Meldungsdatum: 14.07.2022

Lange Nacht der Ateliers erfolgreicher denn je

Veranstaltung präsentiert nicht nur Kunst, sondern macht auch auf Probleme in der Kunstszene aufmerksam

Schon bei ihrer Premiere 2016 und der zweiten Auflage 2018 fand die Lange Nacht der Ateliers viel Anklang beim Publikum. Die dritte Lange Nacht der Ateliers am Samstag, 9. Juli, fand noch stärkeren Zuspruch bei den Gästen. 46 Künstlerinnen und Künstler an 18 Standorten öffneten ihre Türen, um ihre Arbeiten zu präsentieren und mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen. Insgesamt waren rund 6.500 Gäste bei dem Event.

“Der große Zuspruch zeigt, wie groß das Bedürfnis nach der Corona-Pause ist, Kunst live und vor Ort zu erleben”, sagt Anke Bramlage, Leiterin des Projektbüros im Fachbereich Kultur der Stadt Osnabrück, das die Lange Nacht der Ateliers organisiert hat. “Wir hatten allein auf unserer Website an diesem Abend rund 10.000 Zugriffe”, ergänzt Silke Buttmann, Mitarbeiterin des Projektbüros Kultur.

Bereits am frühen Abend herrschte in den Werkstätten ein stetiges Kommen und Gehen, darunter auch in der Ateliergemeinschaft Brune*Hanekamp*Sonnenfeld*Tischler im Hinterhof an der Nobbenburger Straße 13. „Kunst braucht die Öffentlichkeit”, betonte Künstlerin Marion Tischler, deren Arbeiten von digitalen Medien und Techniken inspiriert sind und sich kritisch damit auseinandersetzen.

Für ihre Ateliergemeinschaft war es allerdings das letzte Mal, dass sie Besucherinnen und Besucher im Hinterhof an der Nobbenburger Straße empfängt, da den vier Künstlerinnen und Künstlern vom Vermieter wegen der Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudes gekündigt wurde. „Die Kündigung kam für uns sehr plötzlich”, erklärte Maler Josef Brune, der seit 26 Jahren in dem Atelier arbeitet. Seine Kollegin Marion Tischler ist sogar seit 28 Jahren an dem Standort aktiv und damit diejenige, die am längsten dort tätig ist. Zwar hätten sie geahnt, dass eine Kündigung kommen könnte, da die Bausubstanz alt sei und es ins Atelier reingeregnet hätte, sagt Josef Brune. Doch er und Tischler sowie Sylke Sonnenfeld und Annette Hanekamp stellt das vor eine große Herausforderung, da sie nun in kurzer Zeit ein neues Atelier finden müssen. „Wir brauchen zumindest kurzfristig eine Möglichkeit zum Unterstellen unserer Bilder und anderen Arbeiten”, sagt Josef Brune. Am liebsten möchte die Künstlergemeinschaft künftig wieder ein gemeinsames Atelier beziehen.

Für die Besucherinnen und Besucher war die Veranstaltung eine Gelegenheit, hinter die Kulissen des künstlerischen Schaffens in Osnabrück mit seiner großen Bandbreite aus Malerei über Fotografie und Installation bis hin zu Medienkunst zu schauen und mit den Künstlerinnen und Künstlern in Gespräch zu kommen. Die Lange Nacht der Ateliers reize sie aus eben diesem Grund, sagten zwei Besucherinnen, die zum ersten Mal bei der Veranstaltung waren. „Es gibt selten die Gelegenheit, in die Ateliers zu gucken”, sagten sie.

Unter anderem konnten die Gäste die Arbeitsstätte von Helle Jetzig in Lüstringen sehen und sich durch seinen Showroom führen lassen. Am anderen Stadtende zur Grenze von Lotte öffnete Regine Wolff ihr Atelier. Künstlerin Birgit Kannengießer schließlich lud die Gäste in ihrem Atelier in den Martinihöfen zu einem partizipativen Gestaltungsprozess unter dem Titel „Relation der Zeit” ein.

