Meldungsdatum: 18.05.2022

Sonderausstellungen in Osnabrück im Juli 2022

Museumsquartier Osnabrück:

 

Felix-Nussbaum-Haus:

 

Bis 13.11. Mounira Al Solh

Reihe „Gegenwärtig. Zeitgenössische Künstler:innen begegnen Felix Nussbaum“
In der vierten Ausstellung der Reihe „Gegenwärtig“ trifft die Künstlerin Mounira Al Solh auf das Leben und Werk des Malers Felix Nussbaum. 1978 in Beirut geboren, lebt und arbeitet die documenta-Teilnehmerin im Libanon und in den Niederlanden. Mit ihren Installationen, Zeichnungen, Videos, Malereien und textilen Arbeiten erkundet Al Solh Themen wie Sprache, Migration, kulturelle Heterogenität, Exil oder Feminismus.

Für die Ausstellungsreihe im Felix-Nussbaum-Haus konfrontiert sich Al Solh – wie Nussbaum zu seiner Zeit – mit der eigenen Verletzlichkeit, den intimen Wünschen, Hoffnungen, Wunden und Schmerzen in der Gestalt von Selbstporträts. „Das ist intensiv, herausfordernd, nichtsdestotrotz notwendig und wichtig“, resümiert Al Solh. Eine Zeugin der Gegenwart steht so im Dialog mit dem Chronisten der Verfolgung im Nationalsozialismus.

 

Bis 16.10. Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum

Mit Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum werden zwei bedeutende künstlerische Positionen der Moderne einander gegenübergestellt. Ihr Leben und Schaffen waren durch die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus entscheidend geprägt. Beide wurden in den 1940er Jahren Opfer der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie. Die Ausstellung fragt nach Gemeinsamkeiten, zeigt aber auch, wie unterschiedlich Künstler:innen auf extreme Bedingungen reagiert haben. Sowohl Lohse-Wächtler als auch Nussbaum nutzten in Zeiten eingeschränkten Handelns Kunst als Feld der Handlung und Reflexion. Dabei sind ihre Themen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Not, Flucht, Verlust des Zuhauses, Exil, Unterdrückung und Gewalt, keineswegs Geschichte. Sie umgeben uns nach wie vor, was uns die ausgestellten Porträts, Selbstbildnisse und Figurenbilder der beiden Künstler eindrücklich ins Bewusstsein rufen.

 

Kulturgeschichtliches Museum:

 

Bis 10.07. Blue Jeans: Kult. Kommerz. Kunst.

Blue Jeans sind mehr als eine bloße Klamotte. In Subkulturen sind sie Ausdrucksmittel, im Mainstream Massenartikel. Blue Jeans sind allgegenwärtig. Wie ist dieses Phänomen zu deuten? Als globale „Uniform“, die Zugehörigkeit signalisiert? Als Symbol für Freiheit und Unangepasstheit? Als Produkt geschickter Werbung? Oder einfach nur als ein praktischer Allzweck-Gebrauchsartikel? Mit Fotografien, Film und Musik, durch Jeans-Originale und Designstücke, anhand von Zeitungsartikeln und Zeitschriften und Kunstwerken von dem „Master der Blue Jeans“, Joseph Beuys, Ulrike Rosenbach, Elmgreen und Dragset usw. wird in der Ausstellung die Vielschichtigkeit dieses kulturhistorischen Phänomens und die identitätsstiftende Rolle von Kleidung aufgedeckt. Die Schattenseite der Jeans – Massenproduktion und ihre Folgen für Mensch und Umwelt – sowie Ansätze ökologischerer Alternativen regen zum Nachdenken über eigenes Konsumverhalten und Nachhaltigkeit an.

