Meldungsdatum: 10.10.2022

30 Jahre Künstler-Nekropole Kassel

Nach mehr als zehnjähriger Vorbereitungszeit konnte Ende des Jahres 1992 der Öffentlichkeit präsentiert werden, was der Kasseler Hochschulprofessor und Initiator Harry Kramer seit 1980 beharrlich vorangetrieben hatte: Die Übergabe der beiden Grabkunstwerke von Rune Mields und Timm Ulrichs am 1. Oktober vor 30 Jahren markiert den offiziellen Beginn der Künstler-Nekropole Kassel im Habichtswald.

Zur Feier dieses Jubiläums kamen am Freitag aktuelle und ehemalige Mitglieder des Stiftungsrates, Künstlerinnen und Künstler, Angehörige verstorbener Künstler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HessenForst, dem Naturpark Habichtswald, der Stadt Kassel sowie viele mit der Nekropole seit Jahren verbundene Gäste zusammen.

 

„Nur durch das Zusammenwirken der beteiligten Behörden – dem Regierungspräsidium, der Forstverwaltung, mehrerer Ämter der Stadtverwaltung – und vor allem durch das Engagement der Künstlerinnen und Künstler konnte die ungewöhnliche und bis heute einzigartige Vision von Harry Kramer verwirklicht werden“ betonte Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker bei der Begrüßung der Gäste. Insbesondere die vergangenen Monate hätten eindrucksvoll gezeigt, so die Kulturdezernentin, „wie der gemeinsame Wille zur Weiterentwicklung der Künstler-Nekropole in der langfristig guten Zusammenarbeit und in der großzügigen Unterstützung durch die Sponsoren geteilt und geschätzt wird.“

 

Im letzten Jahr wurden sowohl das Denkmal für den im Jahr 2019 verstorbenen Manfred Schneckenburger, langjähriges Mitglied des Stiftungsrates der Künstler-Nekropole sowie zweifacher Künstlerischer Leiter der documenta, aufgestellt, als auch der beeindruckende Lehmkuppelbau von Prof. Gernot Minke eingeweiht. Im Juni 2022 war das Grabkunstobjekt von E. R. Nele unweit des Blauen Sees feierlich übergeben worden.

 

„In den vergangenen 30 Jahren hat die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod an diesem Ort auf unterschiedliche Weise bildnerische Gestalt angenommen“, begann Gerold Eppler, Vorsitzender des Stiftungsrates seinen Rückblick, „mit jedem Kunstwerk hat sich die Nekropole verändert, sie ist ein Projekt, das sich ständig im Wandel befindet. In der Zukunft wollen wir daher neue Möglichkeiten der Weiterentwicklung ausloten und es schaffen, die Nekropole auch für andere Bestattungsformen zu öffnen.“

 

Das Horn-Ensemble „Cornissimo Cassel“ eröffnete am Denkmal für Manfred Schneckenburger das künstlerische Programm der Jubiläumsveranstaltung. Konzipiert wurde es von der Kasseler Chorleiterin Susanne Schmidt und war unter der Beteiligung vieler Künstlerinnen und Künstler individuell auf alle bisher umgesetzten Kunstwerke zugeschnitten. Neben bewegenden Rezitationen wurden die Monumente durch instrumentale Solodarbietungen, Tanzperformances und eindrucksvolle Chor-Kompositionen geehrt. Zum Abschluss war an dem im Jahr 2003 umgesetzten Cortenstahl-Monument „Denk-Ort“ von Ugo Dossi vom Perkussionisten Steffen Moddrow eine Improvisation zu hören, bevor er gemeinsam mit dem Hornquartett ein Stück von Lew Pollack intonierte.

 

Hintergrund

Der documenta-Künstler Harry Kramer initiierte mit der Nekropole eine neue Ausdrucksform der Kunst im öffentlichen Raum. Rund um den Blauen See können Künstlerinnen und Künstler von documenta-Rang zu Lebzeiten ihre Grabmäler errichten und sich später dort bestatten lassen. Getragen wird die Künstler-Nekropole durch die gleichnamige Stiftung, deren Träger die Stadt Kassel ist. Am 10. Dezember 1992, gut zwei Monate nach der Übergabe der ersten Grabkunstwerke, wurde die Stiftungsverfassung unterzeichnet. Damit ging die zunächst von dem im Jahr 1985 gegründeten Förderverein getragene Stiftung in eine entsprechende Stiftung bei der Stadt Kassel über. Im März 1993 konstituierte sich der erste Stiftungsrat noch unter dem Vorsitz von Prof. Harry Kramer.

 

Die Künstler-Nekropole Kassel befindet sich im Habichtswald im Stadtteil Harleshausen. Vom Wanderparkplatz Nekropole an der Ahnatalstraße ist das Gelände in wenigen Gehminuten erreichbar. Ein Audio-Guide auf der Plattform Izi-Travel macht vor Ort weitere Informationen zu den Kunstwerken zugänglich.

 

In den 30 Jahren ihres Bestehens sind zwölf Kunstwerke, darunter zehn Grabkunstwerke, in der Künstler-Nekropole umgesetzt worden:

 

01.10.1992        Rune Mields   (*1935) - „La vita corre come rivo fluente“

01.10.1992        Timm Ulrichs   (*1940) - „Timm Ulrichs: auf der Unterseite der
Erdoberfläche“

04.11.1993        Fritz Schwegler   (*1935, †2014) - „EN 6355“

02.11.1995        Werner Ruhnau   (*1922, †2015) - „Spielraum“

23.04.1997        Heinrich Brummack   (*1936, †2018) – „Vogeltränke“

16.07.1998        Blalla W. Hallmann   (*1941, †1997) – „Abendtreffen an der Lichtung
                              – Harrys Abschied“ (Gedenkzeichen)

15.06.2001        Karl Oskar Blase   (*1925, †2016) – „Momentum“

28.10.2003        Ugo Dossi   (*1943) – „Denk-Ort“

03.12.2011        Gunter Demnig   (*1947) – „CIRCUITUS“

18.08.2021        Gedenkzeichen für Manfred Schneckenburger   (*1938, †2019)
                              (Entwurf: Ugo Dossi)

04.11.2021        Gernot Minke   (*1937) – „Lehm-Kuppel“

21.06.2022        E. R. Nele   (*1932) – „Gang“

 

 

Pressekontakt: Michael Schwab


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30 Jahre Künstler-Nekropole Kassel

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30 Jahre Künstler-Nekropole Kassel

Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker und Musiker des Horn-Ensembles „Cornissimo Cassel“ in der Künstler-Nekropole im Habichtswald.