Meldungsdatum: 07.09.2022
Das Land Nordrhein-Westfalen hat für alle Kräfte der Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die im Jahr 2021 in den von Starkregen und Überschwemmungen betroffenen Katastrophengebieten im Rheinland und Ahrtal im Einsatz waren, die „Feuerwehr- und Katastrophenschutz- Einsatzmedaille“ gestiftet. Im Rahmen einer vom Kreis Borken ausgerichteten Ehrungsveranstaltung hat Landrat Dr. Kai Zwicker gestern Abend (06.09.2022) in der Heidener Westmünsterlandhalle mit Unterstützung durch Kreisbrandmeister Stefan van Bömmel und dessen Stellvertreter Thomas Deckers im Beisein der Landtagsabgeordneten Heike Wermer und von Ortsbürgermeister Dr. Patrick Voßkamp diese Medaille rund 250 hiesigen Feuerwehrangehörigen überreicht. Diese hatten seinerzeit in vom Kreis Borken im Rahmen des Katastrophenschutzes gestellten „Feuerwehr-Bereitschaften“ die Wehren in Swisttal und in Eschweiler vor Ort unterstützt.
Wichtiger Hinweis in diesem Zusammenhang: Den an der Fluthilfe beteiligten Kräften der Hilfsorganisationen wie DRK, DLRG, Maltester sowie des THW wurden bzw. werden bei Veranstaltungen ihrer Organisationen die NRW-Einsatzmedaillen überreicht. Wie dem nachfolgenden Redetext zu entnehmen ist, sprach Landrat Dr. Kai Zwicker diesen Fluthelfern in Heiden ebenfalls Dank und Anerkennung aus wie auch den vielen privaten Helferinnen und Helfern aus Landwirtschaft, Gartenbau, Transportgewerbe und zahlreichen anderen Bereichen. Überdies dankte er den Bürgerinnen und Bürgern im Westmünsterland, die die in Not geratenen Flutopfer mit Sach- und Geldspenden unterstützt hatten.
Nachfolgend der Text der Rede, die Landrat Dr. Kai Zwicker in der Ehrungsveranstaltung gehalten hat:
Liebe Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, meine sehr geehrten Damen und Herren,
„Sie halten den Laden am Laufen!“ Das rief unser Innenminister Herbert Reul den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des landesweiten Katastrophenschutztages Anfang August in Dortmund zu. Mit Blick auf Sie alle kann ich dies voll und ganz unterstreichen. Retten – Löschen – Bergen – Schützen – das sind die zentralen Aufgaben der Feuerwehr und diesen Aufgaben stellen Sie stets aufs Neue. Immer mehr rücken dabei Unwetter-Ereignisse in den Fokus. „Unwetter“, das klingt für die meisten Menschen nach einem kleinen Gewitter. Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser oder Stürme können jedoch große Schäden anrichten und sogar lebensbedrohlich sein. In diesem Jahr waren es beispielsweise drei kurz aufeinanderfolgende Stürme, die bei uns im Kreisgebiet wüteten und im Raum um Borken sogar einen Stromausfall verursachten. Wie bei Schadensereignissen in den Jahren zuvor konnten wir uns dabei auf Sie, konnten wir uns auf Ihre Einsatzfähigkeit wieder hundertprozentig verlassen. Dafür sind Ihnen die Menschen im Westmünsterland sehr dankbar und wir alle wissen Engagement hier zu schätzen.
Am heutigen Tag geht es allerdings um Ihren Einsatz an ganz anderer Stelle. Es geht um Ihre Mithilfe bei der Bekämpfung der Hochwasserfluten im vergangenen Jahr im Rheinland und an der Ahr. Sie waren im Katastrophengebiet, haben Hilfesuchende aus Notlagen gerettet, Gefahrenstellen entschärft und entstandene Schäden beseitigt. Um den Menschen zu helfen, nahmen Sie eigene Risiken und große persönliche Belastungen auf sich. Nicht wenige von Ihnen mussten aus dem Einsatzgeschehen zum Teil sehr schlimme Eindrücke mit nach Hause mitnehmen, die Sie hoffentlich zwischenzeitlich ggf. mit fachkundiger Unterstützung verarbeiten konnten. Es war also ein Einsatz, in dem Sie sich auf ganz außergewöhnliche Weise bewähren mussten und bewährt haben – und das ganz überwiegend als Ehrenamtliche, also freiwillig neben Job, Ausbildung oder Studium.
Lassen Sie uns kurz auf die seinerzeitige Gesamtlage zurückschauen:
Ab dem 13. Juli 2021 kam es in einzelnen Regionen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu schweren Unwettern mit Regenmengen von bis zu 190 l/qm. Die starken Dauerregenfälle führten am 14. und 15. Juli lokal zu massiven und großflächigen Überflutungen, die allein in NRW 47 Todesopfer forderten (darunter vier Feuerwehrleute) und verheerende Schäden verursachten. Neben zahlreichen zerstörten Häusern und Straßen fielen in Teilen der am stärksten betroffenen Kreise Ennepe-Ruhr-Kreis, Euskirchen, Märkischer Kreis, Rhein-Erft-Kreis sowie der Stadt Hagen und der Städteregion Aachen Versorgungs-, Entsorgungs- und Kommunikationssysteme aus. Krankenhäuser und Altenpflegeheime mussten evakuiert werden.
