Meldungsdatum: 27.10.2022

Eike-von-Repgow-Preis 2022 an renommierten Mittelalterexperten Prof. Dr. Gerd Althoff verliehen

Gemeinsame Ehrung von Landeshauptstadt und Otto-von-Guericke-Universität

Der von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gemeinsam gestiftete Eike-von-Repgow-Preis für das Jahr 2022 ist heute feierlich in der Johanniskirche an den deutschen Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff aus Münster verliehen worden. Stadt und Universität würdigen damit unter anderem seine Leistungen, die maßgeblich zum Bekanntwerden der Politik und Kultur des mittelalterlichen (alt-)sächsischen Raumes beigetragen Die Ehrung im Rahmen eines Akademischen Festaktes haben Oberbürgermeisterin Simone Borris und der Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Jens Strackeljan, vorgenommen.

 

Der ebenfalls angekündigte Preisträger aus dem Jahr 2020 Prof. Dr. Roman Czaja, dessen öffentliche Preisverleihung aufgrund von Coronabeschränkungen nicht stattgefunden hatte, konnte krankheitsbedingt nicht anwesend sein.  

 

Das Kuratorium würdigt Gerd Althoff „als einen der profiliertesten und wirkmächtigsten Historiker der Bundesrepublik mit großem internationalem Ansehen.“ In der Begründung des Kuratoriums heißt es weiter: „Inhaltlich hat er sich ergebnis- und folgenreich mit den Ottonen und dem Austragen von Konflikten, vor allem durch symbolische Kommunikation und Verhandeln sowie Gruppenbindung, beschäftigt. Sein innovativer Zugriff auf Inhalt und Bedeutung der Rituale bestimmt seit Jahrzehnten die historische Forschung, die Frühe Neuzeit längst inbegriffen. Mit seinen in der Geschichtswissenschaft sehr intensiv rezipierten Publikationen hat Prof. Althoff maßgeblich zum Bekanntwerden der Politik und Kultur des mittelalterlichen (alt-)sächsischen Raumes, woran die Intention des Eike-von-Repgow-Preises anknüpft, beigetragen.“

 

Oberbürgermeisterin Simone Borris betonte: „Die Verleihung des Eike-von-Repgow Preises ist bereits seit 1998 eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse in unserer Stadt. Sie stößt nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen auf großes Interesse. Vielmehr ist es ein gesamtgesellschaftliches Ereignis, das zeigt, wie einflussreich Magdeburgs Geschichte war und ist.“

 

Den Preis nahm Prof. Dr. Gerd Althoff in Anwesenheit von hochrangigen Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft entgegen. Die Laudatio zur Würdigung des Preisträgers sprach Prof. Dr. Stephan Freund, Professor für Mittelalterlicher Geschichte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Im Anschluss an die Übergabe gab der Preisträger mit einem Festvortrag zum Thema „Offene und verdeckte Kritik an Kaiser Ottos Magdeburger Erzbistumsplänen“ einen Einblick in seine Forschung.

 

Prof. Dr. Gerd Althoff hatte bis zu seiner Emeritierung mediävistische Lehrstühle an den Universitäten Münster (1986 – 1990), Gießen (1990 – 1995), Bonn (1995 – 1997) und dann von 1997 bis 2011 wieder in Münster inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Früh- und Hochmittelalter.

 

Vita und akademischer Werdegang

 

An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Exzellenzcluster „Religion & Politik“, leitet Gerd Althoff im Forschungsfeld „Religionskritik und Religionsapologie“ das Forschungsprojekt

"Belohnungen, Prüfungen und Strafen Gottes. Religiöse Kategorien der Welt- und Geschichtsdeutung im Mittelalter“, dessen Laufzeit noch bis 2025 andauert.

 

Der Exzellenzcluster der Universität Münster untersucht seit 2007 das komplexe Verhältnis von Religion und Politik quer durch die Epochen und Kulturen. Der Forschungsverbund ist mit 140 Wissenschaftler*innen aus 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und 10 Ländern der bundesweit größte dieser Art und unter den Exzellenzclustern in Deutschland einer der ältesten und der einzige zum Thema Religion.

 

Gerd Althoff ist Autor und Mitautor zahlreicher wissenschaftlicher Schriften und Publikationen. Er war langjähriger Herausgeber (2001–2011) und ist Mitherausgeber (1998–2001; seit 2012) der Frühmittelalterlichen Studien.

 

Bibliographie-Auswahl (sehr bekannte Titel):

Verwandte, Freunde und Getreue. Zum politischen Stellenwert von Gruppenbindungen im früheren Mittelalter (1990);

Inszenierte Herrschaft. Geschichtsschreibung und politisches Handeln im Mittelalter (2003);

Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde (2. Aufl. 2014);

Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter (2. Aufl. 2013);

Heinrich I. und Otto der Große. Neubeginn auf karolingischem Erbe (2. Aufl. 1994), die Biographie Otto III. (1996) (gemeinsam mit Hagen Keller)

Die Ottonen. Herrschaft ohne Staat (3. Aufl. 2012)

 

Eike-von-Repgow-Preis

Der Eike-von-Repgow-Preis wird gemeinsam von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg verliehen. Die erste Verleihung fand 1998 statt. Seit dem Jahr 2004 wird der Preis im jährlichen Wechsel mit dem Eike-von-Repgow-Stipendium verliehen.

 

Im Vertrag über die Verleihung des Eike-von-Repgow-Preises heißt es unter anderem: „Die Vertragspartner wollen mit diesem Preis die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebiets der mittleren Elbe fördern sowie in Eike von Repgow eine bedeutende Persönlichkeit würdigen, die auf dem Boden Sachsen-Anhalts gewirkt hat. Zugleich soll der Preis an die Verbindung dieses Raums mit anderen Teilen Europas erinnern.“

 

„Der Preisträger soll sich entweder in seinem wissenschaftlichen oder literarischen Werk insbesondere mit der historischen Region Sachsen als Thema der Geschichte, der Rechtsgeschichte, der Germanistik oder der Sozialwissenschaften in herausragender Weise beschäftigt haben oder durch besondere wissenschaftsorientierte Leistungen zur Erforschung der historischen Region Sachsen ausgewiesen sein. Untersuchungsergebnisse über die Wirkung der historischen Region Sachsen auf den west- und osteuropäischen Raum sind erwünscht.“

 

Der Preis besteht aus einer Bronzestatuette des Magdeburger Bildhauers Heinrich Apel, die Eike von Repgow darstellt, einer Ehrenurkunde und einer Dotation in Höhe von 2.500 Euro.

 

Bisherige Eike-von-Repgow-Preisträger sind:

1998    Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Eichler

1999    Prof. Dr. phil. habil. Günter Mühlpfordt

2000    Prof. Dr. Dr. h. c. Ruth Schmidt-Wiegand

2001    Prof. Jürgen Goydke

2002    Prof. Dr. Heiner Lück

2003    Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Ebel

2004    Prof. Dr. Danuta Janicka

2006    Prof. Dr. Dr. h. c. Karl Kroeschell

2008    Prof. Dr. Rudolf Schieffer

2010    Prof. László Blazovich

2012    Dr. phil. Jolanta Karpavičiené

2014    Prof. Dr. Dirk Heirbraut

2016    Prof. Dr. Bernd Schneidmüller

2018    Prof. Dr. Clausdieter Schott

2020    Prof. Dr. hab. Roman Czaja

 

Darüber hinaus wurde Herrn Prof. Dr. Dr. hc. Rolf Lieberwirth 1988 die Repgow-Statuette verliehen, wodurch er den Status eines Preisträgers innehat.