Die Bürger:innen in Cuxhaven haben sich sicherlich in den letzten Wochen immer mal wieder gefragt, weshalb bei diesem guten Wetter die Bauarbeiten am ZOB nicht vorangehen. Der ZOB ist abgesperrt und steht weiterhin nicht zur Nutzung zur Verfügung. Fertiggestellte Oberflächen, allerdings fehlen weiterhin die Überdachungen für die Fahrgäste. Doch warum geht es nicht weiter?

Die Arbeiten am ZOB fanden in den letzten Wochen nicht primär auf der Baustelle, sondern im Hintergrund und in einer Vielzahl von Abstimmungsgesprächen statt. Die Bauausführung für die Überdachungen am ZOB musste in den letzten Wochen aus mehreren Gründen überarbeitet werden.

Ursache waren zum einen missverständliche Planungssachverhalte, die erst während der Herstellung der Fundamente in der Örtlichkeit durch die Beteiligten festgestellt wurden und klarzustellen waren. Dies hatte zur Folge, dass die hergestellten Fundamente nicht auf der richtigen Höhe waren, um die Überdachung ordnungsgemäß aufzustellen. Die gepflasterte Fläche des ZOB weist ein Längs- als auch Quergefälle auf, sodass die Überdachung mit dem Längsgefälle „schräg“ gestanden hätte, wenn dieses Problem nicht gelöst worden wäre.

Eine Lösung wurde zügig gefunden, die Fundamente wurden nachträglich erhöht und die Statik angepasst. Die Bauarbeiten wurden fortgeführt, eine Bauverzögerung wurde vermieden.

Nachdem dieses Problem gelöst war, kam es zu einer weiteren Schwierigkeit. Eine Baufirma, die mit der Aufstellung der Überdachungen beauftragt war, wich von der genehmigten Bauausführung ab. Sie verwendete versehentlich falsche bzw. zu kurze Verankerungsdübel, mit der die Trägerkonstruktion mit den Fundamenten verbunden werden sollten. Für diese war die Statik nicht nachgewiesen. Ein Fehler, der vielleicht in küstenferneren Regionen Deutschlands keine Probleme bereiten würde, hat hier in Cuxhaven mit der unmittelbaren Küstenlage weitreichende Auswirkungen. Während sich der überwiegende Teil Deutschlands in der Windlastzone 1 oder 2 befindet, liegt Cuxhaven in der Windlastzone 4. Diese ist die höchste, in Deutschland ausgewiesene Windlastzone.

Alle Beteiligten arbeiteten in der Folgezeit an einer Lösung. In enger Abstimmung mit der Herstellerfirma der Dübel wurden statische Berechnungen durchgeführt. Es wurde geprüft, ob die verwendeten, zu kurzen Dübel in der Lage sind, die in der Windlastzone 4 auftretenden Kräfte ordnungsgemäß in das Fundament abzuleiten und damit die Standsicherheit der Überdachung zu gewährleisten, sofern die Fundamente zusätzlich baulich verstärkt werden würden. Diese Alternative bestand im vollständigen Rück- und Neubau der Fundamente, weil die „falschen“ Dübel nicht ohne Zerstörung des vorhandenen Fundaments hätten entfernt werden können. Der Rückbau hätte einen erheblichen Zeitverlust verursacht. Aus diesem Grund vereinbarte die Stadt Cuxhaven mit dem Unternehmer, dass die Fundamente zu ertüchtigen seien, nachdem zuvor die statische Überprüfung ergab, dass diese bauliche Ertüchtigung eine geeignete Maßnahme darstellt, um die Standsicherheit zu gewährleisten. Diese Arbeiten finden in den nächsten Wochen statt, sodann werden die Überdachungen gestellt und die restlichen Tiefbauarbeiten durchgeführt.

Parallel zu diesen Arbeiten wird die weitere Bepflanzung der Beete stattfinden bzw. wird die vorhandene Bepflanzung mit standortgerechten Hecken und Bäumen ergänzt.

Die zuständigen Fachbereiche der Stadtverwaltung haben sich bei dem Vorhaben aktiv in die Problemlösung eingebracht und mit den beteiligten Unternehmen diese Lösung herbeigeführt, um die Bauverzögerung so kurz wie möglich zu halten. Wenn die Bauausführungen nunmehr reibungslos beendet werden, wovon die Stadt Cuxhaven gegenwärtig ausgeht, ist die Eröffnung des ZOB für Mitte Juli 2022 geplant. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben, damit einer der zentralsten und wichtigsten Mobilitätsorte in Cuxhaven in einer angemessen Art und Weise den Bürger:innen übergeben werden kann.

Eine Karte zu den Windlastzonen finden Sie unter folgendem Link: Windzonenkarte (wind-lexikon.de)