Meldungsdatum: 16.03.2023

„Dekarbonisierung“: Kreistag entscheidet über Strategie

Struktur- und Wirtschaftsausschuss: GWS wünscht sich digitale, smarte und ressourcenschonende Gewerbegebiete

Die „Dekarbonisierung“ des Öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Industrie- und Gewerbeflächenbedarf im Märkischen Kreis waren die zentralen Themen im Struktur- und Wirtschaftsausschuss des Märkischen Kreises.

) Noch zu keinem Ergebnis kamen die Mitglieder des Struktur- und Wirtschaftsausschusses im Lüdenscheider Kreishaus bei dem komplexen Thema, wie die geforderte Dekarbonisierung des Bus-ÖPNV im Märkischen Kreis umgesetzt werden soll. Die Entscheidung hierzu soll im Kreistag fallen.

Zum Hintergrund: Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, soll der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) bis 2046 treibhausneutral sein. Das erfordert eine sogenannte „Dekarbonisierung“, also die Umstellung der kreisweit eingesetzten Busflotte auf nichtfossile Antriebe. Für die Märkische Verkehrsgesellschaft und ihre Auftragnehmer bedeutet dies einen dringenden Handlungsbedarf.

Als Aufgabenträger ÖPNV hatte der Märkische Kreis 2022 eine Detailanalyse beauftragt. In ihrer Ergebnis-Präsentation im Lüdenscheider Kreishaus skizzierten die Gutachter Jürgen Langwost, Geschäftsführer Technik der European Electrical Bus Company GmbH (eebc), und Maximilian Rohs, Senior Mananger der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH (PwC), die Optionen zur Umsetzung.

Nach den gesetzlichen Vorgaben sollen Neu-Fahrzeuge bereits bis 2025 zu 45 Prozent „sauber“ und mindestens zu 22 Prozent „emissionsfrei“ sein. 2030 beträgt die Quote mindestens 65 Prozent „sauber“ und 32,5 Prozent „emissionsfrei“. Zu den „sauberen“ Antrieben gehören Elektrizität, Wasserstoff, Synthetische Kraftstoffe, Biokraftstoffe, Flüssiggas und Erdgas. Als „emissionsfreie“ Antriebe gelten aktuell ausschließlich Elektrizität und Wasserstoff.

Bei einem Gesamtfuhrpark von 269 Bussen der MVG und ihrer Auftragnehmer sollen bis Ende 2030 insgesamt 87 Fahrzeuge „sauber“ und 87 Fahrzeuge „emissionsfrei“ sein. Im Kreistag wird die Politik nun entscheiden, welche Strategie sie bei der Umsetzung verfolgen möchte. Zu berücksichtigen ist dabei auch der Aufbau einer Ladeinfrastruktur. Während eine elektrische Ladeinfrastruktur gut dezentral und modular in den vorhandenen Depots aufgebaut werden kann, benötigt eine Wasserstoff-Tankstelle große Lagerkapazitäten und Umbauten, die schlecht in die vorhandenen Depots eingebaut werden können und hohe Investitionen erfordern. Die Gutachter empfahlen, sich bei der Anschaffung neuer „emissionsfreier“ Fahrzeuge zunächst auf E-Fahrzeuge zu konzentrieren und jetzt so viele Fördermittel wie möglich zu beantragen. Die Entscheidung ob, und wenn ja in welchem Umfang, Wasserstoff als Antriebstechnologie beispielsweise in einer Mixvariante mit eingesetzt wird, kann zu einem späteren Zeitpunkt noch entschieden werden und ist somit für die Zukunft noch nicht vom Tisch.

