Meldungsdatum: 10.11.2022
Zum Jahrestag der Pogromnacht 1938 sind gestern (9. November) viele Menschen zur Ahauser Gedenkfeier in die Innenstadt gekommen. Vor der Gedenktafel am Juweliergeschäft Engels, dem ehemaligen Standort der Ahauser Synagoge, begrüßte Bürgermeisterin Voß die Anwesenden. Gerade in dieser Zeit, da nur noch wenige Zeitzeugen lebten, die über die Gräueltaten des NS-Regimes berichten können, sei es besonders wichtig zu gedenken. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass in unserer Zeit, in der Menschenverachtung, Hass und Ausgrenzung wieder zuzunehmen drohen, diese mahnende Erinnerung an die Pogromnacht von 1938 auch in der jüngeren Generation wachgehalten und an diese weitergegeben werden muss“, so die Bürgermeisterin.
Der VHS-Arbeitskreis Ahauser Geschichte 1933-1945 schilderte in seinem Beitrag die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse des damaligen jungen jüdischen Viehhändlers Erich Gottschalk, der die Pogromnacht selbst erleben und erleiden musste. Er wurde von SA-Leuten dermaßen verprügelt, dass er Zeit seines Lebens unter starken Rückenschmerzen aufgrund eines irreparabel erlittenen Wirbelsäulenschadens litt. Jahre nach dem Krieg schilderte er, als einziger langfristig nach Ahaus zurückgekehrter Holocaustüberlebender, die Erlebnisse der Pogromnacht in einem Interview, das der Arbeitskreis vorlas.
Die Schüler*innen der Ahauser Anne-Frank-Realschule hatten unter Leitung ihres Lehrers David Storm einen Redebeitrag vorbereitet, in dem sie auf die Bedeutung der Erinnerung an die Opfer auch in heutiger Zeit eingingen. Sie verlasen Zitate von Holocaustüberlebenden, wie diese die Zeit der Verfolgung, Ausgrenzung, Ausbeutung und Schikane erlebt hatten. Dazu verteilten sie unter den Anwesenden Plakate mit den Zitaten und legten einige der Plakatzitate vor der Gedenktafel der ehemaligen Ahauser Synagoge nieder.
Die Gedenkfeier wurde musikalisch begleitet vom Schulorchester der Anne-Frank-Realschule, das unter der Leitung von Frau Dr. Heemann einige jüdische und jiddische Volksweisen einstudiert hatte.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im Deutschen Reich Synagogen angezündet, Wohnungen und Geschäfte jüdischer Mitbürger*innen zerstört und geplündert und ihre Besitzer*innen Opfer von Misshandlung und Inhaftierung in Konzentrationslagern. Auch in Ahaus waren Menschen diesen Schikanen und der Gewalt ausgesetzt, weil sie jüdischen Glaubens waren. Die Synagoge wurde in Brand gesteckt und jüdische Mitbürger*innen wurden in, während und nach der Pogromnacht Opfer nationalsozialistischer Gewalt.
Doch es waren nicht nur jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von den Nationalsozialisten verfolgt, eingesperrt und getötet wurden. Es waren auch Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Intellektuelle, Priester, Menschen im Widerstand, Menschen mit Behinderung und viele andere, die zu Opfern wurden.
Bürgermeisterin Karola Voß begrüßt die Anwesenden der Gedenkfeier, links Stadtarchivar Max Pfeiffer
Die Gedenkfeier wurde musikalisch begleitet vom Schulorchester der Anne-Frank-Realschule
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