Meldungsdatum: 03.11.2022

Informationen zu Energiesparmaßnahmen bei der Trinkwassererwärmung

Gesundheitsamt: Falsche Sparmaßnahmen können die Gesundheit erheblich gefährden

Das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises gibt Informationen zu Energiesparmaßnahmen bei der Trinkwasserversorgung. Falsche Sparmaßnahmen können die Gesundheit gefährden.

Aufgrund der aktuellen Diskussionen über Energiesparmaßnahmen prüfen viele Immobilienbesitzer, inwieweit in den Gebäuden in zumutbarem Umfang Energie eingespart werden kann. Aber nicht alle Energiesparmaßnahmen sind gut für die Qualität des Trinkwassers. Einige Sparmaßnahmen können sogar unsere Gesundheit erheblich gefährden. Darauf weist das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises hin.

Welche rechtlichen Regelungen für Trinkwasser gelten in Deutschland?

Als wichtigste rechtliche Regelung in Deutschland gelten die Trinkwasserverordnung und die Regeln der Technik wie nationale und internationale Normen, zum Beispiel DIN-Normen, VDI-Vorschriften, DVGW-Arbeitsblätter.

Welche Gefahren für die Gesundheit können bei nicht fachgerechtem Betrieb der Anlagen auftreten?

Werden die Anlagen zur Trinkwassererwärmung nicht fachgerecht betrieben, so können sich in den Trinkwasserleitungen unerwünschte, sogar krankmachende Keime bilden. Eine große Gefahr bilden Legionellen im Trinkwasser. Diese Bakterien können sich bei günstigen Temperaturen bis zu gesundheitsbedrohlichen Konzentrationen vermehren.

Im Kaltwasser vermehren sich Legionellen bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius nicht besonders schnell. Ideale Bedingungen für die Vermehrung von Legionellen liegen bei Temperaturen zwischen 25 Grad Celsius und 45 Grad Celsius vor. Bei Wassertemperaturen ab 55 Grad Celsius beginnt das Absterben und ab 60 Grad Celsius erfolgt ein relativ schnelles Absterben der Legionellen.

Werden Legionellen in größerer Anzahl über Aerosole eingeatmet, wie zum Beispiel beim Duschen, so kann das bereits nach zwei bis zehn Tagen zu einer schweren Legionellose mit Lungenentzündung („Legionärskrankheit“) und möglicher Todesfolge führen. Die leichtere Form der Legionellose ohne Lungenentzündung („Pontiac-Fieber“) mit einem grippeähnlichen Verlauf kann nach fünf bis 66 Stunden auftreten.

2019 wurden in Deutschland 1.548 bestätigte Legionellosen gemeldet. Es werden jedoch nicht alle Erkrankungen erkannt, insbesondere bei leichterer Symptomatik, so dass von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss.

An meinem Trinkwasser-Erwärmer liegt am Speicheraustritt eine Temperatur von 69 Grad Celsius vor. Kann ich diese reduzieren?

Die Frage ist laut Kreisgesundheitsamt nicht pauschal zu beantworten. Oft wurden die Kesseltemperaturen in der Vergangenheit absichtlich hochgeregelt, weil aufgrund von Problemen in der Wärmeverteilung unzulässige Temperaturverluste an den entlegenen Entnahmestellen bestanden. Bevor in der Anlage die Temperatur abgesenkt wird, sollte die Anlage in Hinsicht auf Wärmeverlust, Rohrleitungsdämmung, Hydraulik, hydraulischer Abgleich etc. von einem Fachunternehmen bewertet werden. Von einer Temperaturabsenkung ohne diese differenzierte Betrachtung des Gesamtsystems wird abgeraten.

Dürfen Warmwassertemperaturen für Trinkwasser auf unter 60 Grad Celsius gesenkt werden?

