Meldungsdatum: 25.07.2022

Sonderausstellungen in Osnabrück im September 2022

Museumsquartier Osnabrück:


Felix-Nussbaum-Haus:

Bis 13.11. Mounira Al Solh

Reihe „Gegenwärtig. Zeitgenössische Künstler:innen begegnen Felix Nussbaum“

In der vierten Ausstellung der Reihe „Gegenwärtig“ trifft die Künstlerin Mounira Al Solh auf das Leben und Werk des Malers Felix Nussbaum. 1978 in Beirut geboren, lebt und arbeitet die documenta-Teilnehmerin im Libanon und in den Niederlanden. Mit ihren Installationen, Zeichnungen, Videos, Malereien und textilen Arbeiten erkundet Al Solh Themen wie Sprache, Migration, kultu-relle Heterogenität, Exil oder Feminismus.


Für die Ausstellungsreihe im Felix-Nussbaum-Haus konfrontiert sich Al Solh – wie Nussbaum zu seiner Zeit – mit der eigenen Verletzlichkeit, den intimen Wünschen, Hoffnungen, Wunden und Schmerzen in der Gestalt von Selbst-porträts. „Das ist intensiv, herausfordernd, nichtsdestotrotz notwendig und wichtig“, resümiert Al Solh. Eine Zeugin der Gegenwart steht so im Dialog mit dem Chronisten der Verfolgung im Nationalsozialismus.


Bis 16.10. Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum


Mit Elfriede Lohse-Wächtler und Felix Nussbaum werden zwei bedeutende künstlerische Positionen der Moderne einander gegenübergestellt. Ihr Leben und Schaffen waren durch die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus entscheidend geprägt. Beide wurden in den 1940er Jahren Opfer der national-sozialistischen Tötungsmaschinerie. Die Ausstellung fragt nach Gemeinsamkei-ten, zeigt aber auch, wie unterschiedlich Künstler:innen auf extreme Bedingungen reagiert haben. Sowohl Lohse-Wächtler als auch Nussbaum nutzten in Zeiten eingeschränkten Handelns Kunst als Feld der Handlung und Reflexion. Dabei sind ihre Themen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Not, Flucht, Verlust des Zuhauses, Exil, Unterdrückung und Gewalt, keineswegs Geschichte. Sie umge-ben uns nach wie vor, was uns die ausgestellten Porträts, Selbstbildnisse und Figurenbilder der beiden Künstler eindrücklich ins Bewusstsein rufen.



Kulturgeschichtliches Museum:

Stadtgeschichte Osnabrück: Stadtspuren

Die neue Dauerausstellung beleuchtet die Geschichte der Friedensstadt Osnabrück seit dem 8. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Einzelne Exponate aus der umfangreichen Sammlung des Kulturgeschichtlichen Museums repräsentieren in sechs Themenfeldern die Meilensteine der Stadtgeschichte. So wird die städtebauliche, politische, religiöse, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Historie unter verschiedenen Blickwinkeln erforscht. Dabei wird auch deutlich, dass lokale Geschichte immer auch den allgemeinen historischen Entwicklun-gen unterliegt. Daneben wird auch das ganz Eigene der Osnabrücker und ihrer Geschichte deutlich. Sieben Zeitgenossen wie zu Beispiel Justus Möser und Alwine Wellmann schaffen mit ihren Geschichten einen lebendigen Erzähl-strang. Ein riesiges 3D-Stadtmodell, dass mithilfe von Projektionen verschie-dene Szenarien der Stadtentwicklung darstellen kann, macht die Ausstellung zu einem interaktiven Erlebnis. Im „Stadtmodell der Zukunft“ sind Besucher:innen aufgefordert, an einer Version eines Osnabrücks von morgen zu arbeiten. In den umfangreichen Begleitprogrammen wird Stadtgeschichte hautnah erlebbar, die Osnabrücker Stadtgesellschaft wird damit in unterschiedlichen Projekten aktiv die Ausstellung eingebunden. Alle Osnabrücker Bürger:innen können auf diese Weise aktiv an der Erschließung ihrer eigenen Geschichte mitarbeiten und damit das Verständnis für Differenzen und Ge-meinsamkeiten fördern. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer offenen und friedvollen Stadtgesellschaft.


