Meldungsdatum: 18.03.2022

Am 23. März jährt sich der 200. Geburtstag von Justus Wilhelm Lyra

Am 23. März 1822, vor 200 Jahren, wurde Justus Wilhelm Lyra, Theologe und Komponist weltlicher und geistlicher Lieder, als Sohn des Kanzleiregistrators Friedrich Wilhelm Lyra in Osnabrück geboren.

Schon jung zeigte Lyra bedeutende musikalische Begabung: Bereits mit 16 Jahren komponierte er eine Motette, mit 17 Jahren übersetzte er den 97. Psalm musikalisch mit Orchesterbegleitung.

Ab 1841 studierte er Vergleichende Sprachwissenschaften an der Universität Berlin, wo er gleichzeitig das Studium der Musik begann. Dort entstand im folgenden Jahr seine Komposition des Liedes „Der Mai ist gekommen“ (Text: Emanuel Geibel), sein bekanntestes musikalisches Werk. Gleichzeitig war er beteiligt an der Herausgabe des Liederbuches „Deutsche Lieder“, Leipzig 1843.

Bei Studierenden waren Lyras Melodien beliebt: unter anderem „Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald", „Mein Mus' ist gegangen in des Schenken sein Haus", „Die bange Nacht ist nun herum", „Durch Feld und Buchenhallen", „Es schienen so golden die Sterne", „'s war einer, dem's zu Herzen ging", „Es war einmal ein König“ - und vor allem „Der Mai ist gekommen“.

1843 zog Lyra nach Bonn, trat dort der Burschenschaft Fridericia bei und gründete den Akademischen Sängerkranz Bonn. Dort wechselte er zum Studium der Evangelischen Theologie, geprägt durch den Vermittlungstheologen Karl Immanuel Nitzsch. Er führte das Studium der Theologie in Berlin und Göttingen fort.

Familiäre, psychische und physische Probleme führten dazu, dass Lyra erst spät ein geistliches Amt übernahm. In der Zwischenzeit studierte er privat das Sanskrit und indische Religionsphilosophien, insbesondere den Vedanta als Religion und Philosophie. Daraus entstand das dreibändige Werk „Devadatta“ („Geschichte eines jungen Brahmanen Devadatta, welcher den Wurzelseim des Fruchtbaumes ewig unübersteiglicher Erhöhung suchte“, um 1850).

Nach kurzer Amtstätigkeit in Lingen und als Lazarettgeistlicher in Langensalza wurde Lyra 1867 Pastor in Wittingen, 1869 in Bevensen und 1877 in Gehrden bei Hannover. Dort starb er am 30. Dezember 1882 als Pastor primarius. Auch dieser Lebensabschnitt war geprägt von wissenschaftlichen Arbeiten und fast 100 musikalischen, geistlichen Kompositionen für Orgel und Chöre. Bekannt ist auch die Komposition seiner Weihnachtskantate nach dem Text von Matthias Claudius.

Am 30. April 1905 wurde Lyra in Osnabrück ein Denkmal gesetzt, das von Rudolf Wulfertange gestaltet wurde und sich im Schlossgarten befindet.

In Osnabrück, in Gehrden als Sterbeort und in Lübeck, dem Geburtsort des Dichters Emanuel Geibel, wird „Der Mai ist gekommen“ am Vorabend des 1. Mai bis heute öffentlich gesungen, ebenso beim Mai-Einsingen in einigen Universitätsstädten.

Jedes Jahr am 1. Mai treffen sich zahlreiche Osnabrückerinnen und Osnabrücker im Gedenken an den prominenten Sohn der Stadt und ziehen in den Schlossgarten.

In der Hasestraße 55 erinnert eine Gedenktafel daran, dass hier der Komponist Lyra geboren wurde. Eine Straße und ein Ausflugsschiff sind in Osnabrück nach ihm benannt.

In Gehrden, wo sich Lyras Grab befindet, gibt es eine Lyra-Bank und eine Gedenktafel am Pfarrhaus.

Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Fachbereich Kultur | Tel. 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de


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Porträt Justus Wilhelm Lyra (1822-1882)

©  Museumsquartier Osnabrück
Porträt Justus Wilhelm Lyra (1822-1882)

Fotografie von E. Bieber, signiert und in Karton unten eingeprägt, um 1865 (Ausschnitt)