Für Ein- und Zweifamilienhäuser wird dies nicht empfohlen und sogar davon abgeraten. Bei größeren Wassererwärmungsanlagen (sogenannte Großanlagen ab drei Familienhäusern und größere Einrichtungen/Gebäude) ist eine Absenkung des Trinkwasserspeichers auf unter 60 Grad Celsius nicht zulässig. Die einschlägigen Regeln der Technik im Trinkwasserbereich - insbesondere DVGW-Arbeitsblatt 551 – müssen hier angewendet werden:

a) Das Wasser am Warmwasseraustritt des Trinkwasser-Erwärmers der Hausinstallationsanlage (Warmwasser-Zirkulationsvorlauf) muss bei Großanlagen stets eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius haben. Kurzzeitige Absenkungen im Minutenbereich dieser Temperatur sind tolerierbar, systematische Unterschreitungen aber nicht akzeptabel.

b) Die Trinkwassererwärmungsanlagen müssen so eingestellt sein, dass eine Temperatur von 55 Grad Celsius an jeder Entnahmestelle vor der eventuell eingebauten Temperaturbegrenzung nicht unterschritten wird.

c) Ein Absenken der Warmwassertemperatur (Nachtabsenkungen) bei hygienisch einwandfreien Verhältnissen ist für Zirkulationssysteme zur Energieeinsparung für maximal acht Stunden in 24 Stunden zulässig.

In Firmen, Sporthallen, Schulen, Vereinsheimen etc. werden die Duschen nicht mehr benötigt, auch sonst kein warmes Wasser. Kann die Anlage vorübergehend abgeschaltet werden?

Ja, das ist möglich. Dann sollte aber keine Temperaturreduzierung im Warmwasserkreislauf stattfinden, sondern: die Erwärmung des Trinkwassers ist komplett abzustellen. Aufgrund der Erwärmung des nun kalten Trinkwassers in den Warmwasserleitungen auf Raumtemperatur oder abschnittsweise über nah verlaufende Heizungsleitungen (Fremderwärmung) muss in diesem Fall jede Entnahmestelle trotzdem alle 72 Stunden händisch gespült werden. Ebenso muss die Zirkulationspumpe weiter betrieben werden, um eine hygienisch bedenkliche Stagnation des Wassers zu verhindern.

Nicht zulässig und risikoreich ist hingegen das ausschließliche Abstellen der Trinkwassererwärmung und der Zirkulationspumpe unter Verzicht auf einen Spülplan. In diesem Fall können sich in recht kurzer Zeit hohe Legionellen-Konzentrationen ergeben.

Die Verfahrensweise sollte ebenfalls mit einem Fachunternehmen abgestimmt werden.

Welche weiteren nützlichen Informationen zu diesem Thema sind abrufbar?

 Temperaturreduzierung in Warmwassersystemen, Legionellenschutz:

https://www.dvqst.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Presse_Medien/Presse-Info_PI-08-2022_Energiesparen_vs._Warmwassertemperaturen.pdf

 Energiesparen, Schimmelvermeidung in Innenräumen:

https://www.bmuv.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit/innenraumluft/richtiges-lueften-und-heizen

 RKI-Ratgeber Legionellose:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Legionellose.html

 Energiesparen, Trinkwasserhygiene, Legionellen:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/419/dokumente/warmwasserbereitung_energiesparen_stellungnahme_uba.pdf

 

Pressekontakt: Alexander Bange / 02351 966 6150


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Nicht alle Energiesparmaßnahmen sind gut für die Qualität des Trinkwassers. Einige Sparmaßnahmen können sogar unsere Gesundheit gefährden. Darauf weist das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises hin. Symbolfoto: Ulla Erkens / Märkischer Kreis

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Nicht alle Energiesparmaßnahmen sind gut für die Qualität des Trinkwassers. Einige Sparmaßnahmen können sogar unsere Gesundheit gefährden. Darauf weist das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises hin. Symbolfoto: Ulla Erkens / Märkischer Kreis