Meldungsdatum: 08.11.2022

Bildungskonferenz diskutiert neue Ansätze für das schulische Lernen

(pen) Was brauchen unsere Schülerinnen und Schüler heute? Mehr als 100 Fachleute aus Schulen, Politik und Verwaltung haben sich bei der Bildungskonferenz des Regionalen Bildungsnetzwerks mit aktuellen Problemen und neuen Ideen für das Lernen in den Schulen im Ennepe-Ruhr-Kreis beschäftigt. Referentin Margret Rasfeld zeigte Wege auf, junge Menschen als mutige und kreative Zukunftsgestalter zu fördern.

 

Lehrermangel, coronabedingte Lernrückstände und viele neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler, die noch kein Deutsch verstehen: Alle Schulformen haben derzeit mit gleich mehreren Problemen zu kämpfen. „Wir brauchen neue Ansätze, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Und dabei sollten wir immer von den Kindern her denken und uns nicht scheuen, innovativ zu sein“, sagte Landrat Olaf Schade. Die Bildungskonferenz biete eine hervorragende Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen. „Dabei gilt: Ideen klauen ausdrücklich erlaubt.“

 

Innovation im Unterricht forderte auch einer, der gerade erst 12 Jahre Schule hinter sich gebracht hat: Moritz Faust, 18 Jahre alt und ehemaliger Schüler aus Schwelm. Er lobte das akademische Niveau an deutschen Gymnasien, hätte von der Schulzeit aber eine bessere Vorbereitung auf die Arbeitswelt und die Verantwortung, die man für sich selbst und andere übernehmen muss, erwartet. Er wünschte sich sehr viel individuelleres schulisches Lernen und dass jeder an seinen Stärken arbeiten könne.

 

Damit sprach Faust der Referentin Margret Rasfeld aus der Seele, die selbst Lehrerin und Schulleiterin im Ruhestand ist und die Initiative „Schule im Aufbruch“ mitgegründet hat. „Die jungen Menschen fühlen sich im System Schule ohnmächtig und es lässt nur wenig Freiraum für Kreativität“, bemängelte sie.

 

Rasfeld warb für „Verantwortung“ als Schulfach. „Die Kinder sollen sich ökologisch oder sozial einbringen und sich als selbstwirksam erfahren.“ An ihren Schulen in Essen und Berlin habe sie sehr gute Erfahrungen damit gemacht, die Schülerinnen und Schüler in vielen Bereichen selbstorganisiert lernen zu lassen – die Lehrkräfte müssten ihnen dabei als Coaches zur Seite stehen.

 

Ein Beispiel dafür ist der FREI DAY, der sich laut Rasfeld inzwischen an vielen Schulen in Deutschland etabliert hat. Das Konzept: An einem Tag pro Woche arbeiten die Kinder und Jugendlichen vier Stunden lang in Projektarbeit an einem Thema, für das sie sich interessieren – dabei geht es immer um große Zukunftsfragen wie den Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.

 

Das nötige Wissen eignen sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig an, die Lehrer stehen beratend zur Seite. Im nächsten Schritt werden Wissen und Ideen in die Tat umgesetzt. So lesen zum Beispiel Achtklässler Grundschulkindern vor, um sie beim Lesenlernen zu unterstützen und für Bücher zu begeistern. Oder Kinder und Jugendliche organisieren Aktionen zum Energiesparen in der eigenen Schule.

 

Auch eine Schule im Ennepe-Ruhr-Kreis ist dabei, den FREI DAY einzuführen: „Wir mussten ganz stark umdenken und es fällt schwer loszulassen, aber wir machen bereits erste positive Erfahrungen“, berichteten zwei Lehrerinnen von der Mathilde-Anneke-Schule in Sprockhövel.

 

Im Anschluss an Rasfelds Vortrag verteilten sich die Teilnehmenden auf sieben Workshops mit verschiedenen Schwerpunkten, um im Austausch gemeinsam weitere Ideen zu entwickeln. „Es ist unsere Aufgabe, die Schulen zusammenzubringen und die Lösungsansätze so aufzubereiten, dass alle davon profitieren können“, erklärte Bastian Kuhr, Leiter des Regionalen Bildungsbüros des Kreises. Die gesammelten Erkenntnisse werden derzeit dokumentiert und ausgewertet.

 

Pressekontakt: Franziska Horsch


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„Ideen klauen ausdrücklich erlaubt“: Landrat Olaf Schade warb bei der Bildungskonferenz dafür, sich auszutauschen und Neues auszuprobieren. // UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis