Meldungsdatum: 23.11.2022

Kassel will sorgende Gemeinschaft für Ältere etablieren

Unsere Gesellschaft wird älter und wir alle sind ab einem gewissen Alter auf Hilfe angewiesen – sei es bei hauswirtschaftlichen Arbeiten oder bei der Körperpflege. Genau um diese Unterstützung ging es beim ersten Fachtag „Sorgende Gemeinschaften“ in Kassel. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer vielfältiger werdenden Stadtgesellschaft war es das Ziel, Gelingensbedingungen und kommunale Spielräume für konkrete Arrangements und Vorhaben zu benennen.

„Mit dem Fachtag wollen wir Impulse setzen sowie einen Beitrag dazu leisten, wie gemeinsam Strukturen und Angebote geschaffen werden können, die „sorgende Gemeinschaften“ in unserer Stadt ermöglichen“, so Bürgermeisterin Ilona Friedrich. „Unser Ziel muss es sein, die zunehmend problematischen Angebotslücken bei den ambulanten haushaltnahen Dienst- und Betreuungsleistungen zu schließen und in den Stadtteilen, dort wo die Menschen leben, flächendeckende Angebote zu schaffen, die hilfebedürftige Menschen in ihrem Alltag unterstützen. Dies kann uns nur gelingen, wenn wir gemeinsam Orte der Begegnung und Kommunikation schaffen und Menschen finden, die soziale Verantwortung übernehmen in ihren Stadtteilen.“

50 Akteure aus dem Fachgebiet sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger tauschten sich auf dem Fachtag aus, diskutierten in Arbeitsgruppen die Aspekte „Sozialräumliche Versorgungshilfeketten“, „Aktive und strukturelle Nachbarschaftshilfe“ und „Strukturelle Rahmenbedingungen für Sorgende Gemeinschaften schaffen“. Eingestimmt auf das vielfältige Thema hatte Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff mit ihrem Vortrag über das Konzept der „Caring Community“. Spätestens seit der Veröffentlichung des 7. Altenberichts des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ist das Thema der „Caring Communities“, der sorgenden Gemeinschaften, in vielen aktuellen Fachdebatten präsent. Ganz allgemein versteht sich eine Caring Community als Gemeinschaft, in der Menschen füreinander sorgen und sich gegenseitig unterstützen. Gemeinsam wird Verantwortung für soziale Aufgaben wahrgenommen, wobei Vielfalt, Offenheit und Partizipation wichtige Aspekte und konzeptionelle Säulen sind, so Kricheldorff, die am achten Altersbericht im Sprecherrat des Fachausschusses "Alter und Technik" der Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) unmittelbar mitgewirkt hat.

Leuchtturmprojekt „Sozialwirtschaft integriert – Sorgearbeit im Quartier“
Die Stadt Kassel setzt daher immer stärker auf die Bildung und Förderung von lokalen Sorgegemeinschaften.  Mit Unterstützung des maßgeschneiderten Projektes „Sozialwirtschaft integriert – Sorgearbeit im Quartier“ der Stadt Kassel in Kooperation mit der StadtBild gGmbH und AWO gemeinnützige Gesellschaft für soziale Einrichtungen und Dienste in Nordhessen mbH (AWO) werden die Teilnehmenden im Bereich Hauswirtschaft und Pflege qualifiziert. „Das Angebot von qualifizierten Arbeitskräften im Bereich der ambulanten, haushaltsnahen Dienst- und Betreuungsleistungen ist knapp und die Nachfrage wächst zunehmend. Mit diesem Projekt wollen wir einen Beitrag leisten, um die zunehmend problematischen Angebotslücken in diesem Bereich zu schließen“, erläutert Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Ilona Friedrich. „Um den Bedarf noch besser decken zu können, benötigen wir den Austausch mit den Akteuren, die bereits tagtäglich mit älteren Menschen in Kontakt sind. Genau dafür nutzen wir Fachtage zum Thema sorgende Gemeinschaft“, erläutert Ronja Faustini, die das Projekt leitet. „Wir müssen unser Netzwerk verstärken, um so noch besser auf die kommenden Anforderungen einer älter werdenden Gesellschaft reagieren zu können.“

