Meldungsdatum: 18.10.2022

Stadt Kassel pflanzt Baum des Jahres 2022

Die Rotbuche ist der Baum des Jahres 2022. Einer Tradition folgend haben Umweltdezernent Christof Nolda und Alfred Thiele, Ortsbeitratsmitglied des Stadtteils Waldau, gemeinsam mit den „Raupen“ der Städtischen Kindertagesstätte Waldau II eine Rotbuche auf einer Grünfläche an der Waldemar-Petersen-Straße gepflanzt.

Das 1991 gegründete Kuratorium „Baum des Jahres“ wählt jedes Jahr eine bestimmte Baumart aus, um diese der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Aktion soll nachhaltig für das lebendige Naturgut sensibilisieren sowie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den Umgang mit Naturkenntnissen und Naturerfahrungen ermöglichen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Rotbuche. Seit mittlerweile 18 Jahren wird unter der Regie des Umwelt- und Gartenamts der jeweilige Baum des Jahres an unterschiedlichen Orten in Kassel gepflanzt.

Umweltdezernent Christof Nolda: „Die Pflanzung des Baums des Jahres ist mittlerweile eine echte Institution in Kassel. Mit Waldau stehen Bäume des Jahres in nunmehr 18 Stadtteilen. Kassel gewinnt dabei mit jedem neuen Baum nicht nur ein Stück Aufenthalts- und Lebensqualität hinzu - wir passen gleichzeitig unseren Baumbestand auf den Klimawandel an. Ich freue mich, dass es in diesem Sinne ganz gute Zukunftsaussichten für junge, einheimische Rotbuchen gibt.“

Anders als es der Name vermuten lässt, hat die Rotbuche grünes Laub. Die Buche mit rotem Laub ist die Blutbuche, eine kultivierte Art der Rotbuche. Der Name Rotbuche rührt daher, dass ihr Holz im Vergleich zu anderen Holzarten eher rötlich erscheint. Die Rotbuche war 1990 schon einmal der „Baum des Jahres“. Die erneute Wahl fiel auf sie, weil der Klimawandel auch der Rotbuche stark zugesetzt hat. Auf der anderen Seite erweisen sich junge Buchen als robust und anpassungsfähig. Untersuchungen an Jungwüchsen zeigen, dass die Buche mit klimatischen Veränderungen umgehen und sich von jungen Jahren an den Standortbedingungen anpassen kann. Für diesen prächtigen Baum gibt es also Hoffnung.

 

Vorkommen und Verbreitung

Die Rotbuche ist eine der meist verbreiteten Laubbaumarten in Deutschland. Sie hat sich nach der letzten Kaltzeit in Südeuropa aus der Orientbuche entwickelt. Begünstigt wurde ihre Ausbreitung auch durch den menschlichen Einfluss, der das natürliche Landschaftsbild veränderte. Die Menschen lichteten Wälder aus und ließen ihr Vieh dort weiden. Die Rotbuche konnte sich in den Eichenmischwäldern und neuen Freiflächen ansiedeln und wurde zur vorherrschenden Baumart. Nachdem im Mittelalter das Waldroden den Höhepunkt erreicht hatte und nur noch ein Drittel der Landschaft mit Wäldern bedeckt war, wurde zunächst mit Fichten und Kiefern aufgeforstet. Die Rotbuche wurde dadurch sehr stark zurückgedrängt. Fichten und Kiefern konnten sich aber nicht dauerhaft halten. Seit ca. dreißig Jahren ist die Rotbuche wieder mehr in den heimischen Wäldern zu finden. Die Rotbuche kann bis zu 45 Meter hoch und etwa 300 Jahre alt werden. Die älteste Buche in Europa wächst in den österreichischen Kalkalpen und ist 550 Jahre alt.

 

Attraktive Erscheinung

Die Rotbuche ist ein besonders attraktiver Laubbaum. Die dicht verzweigten Äste formen mit dem dichten Laub ein eindrucksvolles, satt grünes Blätterdach. Besonders in Hallenwäldern, Wälder ohne viel Unterwuchs, kommen die astfreien, hohen Stämme mit der ausladenden Krone besonders zur Geltung. Im Herbst färben sich die Blätter in verschiedene Farbtöne zwischen gelb, orange bis braun und erzeugen eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre. 

