Meldungsdatum: 22.03.2023
Fritz Pitz (* Bocholt 19.3.1923, † ebd. 1.2.2006) suchte den Ausdruck: In den Augen und Gesichtern seiner Portraitierten, in Raumwirkungen, in der Tiefe des Schattens oder im Fokus des Tageslichts. Er wollte die Menschen, die er fotografierte sehen und zeigen, wie sie sind. Er wollte ihre Wahrheit und das Individuum festhalten. Pitz Künstlerportraits bleiben im Gedächtnis, sind schlicht, schwarz/weiß, unaufdringlich und dennoch lassen sie den Betrachtenden nicht gehen. Sie laden ihn oder sie dabei aber nicht nur ein, sondern zwingen förmlich zur Auseinandersetzung. Durch direkten Augenkontakt mit den Portraitierten, großformatigen Drucken, einer mit Spiegeln komponierten Tageslichtstimmung sind seine Arbeiten bemerkenswert Ausdrucksstark. Nichts ist wirklich zufällig und dennoch wirken gerade seine Portraits und seine Atelieraufnahmen völlig authentisch und momenthaft.
Diese Art der Fotografie, auf die er sich nach seinem Besuch der Schule für Handwerk in Weimar immer stärker fokussierte, machte Fritz Pitz weltberühmt. Im Laufe seines Lebens nahm er viele herausragende Persönlichkeiten auf, darunter Salvadore Dali, Joseph Beuys, Henry Moore und Willy Brandt. Seine künstlerischen Photographien wurden seit 1948 auch immer wieder in Deutschland und bei internationalen Einzelausstellungen sowie Ausstellungsbeteiligungen wie z.B. in Kopenhagen (1955), Lissabon (1957), beim 3rd World Photographic-Contest in Pakistan (1959/60), Versailles (1965), im Pariser Louvre (1970), im Museum Ludwig in Köln (1991/92) sowie im Cobra-Museum für Moderne Kunst in Amstelveen (1998) präsentiert. Bei verschiedenen Ausstellungen erhielt er mehrmals erste Preise für das beste Portrait.
Fritz Pitz gehörte seit 1955 der Royal Photographic Society (RPS) of Great Britain an. Hier verlieh man ihm 1961 auch den Titel “A.R.P.S.” Darüber hinaus war Fritz Pitz seit 1960 Mitglied im Club Internationaler Photographen, seit 1978 ordentliches Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie, ehe er 1981 zum Mitglied der internationalen Akademie der Bildenden und Schönen Künste zu Altenberg berufen wurde. 1990 folgte schließlich die Aufnahme auf Lebenszeit in die Freie Deutsche Akademie der Wissenschaften und Künste in Bonn. 1976 hatte Fritz Pitz einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Dortmund im Fachbereich Design angenommen und fünf Jahre später den Titel eines Professors erhalten. 1988 gaben das Museum Ludwig der Stadt Köln und Bocholter Stadtmuseum einen Bildband mit einigen seiner bekannten Künstlerportraits heraus. 1962 erhielt er in Budapest die Goldene Joseph-Petzval-Medaille.
Doch nicht nur die Fotografie begleitete ihn. Auch das Medium Malerei und die Frage der Überschneidungen beider Techniken blieben über viele Jahrzehnte Teil seines Lebens. So experimentierte er bereits Ende der 50er Jahre mit sogenannten Fotobildern. Dabei verwendete er Emulsionen aus Chemikalien, um Strukturen und Formen auf großformatigen Gelatineplatten herzustellen. Diese Arbeiten stellen einen Brückenschlag zwischen Fotografie und Malerei dar und erlaubten es Pitz seiner Kreativität völlig freien Lauf zu lassen. Während diese Kreativität bei seiner Fotografie nur eingeschränkt möglich war, konnte er sich nun völlig frei von Motiv und Szenerie bewegen. Und genau diese Freiheit lässt sich auch in seiner Malerei beobachten: Abstrakte Formen, surreale Motive und kontraststrake Farbgebung zeigen einen Künstler im Prozess. Pitz ließ sich nicht festlegen – er ließ sich auf den Prozess des Malens ein.
Fritz Pitz führte bis zuletzt sein photographisches Atelier in der Bismarckstraße. Pitz hatte zwar immer ein zwiespältiges Verhältnis zu seiner Heimatstadt, lebte hier aber dennoch bis zu seinem Tod im Jahr 2006. Die Stadt Bocholt ehrte ihn im Jahre 1983 mit der Stadtplakette in Bronze und 1998 mit der Verleihung des Ehrenringes seiner Heimatstadt. Zudem wurden seine gesammelten fotografischen, wie künstlerischen Arbeiten erneut im Jahr 2006 in Bildbänden veröffentlicht.
Pressekontakt: Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de
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