Meldungsdatum: 29.08.2022

Eine gemeinsame Sprache finden

500 Jahre Bibelübersetzung im Fokus der „Dialoge zum Frieden“ / Podiumsdiskussion, Ausstellung, Vortrag und Schülerakademie in Eisenach

Münster (SMS) Welche Sprache spricht Gott? Würde Luther heute twittern? Wie viel Konflikt und Konsens brauchen gesellschaftliche Debatten? 500 Jahre alt wird Martin Luthers Bibelübersetzung im Jahr 2022 – und zu diesem Jubiläum nimmt die städtische Veranstaltungsreihe „Dialoge zum Frieden“ mit unterschiedlichen Formaten unsere Sprache in den Blick. Das Programm läuft vom 8. September bis zum 24. November. Den Auftakt macht eine Podiumsdiskussion im historischen Rathaus mit den Kirchenhistorikern Prof. Hubert Wolf und Prof. Holger Strutwolf von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.

Erstmals nach Corona gibt es wieder zwei große Veranstaltungen im Rathausfestsaal, und die Schülerakademie führt als Exkursion nach Eisenach. Hier steht die Wartburg für Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche, während Münster mit dem Institut für Neutestamentliche Textforschung und dem Bibelmuseum der WWU für die bestmögliche wissenschaftliche Rekonstruktion des authentischsten griechischen Originaltextes des Neuen Testaments bekannt ist. Das heißt: Jede moderne Bibelübersetzung nutzt den in Münster rekonstruierten griechischen Text des Neuen Testaments.

„Die Sprache ist ein starkes Instrument, um Menschen zusammenzubringen, und die Übersetzung ermöglicht interkulturelle Interaktionen zwischen verschiedenen Sprachen, die sonst schwer zu erreichen sind. Die Dialoge zum Frieden als verbindende Plattform und in Münster durch den Westfälischen Friedensvertrag tief verwurzelt, schlagen im Jubiläumsjahr Brücken nach Eisenach, da beide Städte an Bibelübersetzungen beteiligt waren“, sagt Oberbürgermeister Markus Lewe zum Start der Veranstaltungsreihe.

Sprache trennt und verbindet

Doch die Bibelübersetzung ist – ebenso wie der Westfälische Frieden – kein einzelnes historisches Ereignis, sondern der Anstoß für einen Prozess, der bis heute Einfluss auf das gesellschaftliche Miteinander hat. Im Falle Luthers verdeutlicht die Idee einer allgemeinverständlichen Übersetzung eines der wichtigsten Texte der Menschheit die Bedeutung, die das Finden einer gemeinsamen Sprache für Gesellschaften hat. Die Kraft der Sprache, ihre Fähigkeit zu verbinden oder zu trennen, zieht sich als roter Faden durch das Programm der „Dialoge zum Frieden.

In der Podiumsdiskussion am 8. September, organisiert von Stadt, Bibelmuseum und Exzellenzcluster „Religion & Politik“ der WWU, fragen Prof. Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU, und der evangelische Kirchenhistoriker, neutestamentliche Textforscher und Direktor des Bibelmuseums, Prof. Holger Strutwolf: „Welche Sprache spricht Gott?“. „Die Bibel als Ganzes beansprucht nirgends, unmittelbares Wort Gottes zu sein. Sie wird es aber immer wieder, wo der alte, ursprünglich in einer anderen Zeit und einer fremden Kultur geschriebene Text uns anspricht. Dazu müssen Menschen ihn immer wieder in die Sprache ihrer Zeit übersetzen. Übersetzen kann man aber nur, was man verstanden hat. Und verstehen kann man nur, wenn man den Wortlaut kennt und erforscht. Wenn man das tut, erkennt man oft, wie der Text sich selbst zu verstehen gibt“, so Prof. Strutwolf.

Vortrag mit Prof. Norbert Lammert

Weiterer Höhepunkt ist der Vortrag des ehemaligen Bundestagspräsidenten und Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Norbert Lammert. Er spricht am Freitag, 30. September zum Thema „Zwischen Konflikt und Konsens. Zur Sprach- und Debattenkultur in Deutschland“. Beide Veranstaltungen starten um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Aufgrund der begrenzten Platzzahl wird um eine Anmeldung gebeten unter friedensbuero@stadt-muenster.de

Zum Programm gehört auch das Historienspiel „Vivat Pax“ des Stadtheimatbundes am Samstag, 10. September, jeweils ab 13 und 15 Uhr auf dem Stubengassenplatz. Es folgt die Ökumenische Friedensvesper am Montag, 24. Oktober, ab 18 Uhr in der Lambertikirche, veranstaltet von der katholischen Pfarrei St. Lamberti, der evangelischen Apostel-Kirchengemeinde und der der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACL). Die „Dialoge zum Frieden“ bereichern auch Themenabende im Stadtarchiv am Donnerstag, 27. Oktober und Donnerstag, 24. November, jeweils ab 18 Uhr.

Sonderausstellung im Bibelmuseum

Im Bibelmuseum ist noch bis zum 13. November die Sonderausstellung „<dass man deutsch mit ihnen redet> 500 Jahre Lutherbibel“ zu sehen. Die Macht der Sprache in Bibel, Flugblatt und Twitter erforschen Schülerinnen und Schüler auf vom 21. bis 23. September im Rahmen einer Exkursion der Schülerakademie mit dem Titel „Zwischen Poltern und Poesie“. Zum Jubiläum der Bibelübersetzung findet das Format erstmals als Kooperationsveranstaltung zwischen zwei Städten statt – Münster und Eisenach. Mit dabei ist auch Norbert Lammert.

Ihren feierlichen Abschluss finden die „Dialoge zum Frieden“ am 27. Oktober in Osnabrück mit dem „Treffen der Religionsgemeinschaften“. Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe laden ins Osnabrücker Rathaus ein, um ein Zeichen für Toleranz, Solidarität und Frieden zu setzen. Das Treffen findet im Wechsel in den Rathäusern des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück statt (nur für geladene Gäste).

Mit der 2006 ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „Dialoge zum Frieden“ macht Münster seine historisch begründete Verantwortung und seine Kompetenz für Konfliktlösung durch Dialog deutlich - ganz in der Tradition der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Konzipiert und durchgeführt wird sie von Münster Marketing in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „1648 – Dialoge zum Frieden“ in der Allianz für Wissenschaft. Gefördert werden sie durch die Sparkasse Münsterland Ost.

Das Programm der Dialoge mit Informationen zur Anmeldung gibt es gratis in der Münster Information im Stadthaus 1. Im Netz steht es unter www.dialoge-zum-frieden.de.

Foto: Das Programm der „Dialoge zum Frieden“ halten die Studierenden Frederic Noll und Maren Becker in den Händen. Die Reihe lädt zum Jubiläumsjahr der Bibelübersetzung mit unterschiedlichen Formaten dazu ein, „Sprache zu finden“. Dazu gehört auch die Schülerakademie in Kooperation mit der Lutherstadt Eisenach. Foto: Stadt Münster/Münster Marketing. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


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