 

Stadtgeschichte Osnabrück: Stadtspuren

Die neue Dauerausstellung beleuchtet die Geschichte der Friedensstadt Osnabrück seit dem 8. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Einzelne Exponate aus der umfangreichen Sammlung des Kulturgeschichtlichen Museums repräsentieren in sechs Themenfeldern die Meilensteine der Stadtgeschichte. So wird die städtebauliche, politische, religiöse, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Historie unter verschiedenen Blickwinkeln erforscht. Dabei wird auch deutlich, dass lokale Geschichte immer auch den allgemeinen historischen Entwicklungen unterliegt. Daneben wird auch das ganz Eigene der Osnabrücker und ihrer Geschichte deutlich. Sieben Zeitgenossen wie zu Beispiel Justus Möser und Alwine Wellmann schaffen mit ihren Geschichten einen lebendigen Erzählstrang. Ein riesiges 3D-Stadtmodell, dass mithilfe von Projektionen verschiedene Szenarien der Stadtentwicklung darstellen kann, macht die Ausstellung zu einem interaktiven Erlebnis. Im „Stadtmodell der Zukunft“ sind Besucher:innen aufgefordert, an einer Version eines Osnabrücks von morgen zu arbeiten. In den umfangreichen Begleitprogrammen wird Stadtgeschichte hautnah erlebbar, die Osnabrücker Stadtgesellschaft wird damit in unterschiedlichen Projekten aktiv die Ausstellung eingebunden. Alle Osnabrücker Bürger:innen können auf diese Weise aktiv an der Erschließung ihrer eigenen Geschichte mitarbeiten und damit das Verständnis für Differenzen und Gemeinsamkeiten fördern. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer offenen und friedvollen Stadtgesellschaft.

 

Lotter Str. 2, 49078 Osnabrück, Tel. 0541/323-2207
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 - 18 Uhr, Samstag/Sonntag 10 - 18 Uhr.

 

Kunsthalle Osnabrück:

Bis 19.02. Jahresthema 2022: Romantik – mit den Künstlerinnen Anna Haifisch, Rosie Hasting/Hannah Quinlan, Gabriella Hirst, Irène Mélix, Henrike Naumann, Cemile Sahin und dem Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst

Die Kunsthalle Osnabrück widmet sich in sechs Einzelausstellungen sowie einem künstlerischen Forschungs- und Vermittlungsprojekt dem Thema „Romantik“.

In Zeiten einer globalen Pandemie möchte die Kunsthalle Osnabrück mit ihrem Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm im Jahr 2022 fragen: Wie steht es mit unserer Sehnsucht nach Liebe, Identität und Zugehörigkeit? Das Jahres-thema „Romantik“ der Kunsthalle nimmt dazu die gleichnamige Kunst- und Literatur-Epoche als Zerrspiegel zur gegenwärtigen Verfasstheit der Gesellschaft zur Hand. Kaum eine andere Epoche hat in Deutschland und Europa mit ästhetischen Mitteln so sehr ein kollektives Gefühl geprägt — ein Gefühl zwischen Aufbruch, Nostalgie und Nationalismus. Im Kontext der mittelalterlichen Architektur der Kunsthalle soll zusammen mit den eingeladenen Künstler:innen, Kooperationspartner:innen und dem Publikum analysiert werden, ob das aktuelle Gefühl einer globalen Zerrissenheit mit einem Comeback der Bild- und Sprachwelten der Romantik einhergeht. Und was für Bestrebungen gibt es für ein neues Verständnis von Romantik als Gegenentwurf dazu?

Anna Haifisch – Comiczeichnerin und Illustratorin – wurde bekannt mit ihrem Comic „The Artist“: einem gebeutelten, dünnen Vogel, der als Spiegel zeitgenössischer Kämpfe einer Künstler:in im Neoliberalismus gelesen werden kann, aber auch als Abrechnung mit der immer noch präsenten Vorstellung eines Künstler-Genius. Für den Eingangsbereich und den Kreuzgang der Kunsthalle Osnabrück wird Anna Haifisch eine neue Arbeit entwickeln, die mehrere neue Geschichten des „Artist“ installativ in den Raum übersetzt und von Ende Juni 2022 bis Februar 2023 gezeigt wird. ­­

Seit 2014 arbeitet Gabriella Hirst an einem stetig wachsenden Archiv von Pflanzen, die nach Konflikten oder Siegen, Schlachten oder Waffen sowie politischen und militärischen Persönlichkeiten benannt sind. Als Fortführung ihres Archivs konzipiert sie für die Kunsthalle Osnabrück unter dem Arbeitstitel „Battlefield“ ein dreiteiliges Ausstellungsprojekt, das sich mit Pflanzensorten als Erbe und Erinnerungskultur beschäftigt. Über die Zusammenstellung der Züchtungen entsteht eine alternative Erzählung der Geschichte, die im Gewand romantischer, phantastischer Pflanzenformen umso gewaltvoller erscheint (25. Juni 2022 bis 19. Februar 2023).