In der Bundesrepublik setzte daraufhin eine bis dahin beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft ein: Vielerorts wurden Güter des täglichen Bedarfs, Einrichtungsgegenstände und Kleidung für die Menschen gesammelt, die durch die Flut ihr Obdach sowie buchstäblich ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten. Auch im Kreis Borken fanden sich sofort zahlreiche Initiativen, aber auch Einzelpersonen, die zu Sachspenden aufriefen und dann insbesondere im Verein mit Spediteuren die Transporte in die betroffenen Gebiete durchführten. Zudem entstanden spontan viele Helfergruppen vor allem aus dem gewerblichen Bereich und der Landwirtschaft, die selbstlos mit schwerem Gerät, LKWs sowie Traktoren oder auch nur mit Schaufeln bewaffnet den Menschen in den Schadensorten zu Hilfe eilten und dort tagelang vollgelaufene Häuser leerpumpten, Straßen und Wege freiräumten sowie gewaltige Schutt- und Sperrgutmengen abfuhren.
Überdies – und damit komme ich zu Ihnen, liebe Feuerwehrkameradinnen und Kameraden – waren seit dem 14. Juli auch über 600 Kräfte der Feuerwehren und Hilfsorganisationen aus unserem Kreis in den vom Hochwasser verwüsteten Gebieten tätig. Eingesetzt wurden dabei mehr als 80 Fahrzeuge.
Sie, meine Damen und Herren, waren im Rahmen der „Vorgeplanten Überörtlichen Hilfe“ vor Ort gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Bottrop. Der Alarm dazu erfolgte in den Abendstunden des 14. Juli 2021. Die „Vorgeplante Überörtliche Hilfe“ verfügt über
• eine Führungsgruppe,
• insgesamt 4 Löschzüge (je 2 aus BOR und BOT) sowie
• Ergänzungs- oder Spezialfahrzeuge und
• eine Logistikeinheit zur technischen Unterstützung und Versorgung.
Die „Vorgeplante Überörtliche Hilfe“ besteht aus etwas mehr als 100 Feuerwehrleuten und verfügt über 35 Fahrzeuge.
Nach einer leider bei solchen Großschadensereignissen nicht zu vermeidenden Chaos-Phase im Bereitstellungsraum wurden unsere Kräfte primär in Odendorf zur Erkundung, Menschenrettung und Schadenabwehr eingesetzt. Aufgrund eines drohenden Dammbruchs (im weiteren Verlauf wurde dann sogar „Dammbruch“ gemeldet – glücklicherweise eine Falschmeldung, wie sich später herausstellte) mussten sie dann allerdings die Ortschaft fast fluchtartig verlassen und sich auf eine höhergelegene Autobahn zurückziehen. Dort erfolgte in den Nachmittagsstunden des Folgetages die Ablösung u. a. durch unsere Kreisbereitschaft Nord.
Zudem forderte die Bezirksregierung Münster am 15. Juli 2021 weitere Feuerwehreinheiten an. Daraufhin wurden unsere Kreisbereitschaften Mitte und Süd alarmiert und in den Bereich Eschweiler-Weisweiler entsandt. Diese Einheiten waren bis zum 16. Juli 2021 abends im Einsatz.
Die Gesamtstärke des Feuerwehrkontingentes aus dem Kreis Borken umfasste insgesamt rund 250 Kräfte mit insgesamt 34 Fahrzeugen. Zudem waren viele Kräfte des THW und der Hilfsorganisationen aus dem Westmünsterland im Einsatzgebiet. Überdies wirkten Feuerwehrkräfte aus unserem Kreis vom 16. bis zum 17. Juli 2021 an der „Mobilen Führungsunterstützung“ in Leverkusen und vom 29. bis zum 30. Juli 2021 in Ahrweiler mit. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass vom 30. Juli bis zum 1. August 2021 sechs Mitglieder der „Psychosozialen Unterstützung" unserer Feuerwehren im Kreis Euskirchen zum Einsatz kamen, um den Katastrophengebiet tätigen Kräften Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung belastender Eindrücke und Situationen anzubieten.
Für Sie alle, liebe Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, die Sie an diesen Einsätzen beteiligt waren, hat das Land Nordrhein-Westfalen die „Feuerwehr- und Katastrophenschutz- Einsatzmedaille“ gestiftet. Diese Medaille dürfen wir Ihnen nun im Namen von Herrn Ministerpräsident Hendrik Wüst überreichen. Ich verbinde damit auch meinen persönlichen Dank für Ihr vorbildliches Engagement zur Unterstützung und zum Schutz der von den Hochwasserfluten heimgesuchten Menschen in den Katastrophengebieten. In meinen Dank schließe ich ausdrücklich auch die Mitglieder des THW und der Hilfsorganisationen ein sowie alle Helferinnen und Helfer, die auf eigene Initiative selbstlos vor Ort geholfen hatten, sowie auch die vielen heimischen Spender, Spendensammler und Spendentransporteure: Ohne zu zögern, haben Sie, liebe Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, wie auch viele, viele Bürgerinnen und Bürger unseres Kreises Ihre ganze Kraft eingesetzt, um in den ersten Tagen und Wochen dieser unfassbaren Katastrophe zu helfen! Herzlichen Dank!
Pressekontakt: Karlheinz Gördes, Tel.: 0 28 61 / 681-2424
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