Meldungsdatum: 29.04.2022
Man war vielmehr der Ansicht, dass die bisherige Leichenaufbewahrung in den Sterbehäusern häufig in nicht pietätvoller Weise erfolgte. Daher sollte das Bestattungswesen künftig einheitlicher geregelt werden. So verschwanden nach der Inbetriebnahme der neuen Trauerhalle auch die bis dahin im Straßenbild üblichen Leichenzüge mit den trauernden Angehörigen.
Die Bauarbeiten für die Friedhofskapelle begannen im April 1936 mit der Messung des Grundwasserstandes und der Legung der Fundamente im nachfolgenden Juni. Schon Ende August 1936 war der Rohbau vollendet, und man hoffte auf eine baldige Nutzung. Doch erst im Frühjahr 1937 konnte der Bau endgültig fertiggestellt werden. Gleichzeitig verabschiedeten die Bocholter Ratsherren bei einer Zusammenkunft eine Satzung mit Gebührenordnung zur Benutzung der Friedhofskapelle.
Das neue, zehn mal zehn Meter große Totenhaus präsentiert sich seither mit einer ernsten und schweren, zur Straßenfront gerichteten Schauseite. Die Eingangsfassade ist als Vorbau durch einen Bogengang, Rundfenster und Blendsteinfriese aufgelockert. Auf dem flachen Zeltdach erhebt sich ein Glockenstuhl mit elektrisch betriebenem Läutewerk. Im Inneren der Kapelle befindet sich in der Mitte ein versenkbarer Katafalk, auf dem sich der Sarg erhebt. Darüber ist an der Rückwand ein großes Kruzifix angebracht. Das Geschoss über dem Bogengang bildet die Empore für einen Sängerchor. Dort fand auch einst ein Harmonium Aufstellung.
Hinter der Trauerhalle schließt sich das Langhaus mit Büros, Lager- und Aufenthaltsräumen für die Friedhofswärter und sanitären Anlagen an. Zu Anfang gab es hier außerdem ein Ärzte- und Obduktionszimmer. Im Kellergeschoss richtete man u. a. zehn Leichenkammern mit rückwärtigem Zugang für Bestatter und Besucher ein. Für die hintere Seite des neuen Hauses schuf der Bocholter Bildhauer Hermann Schlatt zwei allegorische Figuren, welche einen Sämann und einen Schnitter als Symbole für Leben und Tod darstellen. Die neue Friedhofskapelle mit Leichenhalle wurde am 19. Mai 1937 ihrer Bestimmung übergeben.
Foto: Stadtarchiv Bocholt / Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
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