Meldungsdatum: 08.11.2022

Stadt Bocholt nimmt am 6. Symposium des Riga-Komitees teil

Erinnerungskulturelle Themen und Möglichkeiten der zukünftigen Vermittlungsarbeit im Mittelpunkt

Vom 3. bis 5. November nahm Bocholts Kulturmanager Oliver Brenn für die Stadt Bocholt am sechsten Symposium des Riga-Komitees in Rheine teil. Neben der Besichtigung der Gedenkstätte Westerbork in den Niederlanden standen der Austausch und die Diskussion über Möglichkeiten der Vermittlungsarbeit und die Zukunft der Erinnerungskultur im Mittelpunkt.

„Gestern bewusst machen – Heute gedenken – Morgen gestalten“: Unter diesem Programmtitel stand das Treffen der Mitgliedsstädte, die dem Riga-Komitee angehören.

Neben dem Austausch zu erinnerungskulturellen Themen stand ein Besuch der Gedenkstätte „Heriinerungscentrum Kamp Westerbork“ in den Niederlanden auf dem Programm. Im Rahmen einer Führung über das Gelände bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums Einblicke in die Geschichte des Lagers und das Schicksal der dort damals untergebrachten Menschen. Mit einer Kranzniederlegung wurde den vom Lager aus deportierten und später ermordeten Jüdinnen und Juden sowie weiteren Insassen gedacht.

Das Schicksal der Bocholterin Margot Frank

Das Lager war auch für zahlreiche Bocholterinnen und Bocholter jüdischen Glaubens ein Durchgangsort bis hin zu ihrer Ermordung in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten. Beispielhaft für das Grauen der Zeit steht das Schicksal der Bocholterin Margot Frank (geb. Cohen). Nach ihrer Flucht in die Niederlande im Jahr 1939 wurde sie am 19. Juli 1942 mit ihrer zweijährigen Tochter Sophia ins Lager nach Westerbork geschafft. Mit einer der letzten Transporte gelangten Margot und Sophia über das Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz, wo sie im am 6. Oktober 1944 umgebracht wurden.

Abschluss des Symposiums mit Vorträgen und Podiumsdiskussion

Den Abschluss des Symposiums bildeten Vorträge zum Thema Erinnerungskultur. Zunächst regte der durchaus kritische Vortrag „Quo Vadis, Erinnerungskultur? – eine kritische Bestandsaufnahme und Ausblick auf unsere Erinnerungskultur“ der Referentin Vanessa Eisenhardt eine lebhafte Diskussion zu aktuellen Formen der erinnerungskulturellen Arbeit in Deutschland und möglichen Ideen für die Zukunft an. Schließlich stellte Prof. Dr. Christian Kuchler, Autor des Buches „Lernort Auschwitz“, seine Forschungsergebnisse zum Thema der Gedenkstättenfahrten vor. In seiner Arbeit kommt er unter anderem zu dem Schluss, dass lokale Erinnerungsorte eine wichtige Rolle in der Vermittlungsarbeit spielen sollten.

In einer Podiumsdiskussion stellten Vertreterinnen und Vertreter des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge für die Stadt Stadt Rheine, Pädagogen, Historiker sowie Schülerinnen und Schüler ihre Sicht auf die Themen der außerschulischen Bildungsarbeit dar und positionierten sich durchaus unterschiedlich zum Thema der Freiwilligkeit eines Schulbesuchs in einem Konzentrationslager. Mit einem der Schlusscredos „Erinnerungsarbeit ist Friedensarbeit“ spannte der Beigeordnete der Stadt Rheine, Raimund Gansmann, den Bogen in die heutige Zeit, bevor Rheines Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verabschiedete.

Bocholt seit 2001 Mitglied im Riga-Komitee

Das Riga-Komitee wurde im Jahr 2000 von 13 deutschen Großstädten im Beisein der Stäte Riga und Wien gemeinsam mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet. Die Stadt Bocholt trat dem Komitee im Jahr 2001 bei, das mittlerweile auf über 60 Mitgliedsstätte angewachsen ist. Dieser erinnerungskulturelle Städtebund ist in Europa einzigartig und hat die Aufgabe, an die über 25.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu erinnern, die in den Jahren 1941/42 aus ihren Städten nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. 


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Besuch der Gedenkstätte Westerbork

Stadt Bocholt
Besuch der Gedenkstätte Westerbork


Symposium Riga

Stadt Rheine
Symposium Riga

Bocholts Kulturmanager Oliver Brenn (Treppe rechts mittig, heller Mantel) war für die Stadt Bocholt beim Treffen der Mitgliedsstädte, die dem Riga-Komitee angehören, dabei.