Die Rotbuche hat eine besondere Überlebensstrategie. Als typischer Waldbaum ist sie besonders schattentolerant. Dort wo sie wächst, wächst sie nahezu konkurrenzlos. Im Frühjahr treiben zunächst die Jungpflanzen am Waldboden Blätter aus, dann ergrünen die jüngeren Buchen im Unterholz. Danach erst bilden die alten und hohen Buchen das typisch dichte Blätterdach aus. So bekommen auch die Jungpflanzen zu Beginn des Frühjahrs genügend Licht. Die Jungpflanzen verharren, bis sie jahreszeitlich bedingt oder durch den Ausfall von Bäumen wieder mehr Licht erreicht und wachsen dann weiter. Da nur die eigenen Jungpflanzen eine solche Schattentoleranz aufweisen, können sich in reinen Buchenwäldern kaum andere Gehölze entwickeln. Dennoch ist ein Buchenwald sehr artenreich, besonders Insekten und Pilze fühlen sich hier wohl und die Bucheckern locken viele Kleintiere und Vögel an.

 

Nutzung

Die Rotbuche ist für die Waldbewirtschaftung ein wichtiger Waldbaum. Ihr Stamm fungiert als Wasserspeicher für das Ökosystem im Wald und gibt Niederschlagswasser in trockenen Zeiten wieder in den Boden ab. So werden Dürren abgemildert. Auch ihr Bauholz ist begehrt - ähnlich hart wie das der Eiche, jedoch anfälliger gegen Feuchtigkeit. Daher ist der Einsatz nur für Innen geeignet: Möbel, Fußböden und Treppen, Furniere und Schichtholzplatten werden gern aus Rotbuchenholz gefertigt. Außerdem hat das Holz einen sehr hohen Brennwert und wird als Brennholz oder auch zur Herstellung von Holzkohle verwendet.

Weitere Informationen unter https://www.baum-des-jahres.de

 

Hintergrund: Aktion Baum des Jahres in Kassel

2005 Kastanie auf dem Festplatz, Wolfsanger

2006 Schwarzpappel im Park Schönfeld, Südstadt

2007 Kiefer auf dem Warteberg, Philippinenhof/ Warteberg

2008 Walnuss im Nordstadtpark, Nordstadt

2009 Bergahorn auf dem Spielplatz Lindenberg, Forstfeld

2010 Vogelkirsche im Druselgrünzug, Vorderer Westen

2011 Elsbeere an der Drusel/ Stockwiesen, Bad Wilhelmshöhe

2012 Europäische Lärche/ Grundschule Schenkelsberg, Oberzwehren

2013 Wildapfel, Bettenhausen

2014 Traubeneiche, Grundschule Jungfernkopf, Jungfernkopf

2015 Feldahorn, Park Rothenditmold, Rothenditmold

2016 Winterlinde im ehemaligen Kleingartengelände in Süsterfeld/ Helleböhn

2017 Fichte im Dorothea-Viehmann-Park in Niederzwehren

2018 Esskastanie an der Marienkirche in Bettenhausen

2019 Flatterulme in der Grünfläche Am Kubergraben in Harleshausen

2020 Robinie in der Grünfläche Am Felsenkeller am Fasanenhof

2021 Europäische Stechpalme, Botanischer Garten in Wehlheiden

2022 Rotbuche, Wahlebachgrünzug, Waldemar-Petersen-Straße in Waldau

Pressekontakt: Victor Deutsch


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Baum des Jahres

©  Stadt Kassel; Foto: Andreas Fischer
Baum des Jahres

Stadtbaurat Christoph Nolda, Alfred Thiele (Ortbeirat Waldau), Erzieherinnen und Kinder der "Raupen"-Gruppe aus der benachbarten städtischen Kindertagesstätte Waldau II pflanzten mit Mitarbeitern des Umwelt- und Gartenamts eine Rotbuche im Wahlebach-Grünzug.