Im Zentrum der Filminstallation von Cemile Sahin (ab 5. November 2022) stehen die Verträge von Sèrves (1920) und Lausanne (1923), die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges unterzeichnet wurden und das Territorium des Osmanischen Reiches aufteilten. Der Film, den die kurdisch-alevitische Künstlerin für die Kirche der Kunsthalle Osnabrück entwickeln wird, führt eine fiktive, zeitgenössische Figur in die historischen Fakten ein und zeichnet die Auswirkungen der Verträge auf die Region und die Familie der Protagonistin ein Jahrhundert nach deren Unterzeichnung nach.

Henrike Naumann ist eine der wichtigsten Künstler:innen, der sogenannten dritten Generation Ostdeutschlands, die die deutsch-deutsche Geschichte als Ausgangspunkt nimmt, um über grundsätzliche Fragen rechtsextremer Kontinuitäten in unserer Gesellschaft nachzudenken. In den 1990er Jahren selbst mit rechter Jugendkultur konfrontiert, interessiert sie sich in ihrer Arbeit für Mechanismen der Radikalisierung und der schweigenden Akzeptanz sowie Beiläufigkeit rechter Tendenzen und Ereignissen in unserem Alltag. Anlässlich von „Romantik“ wird Henrike Naumann ab 5. November 2022 im Neubau der Kunsthalle mehrere ihrer Arbeiten zum Thema Verschwörung erstmalig in einer raumgreifenden Installation miteinander in Beziehung setzen. Unter dem Titel „The Cathedral“ untersucht sie Strukturen der patriarchalen Dominanzgesellschaft und die Träume vom Systemumsturz.

Mit ihren Arbeiten mit den Medien Film, Zeichnung, Installation, Performance und Fresko setzen sich Rosie Hastings und Hannah Quinlan mit den soziokulturellen und politischen Strukturen auseinander, die Konservatismus und diskriminierende Praktiken innerhalb und im Umfeld der LGBTQ+-Gemeinschaft verstärken. Für das Kirchenschiff der Kunsthalle (25.6.–2.10.2022) wird das Künstler:innen-Duo eine ortsspezifische Installation aus neuen und bestehenden Arbeiten schaffen, mit der es die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Feminismus und der politischen Rechten in Großbritannien von der Edwardianischen Zeit bis heute fortsetzt.

Aufbauend auf der Auseinandersetzung mit antimodernen Bewegungen und Denkweisen wird das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst (Forum DCCA) ab 25. Juni 2022 im Neubau der Kunsthalle eine neue Ausstellung entwickeln, die sich mit den heutigen politischen und kulturellen Auswirkungen sowie den Wechselwirkungen von Romantik, Idealismus und Kulturpessimismus beschäftigt. Die Neuproduktion, bestehend aus einer Gesamtinstallation aus Objekten, Text und Videos legt dabei ihren Fokus auf den Antisemitismus als eine Jahrhunderte alte globale Kulturtechnik. Dabei wird untersucht, wie unterschiedliche Bewegungen, beispielsweise in Deutschland, der Türkei oder den USA einen stark ausgeprägten Antisemitismus verfolgen, der sich vor allem aus einer Ablehnung der Moderne und einer gleichzeitigen Hinwendung zu einer identitären, völkischen und essentialistischen Gesellschaftsordnung ergibt.