„Sorgearbeit im Quartier“ gehört zum Landesprogramm „Sozialwirtschaft integriert“ und wird vom Land Hessen mit über 1,4 Millionen Euro unterstützt, die städtischen Eigenmittel belaufen sich auf rund 160.000 Euro. „Ich freue mich, dass wir mit unserer Förderung dazu beitragen, Seniorinnen und Senioren ein Leben im gewohnten häuslichen und sozialen Umfeld zu ermöglichen, Menschen mit Migrationsgeschichte integrieren und gleichzeitig die Fachkräftesicherung stärken“, lobt Kai Klose, hessischer Sozial- und Integrationsminister, das Kasseler Projekt.

Bereits 12 Frauen haben sich über das städtische Programm zur Sorgeassistentin qualifiziert. Elif Düsünmez ist eine von ihnen. Sie hat im Juli ihre Qualifizierung zur Sorgeassistentin abgeschlossen und ist nun bei AWO-Mobil Pflege Zuhause angestellt. „Ich bin sehr dankbar für die Chancen, die ich durch die Teilnahme an dem Projekt bekommen habe. In der Vergangenheit hatte ich wegen meiner Kinder wenig Zeit mich auf meine eigene Qualifizierung zu konzentrieren. In dem Projekt erhielt ich Unterstützung und den Raum um zu lernen. Ich konnte meine Sprache verbessern, mich fachlich qualifizieren und habe direkt im Anschluss eine Anstellungsmöglichkeit bekommen“, so Düsünmez.

Starke Partner für bessere Chancen
„Wir können die Teilnehmenden so gut es geht vorbereiten, es bedarf jedoch auch Träger, die bereit sind sich der Sache anzunehmen und die qualifizierten Sorgeassistenten einstellt. Daher sind wir sehr froh, dass wir mit der Arbeiterwohlfahrt Nordhessen einen engagierten Partner an unserer Seite haben“, so Bürgermeisterin Ilona Friedrich.
Die AWO, die bereits an der Konzipierung des Projektes mitwirkte, stellt regelmäßig Sorgeassistentinnen ein. „Mit unserer Kasseler Pflegeschule qualifizieren wir die Teilnehmenden im Bereich der pflegerischen Betreuung und wir stellen als großer Träger in Kassel zahlreiche Praktikaplätze sowohl in der stationären aber insbesondere auch in der ambulanten häuslichen Versorgung älterer Menschen zur Verfügung. Mehr als die Hälfte der Absolventinnen haben anschließend einen dauerhaften Arbeitsplatz bei der Arbeiterwohlfahrt gefunden. Deshalb begrüßt die Arbeiterwohlfahrt ausdrücklich, dass dieses Projekt noch bis Ende 2024 gesichert ist und auch hoffentlich darüber hinaus fortgeführt werden kann“, so AWO-Geschäftsführer Michael Schmidt. Auch JAFKA-Geschäftsführer Jürgen Hartrumpf freut sich über die Zusammenarbeit: „Wir setzen dieses Projekt gerne um. Im Rahmen einer gezielten Förderung und Qualifizierung haben die Teilnehmende so die Möglichkeit, in das Erwerbsleben einsteigen zu können. Bildung bedeutet gesellschaftliche Teilhabe.“

Pressekontakt: Simone Scharnke


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Fachtag Sorgende Gemeinschaft: Kassel will sorgende Gemeinschaft für Ältere etablieren 1

©  Stadt Kassel/Andreas Fischer
Fachtag Sorgende Gemeinschaft: Kassel will sorgende Gemeinschaft für Ältere etablieren 1

v. l.: Bürgermeisterin Ilona Friedrich, Ronja Faustini (Projektleiterin), Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff (Gerontologin)


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©  Stadt Kassel/Andreas Fischer
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50 Akteure aus dem Fachgebiet sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger tauschten sich auf dem Fachtag aus.