nationalsozialistischen Kulturpolitik als „entarteter“ Künstler diffamiert und einige seiner Bilder 1938 in der Berliner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Das Ehepaar emigrierte in die Niederlande und ließ sich in Amsterdam nieder.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage, wie Friedrich Vordemberge-Gildewart und Ilse Leda in Amsterdam unter der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1940 und 1945 gelebt haben. Wie haben sie ihren Lebensunterhalt verdient? Wie konnte Ilse Leda als Jüdin überleben? In diesem Zusammenhang richtet sich der Blick auch auf Freunde und Weggefährten wie Max Beckmann (1884–1950), Willem Sandberg (1897–1984) und Frans Duwaer (1911–1944). In einem breiteren Kontext widmet sich die Ausstellung Themen wie „Entartete Kunst“, Amsterdam im Zweiten Weltkrieg, Judenverfolgung und Widerstand.

 

Dezember

 

Ca. 11.12.22 – 19.11.23
Gegenwärtig. Zeitgenössische Künstler:innen begegnen Felix Nussbaum

Felix-Nussbaum-Haus

Zum Geburtstag von Felix Nussbaum am 11. Dezember sind zeitgenössische Künstler:innen eingeladen, sich mit dem Werk Nussbaums auseinanderzusetzen und eine künstlerische Arbeit speziell für das Felix-Nussbaum-Haus zu entwickeln. Die Themen Rassismus, Flucht und Vertreibung charakterisieren das Schaffen von Nussbaum und sind zugleich heute in unserer Gesellschaft bedrückende Wirklichkeit. Der „Raum der Gegenwart“ am Anfang des Felix-Nussbaum-Hauses ist Ausstellungsort dieser Werke und leitet mit dem aktuellen Bezug ein in die Sammlung Felix Nussbaum.

Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Fachbereich Kultur | Tel. 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de