Meldungsdatum: 23.09.2022

Gemeinsam handeln, mehr Fachkräfte gewinnen

(pen) Fachkräfte dringend gesucht! Freie Stellen auf der einen und kaum geeignete Interessenten auf der anderen Seite stellen viele Unternehmen mehr und mehr vor Herausforderungen - nicht nur überregional, sondern auch im Ennepe-Ruhr-Kreis. Um sich über die Lage auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren, sind rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und verschiedenen Organisationen der Einladung der EN-Agentur und des Kreises zu einer Fachkonferenz über Fachkräfte gefolgt.

 

„Schon jetzt hat die Mehrheit der Betriebe im Ennepe-Ruhr-Kreis zum Teil große Schwierigkeiten, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen. Weil viele der so genannten Babyboomer-Jahrgänge – 10,3 Prozent der aktuell sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand wechseln werden, wird sich diese Lage sehr zeitnah weiter zuspitzen“, machte Katja Heck, Leiterin der Agentur für Arbeit Hagen, deutlich. Damit sei klar: Das Problem betreffe alle, gelöst werden könne es nur gemeinschaftlich.

 

Grundsätzlich gibt es vier Ansätze, Fachkräfte zu gewinnen: Nachwuchs ausbilden, Arbeitskräfte weiterbilden, Nicht-Erwerbstätige rekrutieren oder Minijobbern feste Voll- oder Teilzeitstellen anbieten, Zuwanderung. Alle vier müssten verfolgt werden, und zwar kreativ und mit innovativen Ideen, waren sich die Teilnehmenden der Fachkräftekonferenz einig.

 

Ansatz bei der Ausbildung: Vielen Jugendlichen sei es geradezu peinlich, statt Studium eine Ausbildung zu starten. „Wir müssen die Attraktivität der dualen Ausbildung in den Köpfen der Jugendlichen und ihrer Eltern steigern und deutlich machen: Sie ist eine gute Basis, um sich den Lebensunterhalt dauerhaft auf einem hohen Niveau zu sichern“, warb Peter Frese von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer.

 

Auch an den Schulen müsse einiges getan werden, hieß es in der Diskussion. Die Lehrpläne seien veraltet, die Lehrer weder dafür ausgebildet noch mit der zeitlichen Kapazität ausgestattet, ihre Schüler hinreichend auf die sich ändernde Arbeitswelt vorzubereiten. Gerade an Haupt- und Realschulen brauche es Strukturen, die dafür sorgten, dass jeder Jugendliche individuell und kontinuierlich bei der Berufsfindung unterstützt wird.

 

Dr. Dieter Dohmen vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie nahm hier aber auch die Unternehmen in die Pflicht. Viele würden nur noch Abiturienten als Auszubildende einstellen, würden auf Schulnoten statt auf die Potenziale der Jugendlichen achten. Für viele Berufe sei das, was im Abitur geleistet werden müsse, aber überhaupt nicht gefragt. Dr. Dohmens Botschaft: „Die Betriebe können – mit entsprechendem Einsatz – geeignete Azubis in den Haupt- und Realschulen finden.“

 

Besonders gut gelingen kann dies mit Betriebspraktika. „Sie sind für junge Menschen und die Betriebe die Gelegenheit, sich kennenzulernen. Nicht von ungefähr ebnen sie folglich regelmäßig den Weg zu Unterschriften unter Ausbildungsverträge“, berichtete Michaela Trzecinski, die die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ bei der agentur mark betreut. Ein mehr von Betriebspraktika in den Schulen wäre daher in ihren Augen hilfreich und sinnvoll.

 

Allerdings gilt auch: Nicht aus jedem Auszubildenden wird eine Fachkraft. Mit fast 28 Prozent ist die Vertragsauflösungsquote auf dem Ausbildungsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis sehr hoch. Sein Unternehmen setze deshalb verstärkt auf den „Familiengedanken“, sagte Dr. Ruben Förstmann von TQ-Systems. Es organisiere Familientage und andere Team-Events, die dazu beitragen, dass sich Mitarbeitende jeden Alters möglichst stark mit dem Unternehmen identifizierten und in ihrer Ausbildung so engagiert am Ball blieben, wie es für einen erfolgreichen Abschluss nötig ist.

 

„Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist gleichzeitig sehr grün und ein traditionell guter Standort für Industrie, Dienstleistungen und Gewerbe, er ist eine Region, die Zukunft hat“, stellte Landrat Olaf Schade zwei Pluspunkte heraus. „Beste Voraussetzungen also, um junge Menschen zu gewinnen, die hier leben und arbeiten wollen. Wir müssen den Fachkräftemangel anpacken, auf allen Ebenen, gemeinsam. Das ist eine Herausforderung, aber kein unlösbares Problem.“

 

Der Austausch und die Gelegenheit zum Netzwerken bei der Fachkräftekonferenz wurden von allen Teilnehmenden als wertvoll und Schritt in die richtige Richtung empfunden. So sind weitere Veranstaltungen, zum Beispiel zu Unterthemen wie der Nachwuchssuche, angedacht.

 

Stichwort Betriebe im Ennepe-Ruhr-Kreis

 

Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es insgesamt 13.332 Betriebe (Angabe aus dem Jahr 2020). Mehr als 6.000 davon sind Kleinstbetriebe, also „Ein-Mann-Unternehmen“ ohne Angestellte. Rund 7.000 Unternehmen im Kreisgebiet haben sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.

 

Stichwort Report BildungsfaktEN

 

Die Zahl der Auszubildenden in den Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis ist von 4.926 in 2015 auf 4.602 in 2020 gesunken. 2020 blieben 207 Ausbildungsstellen im Kreisgebiet unbesetzt. Besonders dramatisch sieht es in der Gastronomie und beim Verkauf von Lebensmitteln aus.

 

Diese und viele weitere Zahlen und Fakten rund um das Thema sind im Report „BildungsfaktEN“  nachzulesen, der auf www.en-kreis.de im Bereich „Bildung“ zum Herunterladen bereitsteht.

Pressekontakt: Franziska Horsch


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Fachkräftekonferenz3

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Podiumsdiskussion bei der Fachkräftekonferenz: Was kann gemeinsam gegen den Fachkräftemangel getan werden? // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis


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Fachkräftekonferenz2

Der Fachkräftemangel ist auch medial immer wieder ein Thema. Emanuel Hartkopf vom Bereich Bildung der Kreisverwaltung stellte den Teilnehmenden interessante Fakten rund um Bildung und Ausbildung im Ennepe-Ruhr-Kreis vor. // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis


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Fachkräftekonferenz1

Rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und verschiedenen Organisationen tauschten sich auf Einladung der EN-Agentur und des Kreises im Haus Ennepetal zum Thema Fachkräftemangel aus. // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis