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Meldungsdatum: 03.06.2022

„Ukrainische Grafik. Anastasiya Nesterova / Ira Gvozdyk. Zwei aktuelle Positionen“

Eröffnung Freitag, 10. Juni 2022, um 19 Uhr im FARB Forum Altes Rathaus Borken

Mit der Ausstellung „Ukrainische Grafik. Anastasiya Nesterova / Ira Gvozdyk. Zwei aktuelle Positionen“ von Freitag, 10. Juni 2022 bis Sonntag, 11. September 2022 reagiert das FARB Forum Altes Rathaus Borken auf die jüngsten Geschehnisse und positioniert sich solidarisch mit der Ukraine. Im Februar 2022 „sind wir in einer anderen Welt aufgewacht“, wie Außenministerin Annalena Baerbock formulierte, und sind nun täglich mit den Nachrichten aus dem Krieg in der Ukraine und seinen globalen Folgen konfrontiert. "Wir können mit unseren Möglichkeiten reagieren und selbst aktiv werden", so FARB-Leiterin Dr. Britta Kusch-Arnhold, "das FARB kann, genauso wie die Gesellschaft es tut, seine Türen öffnen und einfach Gastgeber sein, helfen Brücken zu bauen und durch seine Arbeit Anlässe für Begegnungen schaffen." Die Ausstellung wird am Freitag, 10. Juni 2022, um 19 Uhr von Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing eröffnet.

Die spontan entstandene Ausstellung speist sich zum einen aus den in Kiew vor März 2022 entstandenen Arbeiten von Ira Gvozdyk (geb. 1983), die sie nachträglich aus Kiew mit Hilfe ihrer Familie nach Deutschland geholt hat und sehr aktuellen Druckgrafiken, die in den letzten Wochen nach ihrer Flucht an unterschiedlichen Orten hier in Deutschland entstanden sind. Und zum anderen wird die Ausstellung auf das Beste ergänzt durch die Arbeiten von Anastasiya Nesterova (geb. 1979), die, in Sewastopol auf der Krim zur Welt gekommen, nach ihrem Studium in Odessa seit 2005 in Deutschland lebt und arbeitet. Zwei Positionen also, die über eine sehr weite Entfernung hinweg hier im FARB zusammenfinden und die Besuchenden einladen, diese Entfernung ebenso zu überwinden, das Gemeinsame zu entdecken und daran Anteil zu nehmen. Das Forum Altes Rathaus Borken sieht sich als Vermittler. In dieser Ausstellung ist das Kennenlernen zweier künstlerischer Positionen möglich, die von sich und ihrer Welt erzählen und ihren persönlichen und künstlerischen Blick auf diese aufzeigen.

Ira Gvozdyk, geboren 1983 in Kiew, hat zwei Hochschulabschlüsse. 2006 schloss sie das Medizinstudium an der National Medical University in Kiew ab und 2012 die National Academy of Fine Arts and Architecture mit dem Schwerpunkt Druckgrafik. Seit 2012 nahm sie an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, absolvierte zwei Art Residencies in Barcelona (Spanien) und Slavytich (Ukraine) und nahm an der International Biennial of Engraving Douro (Portugal) teil. Zwischen 2016 und 2020 hatte sie drei Einzelausstellungen in der Ukraine, so auch in der amerikanischen Botschaft in Kiew. Ira Gvozdyk ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Kuratorin: Sie gründete 2016 das Napaperi Print Studio sowie die Gallery 83 und organisiert seit 2016 den jährlich stattfindenden Ukrainian Print Exchange, an dem mehr als 10 Länder und 150 Grafikkünstler aus der ganzen Welt beteiligt sind. 2019 war sie Co-Kuratorin beim Projekt 'The one who fades away' der Gallery 83 in Kiew und 2020 Co-Kuratorin bei der Kiew Art Week.

Fremd und doch vertraut sind die Bildwelten von Ira Gvozdyk. Unmittelbar zugänglich sind – natürlich – Windmühlen, Fische, Pflanzen-Bilder. Weiter entfernt, weniger geografisch als historisch, wirken die von Stickereien oder Webereien inspirierten bildfüllenden Muster, die kräftig-farbigen Stickblumen oder auch die Trachten-Bilder. Die formalen und motivischen Verbindungen zur ukrainischen Volkskunst und Alltagskultur sind für die Künstlerin zentral und haben im Zusammenhang mit den geopolitischen Entwicklungen seit der Unabhängigkeit der Ukraine von Russland 1991 zugleich auch eine eminent nationale Dimension, die von der Künstlerin auch selbst betont wird. In ihren Grafiken verbindet Gvozdyk Muster von Teppichen und Stoffen ihrer Kindheit, transformiert die Sticktechnik in zum Teil moderne Pixel-Bilder und kombiniert verschiedenste Drucktechniken mit tatsächlichen Stickereien zu einem sehr modernen Erzählen über Herkunft, Heimat und Identität.