Kunsthalle Osnabrück:


Bis 05.03. Jahresthema 2022: Romantik

Ausstellungsprojekt mit den Künstlerinnen und Künstlern Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst, Anna Haifisch, Rosie Has-tings/Hannah Quinlan, Gabriella Hirst und Irène Mélix

In Zeiten einer Pandemie und des Krieges in der Ukraine fragt die Kunsthalle: Wie steht es mit der Zuversicht und Sehnsucht nach Liebe, Identität und Zugehörigkeit? Das Jahresthema „Romantik“ nimmt dazu in seinem ersten Ausstellungsteil bis 16. Oktober die gleichnamige Kunst- und Literatur-Epoche als Zerrspiegel zur gegenwärtigen Verfasstheit der Gesellschaft zur Hand. Kaum eine andere Epoche hat in Deutschland und Europa mit ästhetischen Mitteln ein kollektives Gefühl zwischen Aufbruch, Nostalgie und Nationalismus ge-prägt.

Im Kontext der mittelalterlichen Architektur der Kunsthalle soll analysiert werden, ob das aktuelle Gefühl einer globalen Zerrissenheit mit einem Comeback der Bild- und Sprachwelten der Romantik einhergeht. Der Wald? Die Ruine? Der Künstler im Bett? Was erzählt uns das? Und wie können wir mit den Mitteln der Kunst Widerstand leisten zu Gunsten einer freien Gesell-schaft?

Das Programm umfasst unter anderem Einzelausstellungen und für Osnabrück spezifisch realisierte Neuproduktionen der nationalen sowie internatio-nalen Künstlerinnen Hannah Quinlan und Rosie Hastings (Großbritannien), Forum für kulturelle Demokratie und zeitgenössische Kunst (Deutschland), Gabriella Hirst (Australien), Anna Haifisch (Deutschland), Irène Mélix (Deutschland), Cemile Sahin (Deutschland) und Andrzej Steinbach (Deutsch-land). Sahin und Steinbach eröffnen zum zweiten Turnus am 5. November.

Für den Eingangsbereich und den Kreuzgang der Kunsthalle Osnabrück hat die Künstlerin Anna Haifisch mehrere Tisch-Skulpturen und eine neue erzäh-lerische Bildstrecke entwickelt, in der sie den „Artist“ die Stadt Osnabrück entdecken lässt. Anna Haifisch ist Comiczeichnerin und Illustratorin. In ihrem humorvollen und entlarvenden Blick auf unsere Gesellschaft sind die Protagonistinnen und Protagonisten immer als Tiere dargestellt. Bekannt wurde sie mit ihrem gleichnamigen Comic „The Artist“ – einem gebeutelten, dünnen Vogel, der als Spiegel zeitgenössischer Kämpfe im Neoliberalismus gelesen werden kann, aber auch als Abrechnung mit dem Kunstbetrieb und der immer noch präsenten und widersprüchlichen Vorstellung von Kunst als schöpferische und höhere Berufung.

Das seit 2014 kontinuierlich erweiterte Archiv lebender und sterbender Pflanzen von Gabriella Hirst macht eine komplexe Geschichte sichtbar, die sich in den an historischen Ereignissen angelehnten Benennungen widerspie-gelt. Die für den Hof der Kunsthalle Osnabrück konzipierte Installation „Battlefield“ zitiert die Gestaltung militärischer Exerzierformationen und historischer Gartendesigns und stellt Pflanzenzüchtungen als historisches Erbe und Erinnerungskultur in den Mittelpunkt. Die rund 200 verwendeten Pflanzensorten sind nach berühmten Schlachten, eroberten Gebieten, Generälen oder Waffen benannt worden.

