Meldungsdatum: 27.12.2022

Holocaust-Opfer aus Ahaus – Erinnerung an Joseph Frankenhaus

Projekt „Stolpersteine NRW“

Joseph Frankenhaus wohnte bis zu seiner Deportation im Jahre 1941 in Ahaus bei der Witwe König (heute Textilhaus Steingrube). Ein Stolperstein erinnert an ihn und sein Leiden in der NS-Zeit: Er wurde nach dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwangssterilisiert und im Juli 1941 in das Ghettohaus Hochstraße 3 zwangseingewiesen,  bevor er Ende November 1941 in das so genannte „Dauerheim für jüdische Schwachsinnige“ in Berlin-Weißensee kam, von wo der mittlerweile 47-Jährige zusammen mit 82 anderen Heiminsassen am 2. April 1942 ins Lager Trawniki (bei Lublin in Polen) deportiert und dort wohl auch ermordet wurde. Heute existiert leider kein Foto mehr von Joseph Frankenhaus. An ihn erinnert das Projekt „Stolpersteine NRW“ des WDR, an dem sich der VHS-Arbeitskreis Ahauser Geschichte 1933-1945 gemeinsam mit Stadtarchivar Max Pfeiffer beteiligt.

Joseph Frankenhaus wurde 16.12.1894 geborenen und lebte bis zuletzt in der Ahauser Innenstadt. Josephs Mutter Berta war unverheiratet – ihr unehelicher Sohn wuchs bei seiner Tante Netta Frankenhaus auf, die mit ihrem Mann Meyer Frankenhaus und ihren Kindern um 1875 von Neuenhaus (bei Bentheim) nach Ahaus gezogen war. Als Nettas Mann 1883 und auch mehrere ihrer Kinder früh starben, nahm sie, die in ärmlichen Verhältnissen lebte, ab Mitte der 1890er Jahre ihren Neffen Joseph als Pflegekind zu sich und kümmerte sich über 30 Jahre lang um den geistig behinderten Jungen. Anders als sein 16 Jahre älterer Cousin Karl, der 1917 als Soldat „für Kaiser, Volk und Vaterland“ sein Leben ließ, musste der 20-jährige Joseph Frankenhaus nicht in den 1. Weltkrieg ziehen.

Netta Frankenhaus und ihr Neffe Joseph wohnten in der Kirchstraße 3 in einem schmalen Haus in der Nähe der Marienkirche. Josephs Tante Netta starb mit fast 85 Jahren am 7.12.1930 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Ahaus bestattet. Nach dem Tod von Nettas Tochter Emma 9 Monate später stand Joseph Frankenhaus in Ahaus völlig allein da, wurde zunächst offenbar von Ahauser jüdischen Familien versorgt, zog dann aber im Februar 1932 ein paar Häuser weiter zur Witwe König. Zum eigenen Lebensunterhalt trug Joseph Frankenhaus bei, indem er Botendienste für den Gemüsehändler van de Maat ausführte und die Koffer der Gäste des Hotels Orthaus vom Bahnhof in die Innenstadt trug. Der von Zeitzeugen als „schmächtig und gutmütig“ geschilderte Joseph (immer mit Kittel und Schiffermütze) wurde auch oft von Kindern und Jugendlichen gehänselt und mit Steinen beworfen. Unter dem NS-Regime begann für Josep Frankenhaus eine schwere Zeit: Nach einer Zwangssterilisation und einer Zeit im Ghettohaus kam er 1941 nach Berlin-Weißensee in das sog. „Dauerheim für jüdische Schwachsinnige“. Von dort wurde er in das Lager Trawniki (bei Lublin in Polen) deportiert und dort wohl auch ermordet.

Josephs 13 Jahre ältere Cousine Johanna Frankenhaus, die mit schwerer geistiger Behinderung in die „Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal“ (bei Viersen) eingewiesen worden war, wurde am 12. Februar 1941 in die „Euthanasie“-Tötungsanstalt Hadamar (bei Limburg) gebracht, wo sie höchstwahrscheinlich mit Hilfe von (direkt ins Herz injizierten) Luminalspritzen getötet wurde.

 


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Stolperstein Joseph Frankenhaus

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Stolperstein Joseph Frankenhaus

Stolperstein Joseph Frankenhaus