 Jochen Schröder, Geschäftsführer der Gesellschaft für Struktur- und Wirtschaftsförderung (GWS), referierte im Ausschuss über die Verfügbarkeit von Industrie- und Gewerbeflächen im Märkischen Kreis, die aus seiner Sicht die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Industriestandorts in Frage stellt. In Zusammenarbeit mit allen Städten und Gemeinden dokumentiert und analysiert die GWS das Flächenangebot seit 2014. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Zum Stichtag 31. Dezember 2022 steht dem Markt langfristig ein Flächenvorrat in Höhe von 52,5 Hektar zur Verfügung. Zum Vergleich: Allein im vergangenen Jahr veräußerten die Kommunen kreisweit 17 Gewerbeflächen mit einer Größe von insgesamt 14,6 Hektar. Es ist anzunehmen, dass es in den kommenden Jahren zu einer weiteren Verknappung der Flächen kommen wird. Nach Auffassung von Jochen Schröder könne nur im nördlichen Kreisgebiet eine leichte Entspannung durch das Mendener Gewerbegebiet „Hämmer II“ eintreten. Selbst in den interkommunalen Gewerbegebieten Rosmart und Grünewald schrumpft das Angebot. Im Gewerbepark Rosmart stehen aktuell noch 13 Hektar zur Verfügung; in Grünewald sind es knapp vier Hektar.

Sofort verfügbare kommunale Gewerbeflächen gibt es darüber hinaus in Iserlohn (2,7 ha), Herscheid (1,9 ha), Werdohl (1,8 ha), Nachrodt-Wiblingwerde (1,2 ha), Altena (0,3 ha) und Kierspe (0,2 ha). Viele Kommunen können die Bedarfe der vorhandenen Unternehmen nach Erweiterungs- und Verlagerungsflächen nicht mehr bedienen, oder entsprechende Flächen für Neuansiedlungen bieten. Verschärft hat sich die Situation noch durch die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 und die Sperrung der A 45-Talbrücke Rahmede. Bei der Lösung des Problems ist die Reaktivierung von Brachflächen nach Einschätzung der GWS nur ein kleiner Baustein. In Kooperation mit den Kommunen wurde ein Brachflächenpotenzial von 43 Hektar identifiziert. Davon haben aus Sicht der Städte und Gemeinden allerdings nur etwa 21 Hektar eine realistische Reaktivierungsperspektive für eine gewerbliche Nachnutzung.

Um den derzeitigen Mangel an verfügbaren Flächen zu überwinden, empfahl der Struktur- und Wirtschaftsausschuss, den Handlungsempfehlungen der GWS zu folgen. So soll der Dialog zwischen den Kommunen im Märkischen Kreis, der Kreisverwaltung und der GWS, der mit der Erarbeitung des Gewerbeflächenkonzepts begonnen hat, konsequent und weiterhin konstruktiv fortgesetzt werden. Gefordert ist auch die Initiierung neuer Diskussionsprozesse zur zukünftigen Flächenentwicklung mit der Bezirksregierung Arnsberg und dem Land NRW.

Nach Vorstellung der GWS sollen zukünftige Gewerbegebiete digital, smart, ressourcenschonend und effiziert sein. Themen wie flächensparendes Bauen, die gemeinsame Nutzung von zentraler Infrastruktur oder die Bündelung von Warenströmen sollen sich in Entwicklungsplänen wiederfinden. Der Gewerbepark Hämmer-Süd in Menden könne hier als Pilotprojekt dienen. Während des Regionalplanverfahrens sollen neue Industrie- und Gewerbeflächen zur Deckung der Flächenbedarfe der Unternehmen im Märkischen Kreis sowie potentieller Neuansiedlungen ausgewiesen werden. Dafür werden Kreisverwaltung und GWS auf die Bezirksregierung Arnsberg zugehen.

Pressekontakt: Ursula Erkens 02351 9666149


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Die Dekarbonisierung der Busflotte der MVG und ihrer Auftragnehmer war Thema im Struktur- und Wirtschaftsausschuss des Kreises. Foto: MVG/Märkischer Kreis

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Die Dekarbonisierung der Busflotte der MVG und ihrer Auftragnehmer war Thema im Struktur- und Wirtschaftsausschuss des Kreises. Foto: MVG/Märkischer Kreis