Mit ihren transmedialen Arbeiten in den Bereichen Film, Malerei, Zeichnung und Performance setzen sich Hannah Quinlan und Rosie Hastings mit den soziokulturellen und politischen Strukturen auseinander, die Konservatismus und diskriminierende Praktiken innerhalb und im Umfeld der LGBTQI+-Gemeinschaft verstärken. Für ihre Einzelausstellung in der Kunsthalle Osnabrück haben die Künstlerinnen und Künstler eine neue Installation entwickelt. „Inside“ verbindet Mehrkanal-Soundarbeiten mit Fundstücken in Form von fünfzehn Puppenhäusern, die verschiedene Architekturstile von Wohnhäu-sern zeigen. Die Häuser stammen aus dem Vereinigten Königreich und sind vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart datiert.

Die Praxis des Forums demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst umfasst eine künstlerische Kulturkritik, die die kulturellen Kontinuitäten von Rassismus und Antisemitismus in den Mittelpunkt stellt. Aufbauend auf ihrer kritischen Auseinandersetzung mit romantischen Bewegungen und völkischen Denkweisen wird das Forum für demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst zwei neue Video-Arbeiten im installativen Setting der Ruine zeigen, die sich mit den politischen und kulturellen Auswirkungen sowie den Wechselwirkungen von Romantik, Antisemitismus und der Ablehnung der Moderne bis in die Gegenwart beschäftigen.

Irène Mélix ist bildende Künstlerin mit einem stark aktivistischen Ansatz. In Osnabrück geht sie historischen als auch gegenwärtigen Spuren queerer Begegnungen nach. Während der Projektlaufzeit macht sie immer wiederkeh-rende Angebote zur kollektiven Teilhabe und zum Miteinander. Auf der Basis einer intensiven Recherche in Archiven, persönlichen Interviews mit Queers aller Generationen und politisch Aktiven wird die Suche nach queerem Leben gemeinsam mit Osnabrückerinnen und Osnabrückern in verschiedene Veran-staltungsformate übersetzt.

Ergänzt werden die Ausstellungen durch ein umfangreiches Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm. Ab November folgen zwei weitere Einzelaus-stellungen zum Jahresthema von Cemile Sahin und Andrzej Steinbach.

Das Jahresprogramm „Romantik“ wird maßgeblich gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Hasemauer 1, 49074 Osnabrück, Tel. 0541/323-2190
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 - 18 Uhr


Erich Maria Remarque-Friedenszentrum:


Bis 03.10. „Bilderbücher – Bücherbilder“ mit Bildern aus Büchern von Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer

Mit der Adaption von Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ als Graphic Novel begann 2014 für das Künstlerpaar Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer eine bis heute andauernde produktive Schaffenszeit. Die Originale des Buches werden vom Remarque-Friedenszentrum ver-wahrt und betreut und wurden – neben der Ausstellung in Osnabrück – bereits weltweit – von San Francisco bis Tscheboksary (Russland) – ausgestellt. Es folgte 2016 die Comic-Reportage „Liebe Deinen Nächsten“ über die Mitfahrt an Bord der „Aquarius“, in der der Einsatz des zivilen Seenotrettungsschiffes auf den lebensgefährlichen Fluchtrouten im Mittelmeer geschildert wird.

2020 erschien dann pünktlich zum 300. Geburtstag von Justus Möser das Buch „MÖSER“ als Begleitpublikation zur großen Ausstellung „MÖSER – die begeh-bare Gaphic Novel“ im Museumsquartier Osnabrück.

Ein Langzeitprojekt ist die Adaption von Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“ als illustrierter Roman.

Aktuell arbeiten sie an einer Graphic Novel über Leben und Werk von Heinrich Heine. Dieses Buch entsteht in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf. Ein erstes Bild wird exklusiv in dieser Ausstellung in Osnabrück zu sehen sein.

Markt 6, 49074 Osnabrück, Tel. 0541/323-2109
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr, Samstag und Sonntag: 11–17 Uhr


Museum am Schölerberg - Natur und Umwelt -:

Wegen Umbauarbeiten werden keine Sonderausstellungen gezeigt.

Klaus-Strick-Weg 10, 49082 Osnabrück, Tel. 0541/323-7000
Öffnungszeiten: Dienstag 9 - 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 9 - 18 Uhr, Samstag 14 - 18 Uhr und Sonntag 10 - 18 Uhr


Pressekontakt: Heiko Mitlewski | Fachbereich Kultur | Tel. 0541 323-3217 | E-Mail: mitlewski@osnabrueck.de