In seinem Graphik-Studio in der Heger Straße zeigte Johannes Eidt nicht nur Lithografien, Handsiebdrucke und Collagen, sondern präsentierte auch Lieder und Texte. Die farbintensive, abstrakte Malerei von Sybille Hermanns lockte rund 400 Gäste in ihr Atelier im Kunstraum – Atelier in der Alten Werkstatt. „Ich habe wirklich tolle Gespräche geführt und es war eine sehr schöne Stimmung”, so Hermanns. Selbst aus Hongkong und Finnland kamen die Gäste. Auch viele andere Künstlerinnen und Künstler freuten sich über den hohen Zuspruch.

Sabine Kürzel zeigte in der Langen Straße zudem zum ersten Mal ihre gemalten Porträts, die Machthaberinnen und Machthabern wie Wladimir Putin, Joe Biden oder Angela Merkel zeigen und von Kinderfotografien dieser Personen inspiriert sind. „Die Politikerinnen und Politiker kannten zum Zeitpunkt der Aufnahme ihre Zukunft nicht. Wir dagegen wissen beim Anschauen, was auf ihnen geworden ist”, erklärt die Künstlerin, was für sie den Reiz dieser Arbeiten ausmacht.

Auch Johannes Busdiecker bestätigte, dass die Lange Nacht der Ateliers viele Besucherinnen und Besucher in die Ateliers lockt. „Das war auch schon bei der ersten und zweiten Langen Nacht der Ateliers 2016 und 2018 so”, sagt der Künstler, der mit Fotograf Michael Dropmann die Ateliergemeinschaft „Am Werk” in der Klosterstraße bildet. Busdieker zeigte Ensemblearbeiten und hatte außerdem eigens für die Veranstaltung eine Schwarzlicht-Installation entwickelt. 

Die Gäste kamen mit Fahrrädern, zu Fuß und in den kostenlosen Bus-Shuttles zu den Ateliers, die in verschiedenen Stadtteilen liegen. Mit jedem Shuttle, der vor dem Atelierhaus Heinrichstraße hielt, seien neue Gäste angekommen, berichtete Fotograf Sören Gramadtke, der das Studio photo-gram betreibt und unter anderem verdeckte Akte präsentierte.

Die dritte Lange Nacht der Ateliers sollte ursprünglich im April 2020 stattfinden. Sie musste aber wegen des Corona-Lockdowns abgesagt werden und konnte jetzt nachgeholt werden. Die nächste Ateliernacht ist im Rahmen des Jubiläumsjahres anlässlich des 375. Jahrestages des Westfälischen Friedens für den 15. Juli 2023 geplant.

Weitere Informationen sind bei Anke Bramlage, Leiterin des Projektbüros im Fachbereich Kultur, Telefon 0541 323-4211, E-Mail bramlage@osnabrueck.de erhältlich.

Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Tel.: 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de


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Offenes Atelier - Klaus Kijak und Lothar Rahenkamp

©  Hermann Pentermann
Offenes Atelier - Klaus Kijak und Lothar Rahenkamp

Klaus Kijak und Lothar Rahenkamp und ihre „Hochnotpeinliche Kunstbefragung“.


Offenes Atelier - Schwarzlichtinstallation

©  Hermann Pentermann
Offenes Atelier - Schwarzlichtinstallation

Johannes Busdiecker zeigte eine Schwarzlichtinstallation.


Offenes Atelier - Schwarzlichtinstallation

©  Hermann Pentermann
Offenes Atelier - Schwarzlichtinstallation

Johannes Busdiecker zeigte eine Schwarzlichtinstallation.


Offenes Atelier - Marion Tischler

©  Angela von Brill
Offenes Atelier - Marion Tischler

Marion Tischler spricht mit Gästen über die aktuelle Situation im Atelier in der Nobbenburger Straße.


Offenes Atelier - Josef Brune

©  Angela von Brill
Offenes Atelier - Josef Brune

Josef Brune sucht neue Räume für seine Arbeiten.


Offenes Atelier - Birgit Kannengießer

©  Hermann Pentermann
Offenes Atelier - Birgit Kannengießer

Birgit Kannengießer und Gäste im partizipatorischen Gestaltungsprozess.