Meldungsdatum: 07.11.2022

Lange verschwundenes Banner findet den Weg zurück nach Ahaus

Stadtarchiv erhält bedeutendes Stück Ahauser Geschichte zurück

Am 26. Oktober fand ein lange verschwundenes Stück Ahauser Geschichte seinen Weg zurück in die Stadt. Das Banner des Eisenbahn-Vereins Ahaus hatte sich Ostern 1945 in einem Schaukasten im bombenkriegszerstörten Ahauser Bahnhof befunden und wurde nach dem Einmarsch der britischen Truppen durch den englischen Soldaten Lawrence Dubury mitgenommen. Nach Ende des Krieges war Dubury noch einige Zeit in der Nähe von Hamburg stationiert, bevor er das Banner mit in seine Heimat Großbritannien nahm, wo das Banner all die Jahre im Haushalt der Familie verblieb. Nach nunmehr 77 Jahren kehrte es nun nach Ahaus zurück. Die Tochter von Lawrence Dubury, Kathleen Cotton, übertrug es der Stadt Ahaus, wo es fortan im Stadtarchiv verwahrt wird.

Kathleen Cotton suchte im Februar 2022 den Kontakt zu Stadtarchivar Max Pfeiffer, um sich zu erkundigen, ob die Stadt an einer Rückführung des Banners an seinen Herkunftsort interessiert sei. Pfeiffer war sofort Feuer und Flamme, da die jüngere Entwicklung der Stadt Ahaus im vergangenen Jahrhundert unmittelbar mit der Eisenbahngeschichte in Ahaus zusammenhängt. Frau Cotton hatte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters keine Verwendung mehr für das Banner und suchte nach einer passenden Lösung, damit es nicht verloren würde. Über die Übergabe des Banners an die Stadt Ahaus wurde man sich schnell einig. Ein Problem ergab sich aber bei der Überführung des Banners von Großbritannien nach Ahaus. Aufgrund seines Alters und um den Zustand des Banners zu erhalten, konnte es nicht einfach gerollt oder gefaltet per Post versandt werden. Hier konnte durch Vermittlung der ehem. Fachabteilungsleiterin Kultur bei der Stadt Ahaus, Frau Dr. Margret Karras, das deutsch-britische Ehepaar Martina Hoge-Lees und Brian Lees für einen Transport des Banners nach Ahaus gewonnen werden. Das Ehepaar Hoge-Lees brachte es in seinem Wohnwagen auf einer Reise von Großbritannien mit nach Ahaus, wo es durch den Beigeordneten Werner Leuker freudig in Empfang genommen wurde.

Das 125 x 125 Zentimeter große Banner ist etwa 90 Jahre alt und wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Eisenbahn-Verein Ahaus 1933 angefertigt. Es ist zweiseitig auf Seide und Samt reich bestickt und enthält einerseits den Text „Pflicht, Treue, Vaterland“, mittig das Wappen der Stadt Ahaus, unten das Wappen Westfalens und oben ein Eisenbahnsignal auf weißem Hintergrund. Auf der anderen Seite findet sich der Text „Eisenbahn-Verein Ahaus 1908-1933“, mittig eine stilisierte Ansicht des Ahauser Bahnhofs nebst einem Eisenbahnrad mit Greifschwingen und Eichblättern oben und unten auf schwarzem Hintergrund.
Bei dem Banner handelt es sich um ein wichtiges Stück Ahauser Geschichte, da sich Ahaus mit dem Anschluss an Eisenbahnstrecken bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Eisenbahnknotenpunkt entwickelt hatte. Abseits der Schiene trugen die Eisenbahner jedoch auch gesellschaftlich durch Vereinigungen, wie zum Beispiel den Eisenbahn-Verein Ahaus, zu einer enormen Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt Ahaus und den an die Bahnstrecke angeschlossenen Orten bei.

Zum Eisenbahn-Verein Ahaus war bisher nicht viel bekannt, allerdings konnte mit Hilfe der Eisenbahnhistoriker Heribert Lülf und Pater Daniel Hörnemann etwas Licht ins Dunkel gebracht werden. Der Eisenbahn-Verein Ahaus wurde im Jahre 1908 gegründet. Nach dem 25-jährigen Jubiläum 1933, zu dem das Banner entstand, ging der Verein 1934 im "Reichsverband der Eisenbahnvereine" auf. Das als Nachfolger 1939 gegründete Reichsbahn-Kameradschaftswerk (RWK) wurde bald wieder aufgelöst, um es dem Zugriff der "Deutschen Arbeitsfront" zu entziehen. Das Vermögen wurde auf die Deutsche Reichsbahn übertragen. Der Reichsverkehrsminister gründete das RKW neu und betreute es mit der treuhänderischen Verwaltung des Vermögens der aufgelösten Organisationen. Die Verwaltung wies dem RKW viele Wohlfahrtsaufgaben zu, u.a. die Führung der reichsbahneigenen Betriebsküchen und die gesetzliche Tbc-Hilfe. Nach dem Zusammenbruch wurde das RKW als BSW, Bundesbahn-Sozialwerk, (zunächst noch getrennt in britische und amerikanische Zone) weitergeführt.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Übergabe Banner Ahauser Eisenbahn

©  Stadt Ahaus
Übergabe Banner Ahauser Eisenbahn

v.l.: Werner Leuker, Dr. Margret Karras, Karen Jungkamp, Martina Hoge-Lees, Brian Lees


Übergabe Banner Ahauser Eisenbahn

©  Stadt Ahaus
Übergabe Banner Ahauser Eisenbahn

v.l.: Werner Leuker, Dr. Margret Karras, Karen Jungkamp, Brian Lees, Martina Hoge-Lees


Frau Cotton und Banner - Ahauser Eisenbahn

©  Familie Cotton
Frau Cotton und Banner - Ahauser Eisenbahn

Frau Cotton und Banner - Ahauser Eisenbahn


Banner des Ahauser Eisenbahnvereins zurück in der Stadt - Vater Lawrence Dubury als Soldat umittelbar nach dem Krieg in Deutschland

©  Familie Cotton
Banner des Ahauser Eisenbahnvereins zurück in der Stadt - Vater Lawrence Dubury als Soldat umittelbar nach dem Krieg in Deutschland

Banner des Ahauser Eisenbahnvereins zurück in der Stadt - Vater Lawrence Dubury als Soldat umittelbar nach dem Krieg in Deutschland


Banner des Ahauser Eisenbahnvereins zurück in der Stadt - Vater Lawrende Dubury undatiertes Bild

©  Familie Cotton
Banner des Ahauser Eisenbahnvereins zurück in der Stadt - Vater Lawrende Dubury undatiertes Bild

Banner des Ahauser Eisenbahnvereins zurück in der Stadt - Vater Lawrende Dubury undatiertes Bild