Angelehnt an ihr langjähriges, transnationales Forschungsprojekt zu historischen Kontaktanzeigen, die in komplexer Weise als Stellvertreter: innen über die kollektiven Erfahrungen queeren Lebens erzählen, wird die Künstlerin Irène Mélix in Osnabrück vor Ort während der gesamten Laufzeit von „Romantik“ zu historischen und gegenwärtigen, queeren Erzählungen forschen. Das Projekt ist ergebnisoffen, Ort und Forschungsprozess zugleich. Es entsteht aus vielfältigen Gesprächen der Künstlerin mit den Menschen vor Ort und wird begleitet und erweitert durch das Team der Kunstvermittlung der Kunsthalle Osnabrück.

Das Jahresprogramm Romantik wird maßgeblich gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes mit 135.000 Euro.

Hasemauer 1, 49074 Osnabrück, Tel. 0541/323-2190
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 - 18 Uhr 

 

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum:

 

Bis 03.07. Feindbilder – Ein Kunstprojekt von Harald Reusmann, Petra Anders und Frank Wolf

Mit ihrem Kunstprojekt „Feindbilder“ zeigen die Künstler Harald Reusmann, Petra Anders und Frank Wolf ihre künstlerisch-satirische Auseinandersetzung auf einem Themenfeld, das gerade durch die aktuellen Entwicklungen massive Aufladungen erfährt.

So bearbeitet der Fotograf Harald Reusmann in seinen Fotocollagen die Stereotypen, Muster und Konstruktionen der historischen Feinddarstellungen bis in die Gegenwart, während sich Petra Anders und Frank Wolf in ihrer Rauminstallation mit einer Feindkonstellation entlang aktueller Konfliktlinien zwischen Generationen, Geschlechtern und Weltanschauungen auseinandersetzen.

Das Kunstprojekt „Feindbilder“ besteht aus zwei einander wechselseitig ergänzenden Modulen: „Inimicus – Der Feind“ von Harald Reusmann und „Feindkonzept“ von Frank Wolf und Petra Anders.

„Das Projekt mit dem Titel ‚Inimicus – Der Feind‘ befasst sich mit der Darstellung des Feindbildes. Durch das Ausarbeiten von Stereotypen, die sich in der Historie der feindseligen Auseinandersetzung mit dem Fremden wiederfinden, versuche ich darin Gemeinsamkeiten zu finden. Vorbilder für meine Arbeit finde ich in historischen Darstellungen des Feindes oder des Fremden. Hier interessiere ich mich für überspitzte Darstellungen der Satire, Propaganda oder auch für subtilere Darstellungen aus der Märchenwelt. Ich bediene mich hier alt hergebrachter Denkmuster und Bilder, die sich tief in uns eingebrannt haben, ohne dass wir es unbedingt wahrnehmen. Dies kann sich in Vorurteilen gegenüber anderen äußern oder subtile Ängste hervorrufen. Das Projekt stellt sich gegen neue, populistische rechte Strömungen, die sich dieser Zerrbilder bedienen.“ (Harald Reusmann, 2021)

Der Konzeptkünstler Frank Wolf hat die Rauminstallation „Feindkonzept“ in Kooperation mit der Malerin Petra Anders entwickelt. Diese gemeinsame Arbeit befasst sich mit Feindbildern, die entlang der aktuellen Konfliktlinien zwischen Generationen, Geschlechtern und Weltanschauungen entstehen. Es sind die unbarmherzigen, oft anonym, meist kalkuliert geführten Kampagnen des Zorns und Hasses in den Sozialen Medien, als Teil des globalen Informationskrieges, die die Künstler faszinieren. Es ist ein mit Bildern geführter Propagandakrieg, der nicht selten und ungewollt eine bizarre und groteske Komik entwickelt, die ihre satirische Rauminstallation „Feindkonzept“ inspiriert.

 

Markt 6, 49074 Osnabrück, Tel. 0541/323-2109
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr, Samstag und Sonntag: 11–17 Uhr

 

Museum am Schölerberg - Natur und Umwelt -:

 

Wegen Umbauarbeiten werden keine Sonderausstellungen gezeigt.

 

Klaus-Strick-Weg 10, 49082 Osnabrück, Tel. 0541/323-7000
Öffnungszeiten: Dienstag 9 - 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 9 - 18 Uhr, Samstag 14 - 18 Uhr und Sonntag 10 - 18 Uhr

Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Fachbereich Kultur | Tel. 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de