Anastasiya Nesterova, geboren1979 in Sewastopol auf der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer, studierte ab 1999 Kunst in Odessa und von 2005 bis 2009 an der Fachhochschule Münster im Fachbereich Design mit dem Schwerpunkt Druckgrafik. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, so 2021 in Tampere (Finnland), Geldern (D), Odense (Dänemark) und Ahrenshoop (D) und stellt seit 2008 im In- und Ausland aus, neben zahlreichen Galerien und Kunstvereinen in Deutschland auch 2019 in Mark-Rothko-Center, Daugavpils (Dünaburg, Lettland) und in der Fyns Grafiske Værksted (Odense, Dänemark). Sie nimmt seit vielen Jahren erfolgreich an der Deutsch-Niederländischen Grafikbörse teil und war 2018 mit einer Ausstellung im Kunstverein Borken - artline und mehr e. V. zu Gast. In der Ausstellung sind zwei Werkgruppen von Nesterova vertreten: Eine Wiederholung des „Roten Zimmers der Dinge“ (Installation anlässlich des Turmstipendiums in Geldern 2021) und großformatige Holzschnitte, die im Sinne der Idee der Ausstellung vor allem großformatige Farbholzschnitte von Brücken zeigen.

Im „Roten Zimmer“ haben eine Vielzahl von roten Dingen, die vergessen, abgelegt oder verloren gegangen waren, nun einen neuen Ort erhalten. „Rot ist eine Signalfarbe“, so Nesterova zu ihrem Werk, „eine Farbe, die ins Auge springt und die Achtung und Aufmerksamkeit erfordert. Der rote Verkaufspunkt unter einem Kunstwerk ist gleichbedeutend mit Erfolg, Anerkennung und Einnahmen für den Künstler. Rot ist aber auch die Farbe der Diktatur, der Macht. (…) Und letztlich ist Rot auch die Farbe der Liebe, der Sehnsüchte und Emotionen. (…) Für mich stellt sich die Frage, was kann Kunst mit den Dingen machen? In meiner Installation geht es um so tragende Dinge wie Ewigkeit, Schein und Sein oder auch Erinnerung. Ein Spielzeug (…) kann die Kindheit wiederaufleben lassen, der Uhrzeiger steht für die Zeit, die vergeht und die wir nicht festhalten können. Es sind alles Dinge, die uns das nicht Fassbare spüren lassen.“ (Zitat aus: 22. TurmStipendium: Addition / Subtraktion, Anastasiya Nesterova / Alwina Heinz, Geldern 2021). Eine weitere Transformation erleben die Dinge in ihren gedruckten Einzelporträts, sie werden zu bildförmigen Spuren, zu gedruckten Erinnerungen und sind in die Gegenwart transformiert.

FARB Forum Altes Rathaus Borken, Markt 15, 46325 Borken. Der Eintritt in die Sonderausstellung ist kostenfrei. Weitere Infos unter: Farb.borken.de

Bilder:

Plakat zur Ausstellung

Ira Gvozdyk Blume 2022 Farbholzschnitt © Gvozdyk 2022

Ira Gvozdyk Großmutter Radierung, Prägedruck, Stickerei © Ira Gvozdyk 2019

Anastasiya Nesterova, Koffer (2021, Farbholzschnitt auf Japanpapier © Nesterova 2021

Installationsansicht Geldern 2021, Anastasiya Nesterova, Rotes Zimmer © Nesterova 2021


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Plakat Ukrainische Grafik

Stadt Borken
Plakat Ukrainische Grafik


Ira Gvozdyk Blume 2022 Farbholzschnitt

Gvozdyk 2022
Ira Gvozdyk Blume 2022 Farbholzschnitt


Ira Gvozdyk Großmutter Radierung, Prägedruck, Stickerei

Ira Gvozdyk 2019
Ira Gvozdyk Großmutter Radierung, Prägedruck, Stickerei


Anastasiya Nesterova, Koffer (2021, Farbholzschnitt auf Japanpapier

Nesterova 2021
Anastasiya Nesterova, Koffer (2021, Farbholzschnitt auf Japanpapier


Installationsansicht Geldern 2021, Anastasiya Nesterova, Rotes Zimmer

© Nesterova 2021
Installationsansicht Geldern 2021, Anastasiya Nesterova, Rotes Zimmer


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